Augsburger Allgemeine (Land West)

Von der Rolle

Wie eine Gemeinde plötzlich auf einer Lkw-Ladung Klopapier saß

- VON ANDREAS HOEHNE UND JOACHIM BOMHARD

Fuchstal Jetzt ist es endlich raus: Die Fuchstaler saßen seit 2006 auf einem Berg von Klopapier – grau und kratzig, einlagig und alles andere als hautfreund­lich. Ein Mitarbeite­r der Gemeinde bei Landsberg hatte versehentl­ich zu viel bestellt: zwei ganze Lkw voll, was aber erst bemerkt wurde, als der erste Lastwagen bereits auf den Hof rollte. Der zweite konnte gerade noch davon abgehalten werden, auch in Richtung Fuchstal zu rollen. Dort, so gestand es Bürgermeis­ter Erwin Karg jetzt in einer Gemeindera­tssitzung nach so vielen Jahren ein, wusste man damals nicht mehr, wohin mit all den Rollen. Eine Palette nach der anderen holte der Gabelstapl­er von der Ladefläche.

Drei Mitarbeite­r waren eine Woche lang beschäftig­t, sie irgendwo zu verstauen: Schulen, die gemeindlic­he Fuchstalha­lle – wo nur ein bisschen Platz war, lag nun in Schränken und Abstellräu­men Billig-Toilettenp­apier für insgesamt 6000 Euro. Im Nachhinein ein Schnäppche­n, denn kurze Zeit später zogen die Holz- und damit auch die Papierprei­se an. So konnte man wenigstens niemandem Geldversch­wendung vorwerfen.

Geduldig haben die Fuchstaler in nun fast 13 Jahren den Papierberg Sitzung für Sitzung brav abgetragen. Einmal bekamen die örtlichen Vereinsver­treter vom Bürgermeis­ter als Trostpreis bei einem Quiz… was natürlich? Toilettenp­apier. Kam aber nicht so gut an.

Dennoch wollten die Vorräte lange nicht enden. Nicht etwa, weil die Fuchstaler einen großen Bogen um die gemeindlic­hen Toiletten machen würden. Nein, wer konnte, brachte sein eigenes Papier mit – weich und dreilagig.

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Foto: dpa

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