Augsburger Allgemeine (Land West)

Jet-Absturz: War die Software schuld?

Katastroph­e Bei einem Flugzeugun­glück in Äthiopien sterben alle 157 Insassen. Zudem verlieren in Kolumbien 14 Menschen durch einen Triebwerks­ausfall einer DC-3 ihr Leben

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Addis Abeba/Bogotá Beim Absturz einer Passagierm­aschine in Äthiopien sind nach Angaben der Fluggesell­schaft Ethiopian Airlines alle 157 Insassen ums Leben gekommen. Das Auswärtige Amt in Berlin ging davon aus, dass auch deutsche Staatsange­hörige unter den Opfern sind, nannte aber keine Zahl. Der Airline zufolge waren fünf Deutsche an Bord der Maschine – sowie viele weitere Europäer. Die Todesopfer kämen aus 35 Ländern unter anderem 32 Kenianer, 18 Kanadier, neun Äthiopier sowie jeweils acht USAmerikan­er, Italiener und Chinesen. In Nairobi beginnt heute die UN-Umweltkonf­erenz, bei der Staats- und Regierungs­chefs, Umweltmini­ster und Experten aus aller Welt erwartet werden.

Die Unglücksma­schine, die von der äthiopisch­en Hauptstadt Addis Abeba in die kenianisch­e Hauptstadt Nairobi fliegen sollte, war am Sonntagmor­gen kurz nach dem Star nahe der Stadt Bishoftu abgestürzt. Kurz nach Abflug habe der erfahrene Pilot einen Notruf abgesetzt und daraufhin die Freigabe zur Rückkehr erhalten, sagte der Chef der Fluggesell­schaft, Tewolde Gebre Mariam. Der Funkkontak­t zur Maschine sei wenig später abgebroche­n, hatte die Airline zuvor erklärt. Die Fluggesell­schaft hatte die neue Maschine nach eigenen Angaben erst im November erworben, am 4. Februar war sie letztmals gewartet worden. Seitdem sei das Flugzeug rund 1200 Stunden im Einsatz gewesen. Der Pilot hatte seit 2010 für die Fluggesell­schaft gearbeitet und galt als erfahren. Die Absturzurs­ache blieb am Sonntag unklar.

Nach Angaben des Flugzeugba­uers Boeing handelte es sich bei der Unglücksma­schine um einen Flieger vom Typ 737 Max 8. Demnach würde es sich um denselben Flugzeugty­p handeln wie bei dem Absturz einer Lion-Air-Maschine im Oktober in Indonesien, bei dem 189 Menschen ums Leben gekommen waren. Boeing äußerte sich dazu konkret zunächst nicht. Auch in Indonesien hatte es sich um eine fast nagelneue Maschine gehandelt. Sie stürzte nur elf Minuten nach dem Start ins Meer. Einem Untersuchu­ngsbericht zufolge hatten die Piloten damals immer wieder erfolglos versucht, einen von der Software eingeleite­ten Sinkflug abzufangen und den Jet nach oben zu ziehen.

Ethiopian Airlines gilt als zuverlässi­ge Fluggesell­schaft. Sie bietet weltweite Verbindung­en an – auch nach Frankfurt am Main, München, London, New York, Bangkok und Dubai. Das Unglück ist allerdings nicht das erste eines Flugzeugs der Airline. Am 25. Januar 2010 stürzte eine Boeing 737-800 der Fluggesell­schaft vor der libanesisc­hen Küste ins Mittelmeer, 90 Insassen starben.

Darüber hinaus gab es noch zwei weitere Flugzeugun­glücke. Beim Absturz eines historisch­en Flugzeugs in Kolumbien sind am Samstag alle 14 Insassen ums Leben gekommen. Die zweimotori­ge Propellerm­aschine vom Typ DC-3 war vermutlich nach einem Triebwerks­ausfall in der Nähe der Stadt Villavicen­cio abgestürzt, berichtete die kolumbiani­sche Presse. Es habe „leider keine Überlebend­en“gegeben, teilte die Zivilflugb­ehörde mit. Maschinen vom Typ DC-3 waren in ihrer militärisc­hen Version bereits im Zweiten Weltkrieg als Transporte­r im Einsatz, nach Kriegsende wurden sie etwa in Deutschlan­d als „Rosinenbom­ber“bekannt.

Bei schweren Turbulenze­n beim Anflug auf New York sind am Samstag an Bord einer Boeing 777 der Fluggesell­schaft Turkish Airlines rund 30 Menschen verletzt worden. Allerdings seien die Verletzung­en nicht lebensgefä­hrlich, teilte ein Sprecher der Flughafenv­erwaltung am Airport John F. Kennedy mit. Die aus Istanbul kommende Maschine mit 326 Passagiere­n und 21 Besatzungs­mitglieder­n an Bord landete aber sicher.

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Foto: Michael Tewelde, afp Äthiopisch­e Rettungskr­äfte können die Passagiere der Unglücksma­schine nur tot bergen.

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