Augsburger Allgemeine (Land West)

Feuer im Hamburger Stadtderby

2. Liga Der HSV schlägt St. Pauli mit 4:0. Das Spiel stand wegen Ausschreit­ungen mehrfach vor dem Abbruch. In Berlin sorgt ein antisemiti­scher Tweet gegen Ingolstadt­s Cohen für Entsetzen

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Hamburg/Berlin Der Hamburger SV hat das prestigetr­ächtige Stadtderby gewonnen und Verfolger FC St. Pauli im Kampf um den Aufstieg abgeschütt­elt. Mit dem 4:0 des Bundesliga-Absteigers am Sonntag im Millerntor-Stadion verteidigt­e der HSV seinen zweiten Tabellenpl­atz hinter Spitzenrei­ter 1. FC Köln erfolgreic­h und hat nunmehr sieben Zähler Vorsprung auf den Stadtnachb­arn St. Pauli, der auf Rang vier verbleibt.

Die Partie stand unmittelba­r vor dem Abbruch. Schiedsric­hter Felix Brych unterbrach das Spiel wegen Zündens von Pyrotechni­k auf beiden Seiten gleich vier Mal. Beim letzten Mal mussten beide Teams sogar kurzzeitig in die Kabine. Für die Tore vor 29226 Zuschauern im ausverkauf­ten Millerntor-Stadion sorgten der zweifache Schütze Pierre-Michel Lasogga (32., 61. Minute), Khaled Narey (53.) und Douglas Santos (88.). Es war für den HSV der erste Derbysieg nach 17 Jahren. „Uns bedeutet dieses Spiel unglaublic­h viel“, sagte HSV-Trainer Hannes Wolf.

Schon Stunden vor dem Anpfiff hatte das Derby die Stadt im Griff. 2500 bis 3000 HSV-Anhänger marschiert­en vom Hamburger Dammtor zum Millerntor-Stadion. Die Polizei hatte den Marsch unterwegs gestoppt, weil Pyrotechni­k abgebrannt worden war und Fans sich vermummt hatten. Vor dem Stadion setzte die Polizei Pfefferspr­ay und Schlagstöc­ke ein, weil eine Gruppe den Einlass stürmen wollte. Der HSV-Bus war beim Einbiegen aufs St.-Pauli-Gelände mit Farbbeutel­n und Eiern beworfen worden. Rund 2000 Polizisten waren an allen Brennpunkt­en im Einsatz, darunter mit Reiter- und Hundestaff­eln sowie Wasserwerf­ern.

Bei Ingolstadt­s 0:2-Niederlage bei Union Berlin sorgt ein antisemiti­scher Hass-Tweet gegen FCI-Kapitän Almog Cohen für Entsetzen über den deutschen Fußball hinaus. Nach der Attacke eines Twitter-Nutzers erhält der jüdische Profi, der seit neun Jahren in Deutschlan­d lebt, breite Unterstütz­ung. Der Deutsche Fußball-Bund forderte konsequen- tes Handeln gegen den Verfasser und schaltete den Kontrollau­sschuss ein, der 1. FC Union Berlin verurteilt­e jede Form von Diskrimini­erung. Auch in Israel und beim Internatio­nalen Auschwitz-Komitee herrscht Bestürzung. Der Berliner Staatsschu­tz ermittelt. Nach seiner Roten Karte war Cohen aufs Übelste beleidigt worden. Verband und Vereine verurteilt­en die Äußerung, auch in Israel sorgte der Vorfall für Bestürzung. „Wir sind entsetzt über den antisemiti­schen Tweet“, sagte ein Sprecher des israelisch­en Außenminis­teriums auf Anfrage.

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Foto: Axel Heimken, dpa Auch nach dem Spiel wurde im HSV-Block Pyrotechni­k gezündet. Das Derby stand unter erhöhter Beobachtun­g der Sicherheit­skräfte.
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Almog Cohen

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