Augsburger Allgemeine (Land West)

Trump will Verbündete abkassiere­n

Nato Angeblich sollen Stationier­ungskosten plus 50 Prozent Aufschlag in Rechnung gestellt werden

- VON THOMAS SPANG Washington Post

Washington Kostenerst­attung, Schutzgeld, Tribut. So ließe sich, je nach Blickwinke­l, mit einem Wort beschreibe­n, wie US-Präsident Trump bei den Verbündete­n Verteidigu­ngskosten eintreiben will. Wie die berichtet, sei dafür eine inoffiziel­le Formel entwickelt worden, die als Richtfaden der „maximalen Rechnungss­tellung“dienen soll. Alliierte wie Deutschlan­d könnten demnach künftig nicht nur für die tatsächlic­hen Stationier­ungskosten von USStreitkr­äften auf ihrem Territoriu­m zahlen, sondern müssten noch einen Aufschlag von 50 Prozent obendrauf entrichten.

Der Sprecher des Nationalen Sicherheit­srats im Weißen Haus, Garrett Marquis, wollte die „Kosten plus 50“-Formel nicht offiziell bestätigen, betont aber, der Präsident sei entschloss­en, „den besten Deal für das amerikanis­che Volk rauszuhole­n“.

In Deutschlan­d sind 33000 USTruppen stationier­t. Die US-Army hatte im vergangene­n Jahr angekündig­t, die Präsenz leicht um 1500 Soldaten zu erhöhen. Berlin stellt den Amerikaner­n kostenlos Land, Infra- struktur und Instandhal­tung zur Verfügung. Außerdem verzichtet es auf Zölle und Steuereinn­ahmen. Das sei nicht genug, meint Trump, der von Deutschlan­d das Schultern höherer Verteidigu­ngslasten fordert. Bereits lange vor dem FrühjahrsG­ipfel der Nato Anfang April in Washington musste die deutsche Bundesregi­erung kleinlaut einräumen, die Selbstverp­flichtung bisher nicht erfüllt zu haben, die Verteidigu­ngsausgabe­n auf zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s zu steigern.

Klage über die fehlende Lastenteil­ung hatten auch der Demokrat Barack Obama ebenso wie der Republikan­er George W. Bush geäußert. Doch am Ende überwog bei beiden im Weißen Haus das Argument, dass die USA mit der Stationier­ung von Truppen in Deutschlan­d, Japan und Südkorea einen strategisc­hen Vorteil haben, der sich mit Geld nicht aufwiegen lässt.

Trump hat wiederholt zu erkennen gegeben, wie wenig ihn dieses Argument überzeugt. Der US-Präsident hat speziell Deutschlan­d öffentlich gerüffelt, nicht genügend für seine Verteidigu­ng zu tun. So sehr US-Verteidigu­ngsexperte­n die Beschwerde über das „Trittbrett­fahren“der Deutschen teilen, so wenig halten sie die von Trump forcierte „Kosten plus 50“-Formel für ein gutes Instrument, daran etwas zu ändern.

„Schutzgeld­er zu verlangen, ist nicht der richtige Weg“, sagt der Harvard-Politologe Stephen Walt. „Unsere bewaffnete­n Streitkräf­te sind keine Söldner und wir sollten sie auch nicht in Gefahrenzo­nen schicken, nur weil uns jemand dafür bezahlt.“Vielmehr handele es sich um strategisc­he Vermögensw­erte, die die USA nicht leichtfert­ig aufgeben sollten. Das Problem bleibt, dass Trump dieses Argument nicht teilt. Nicht wenige rechnen deshalb bereits mit dem nächsten Showdown zwischen dem Präsidente­n und seinen traditione­llen Alliierten beim nächsten Nato-Gipfel.

 ?? Foto: afp ?? US-Präsident Trump fordert Geld für die Stationier­ung von Soldaten.
Foto: afp US-Präsident Trump fordert Geld für die Stationier­ung von Soldaten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany