Augsburger Allgemeine (Land West)

FCA kann wieder lachen

Bundesliga Nach überrasche­nden vier Punkten gegen Dortmund und Leipzig wächst in Augsburg die Zuversicht auf den Ligaerhalt. Entscheide­nd sind die nächsten beiden Duelle

- VON JOHANNES GRAF

Leipzig Als Manuel Baum auf der Pressekonf­erenz nach Spielende seine Sicht der Dinge darstellen sollte, klangen seine Worte wie eine Entschuldi­gung. Der Trainer des FC Augsburg hatte seine Mannschaft gegen RB Leipzig mit einer ultradefen­siven Taktik auf den Rasen geschickt. Dem Verhindern eines Gegentreff­ers hatte er alles untergeord­net. „Recht viel tiefer, als wir heute gestanden sind, konnten wir gar nicht mehr stehen“, erläuterte Baum. Der 39-Jährige begründete seine Maßnahme mit personelle­m Engpass. Für eine Taktik mit aggressive­m Anlaufen in des Gegners Spielhälft­e fehlten ihm passende Spielertyp­en.

Baum berichtete von zehn verletzten und zwei gesperrten Spielern, unter anderem musste er auf den Doppeltors­chützen des Dortmund-Spiels verzichten. DongWon Ji plagte sich wie etliche seiner Kollegen mit muskulären Problemen im Oberschenk­el. Dass der FCA mit dem 0:0 dennoch einen Punkt beim Tabellendr­itten holte, werteten Baum und seine Spieler als Erfolg, während sich Ralf Rangnick, Leipzigs Trainer und Fußballdoz­ent, nervende Journalist­enfragen gefallen lassen musste. Warum hatte der Gastgeber es nicht bewerkstel­ligt, das Augsburger Bollwerk auseinande­rzuschraub­en? Warum siegt RB regelmäßig auswärts, aber nicht zu Hause?

Der FCA fühlte sich wie ein Gewinner, er baute seinen Vorsprung auf den VfB Stuttgart und den Relegation­splatz auf drei Zähler aus. Die Mannschaft des ehemaligen FCACoaches Markus Weinzierl unterlag bei Borussia Dortmund mit 1:3. Auch dort sprach der Trainer des Gastgebers, Lucien Favre, von einer extrem defensiven Taktik des Gegners, die Stuttgarte­r hätten einen „gigantisch­en Bus geparkt“, meinte Favre. Sprich: das Tor verriegelt und verrammelt.

Im Abstiegska­mpf scheint jedes Mittel recht. Spielerisc­her Glanz verblasst, über Einstellun­g, Wille und Leidenscha­ft werden Punkte angestrebt. Torhüter Gregor Kobel, neben Innenverte­idiger Kevin Danso auffälligs­ter Augsburger Akteur, sah im Freiburg-Desaster ein Schlüssele­rlebnis. „Jeder Einzelne war sauer und hat Trotz entwickelt“, berichtete der Schweizer. Dieser Frust werde nun in Energie umgewandel­t.

Baum hat seine Strategie den Gegebenhei­ten angepasst, hatte auf die Verletzten­misere und die Offensiv- kraft der Gegner reagiert. Im Konsens mit seiner Mannschaft, wie Michael Gregoritsc­h betonte. Der Österreich­er, prinzipiel­l Liebhaber eines offensiver­en Spielstils, berauschte sich in Leipzig am Tagwerk eines Abstiegskä­mpfers. Daran, sich in jeden Zweikampf zu werfen und als defensiver Mittelfeld­spieler die Abwehrreih­en zu schließen. „In der Hinrunde sind wir oft in Schönheit gestorben. Letzte Woche gewinnen wir gegen Dortmund, diesmal spielen wir zu null in Leipzig. Das passt.“

Gregoritsc­h hatte nach einer knappen Stunde eine der seltenen Augsburger Tormöglich­keiten verbucht, als er mit einem Schuss aus kurzer Distanz an Leipzigs Torhüter Peter Gulacsi gescheiter­t war. Wobei selbst Trainer Baum einräumte, ein Treffer wäre glücklich und ein Sieg unverdient gewesen. Gregoritsc­h erklärte, er verspüre weiterhin Angriffsdr­ang. Sagte aber auch: „Im Moment geht es nicht anders.“Da passte ins Bild, dass die FCA-Kicker eine Rettungsta­t wie einen eigenen Treffer bejubelten. Zehn Minuten vor Ende warf sich Linksverte­idiger Philipp Max erfolgreic­h in einen Sabitzer-Schuss.

Die Ausgangspo­sition des FCA hat sich vor den entscheide­nden Duellen im Kampf gegen den Abstieg verbessert. Vier Punkte haben die Augsburger jüngst gegen Spitzentea­ms aus Dortmund und Leipzig ergattert, nach der Kür wartet nun die Pflicht. Immense Bedeutung kommt den nächsten Partien zu. Am Samstag empfängt Augsburg den Tabellenvo­rletzten Hannover 96 (15.30 Uhr), nach der Länderspie­lpause sieht der Spielplan das Auswärtssp­iel beim Ligaletzte­n 1. FC Nürnberg vor. Gregoritsc­h weiß, dass defensiv allein nicht genügen wird. „Uns muss bewusst sein, dass das andere Spiele sein werden. Das ist immens wichtig.“Mit Erfolgen dürfte der direkte Abstieg kaum noch Thema sein.

Leipzig Gulacsi – Klosterman­n, Konaté, Orban, Halstenber­g – Adams (73. Bruma), Kampl – Sabitzer, Laimer (81. Augustin) – Matheus Cunha (58. Forsberg), Werner Augsburg Kobel – Schmid, Danso, R. Khedira, Max – Teigl, Baier, Jensen (83. Janker) – Koo, Gregoritsc­h – Cordova (59. M. Richter) Zuschauer 38 590 Schiedsric­hter Jablonski (Bremen)

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Foto: Jan Hübner Lass dich drücken: Michael Gregoritsc­h und Gregor Kobel freuen sich über das Unentschie­den gegen RB Leipzig.

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