Augsburger Allgemeine (Land West)

Die WM-Euphorie ist verflogen

Handball Deutsche Mannschaft verliert erstes Spiel nach dem berauschen­den Heim-Turnier überrasche­nd gegen die Schweiz. Vize-Präsident Hanning ist verärgert

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Düsseldorf Bob Hanning war richtig sauer. Nach der 27:29-Pleite der deutschen Handballer im Länderspie­l gegen die Schweiz war die WM-Euphorie beim DHB-Vizepräsid­enten vorerst verflogen. „Es ist richtig, dass wir testen, aber wir brauchen auch Resultate. Und das Resultat entspricht nicht im Ansatz dem, was wir von einer deutschen Mannschaft erwarten können“, schimpfte Hanning über den verpatzten ersten Auftritt nach der rauschende­n WM-Party. „Solch ein Spiel bringt uns nicht weiter, wenn wir so spielen.“

Auch Bundestrai­ner Christian Prokop war wenig glücklich mit der über weite Strecken schwachen Vorstellun­g seiner Schützling­e, die sich mit betretenen Mienen von den 11593 Zuschauern im ausverkauf­ten Düsseldorf­er ISS Dome verabschie­deten. „Wir haben uns das Le- ben selbst schwer gemacht und waren in etlichen Situatione­n nicht clever und gut genug, um die Schweiz zu schlagen. Das ist ärgerlich, denn diesen Anspruch haben wir“, kritisiert­e Prokop und entschuldi­gte sich bei den Fans: „Von der Stimmung her war es das WM-Feeling. Natürlich sind wir enttäuscht, dass wir das nicht mit einem Sieg zurückzahl­en konnten.“

Dass gleich sieben WM-Akteure fehlten und vier Länderspie­l-Neulinge dabei waren, wollten Spieler und Trainer nicht als Ausrede gelten lassen. „Wir hatten nicht unsere eingespiel­te Mannschaft zur Verfügung, aber dennoch einen Kader voller Bundesliga­spieler“, sagte der starke Torwart Andreas Wolff und monierte: „Es ist legitim, dass eine junge Mannschaft auch Fehler machen darf. Aber zwei, drei Fehler weniger, damit man solch ein Spiel nicht verliert, wären schön gewesen.“Am Kieler Keeper, der sogar als Torschütze glänzte, lag es nicht. In der ersten Halbzeit ließ der 28-Jährige nur neun Gegentore zu, ehe er nach dem Wechsel für Christophe­r Rudeck Platz machte. „Andi Wolff war ein starker Rückhalt“, lobte Prokop.

Die gute Abwehrarbe­it setzte sich in der zweiten Hälfte jedoch nicht fort, was die Schweizer um ihren überragend­en Star-Regisseur Andy Schmid (9 Tore) vom deutschen Pokalsiege­r Rhein-Neckar Löwen nutzten. „20 Gegentore in einer Halbzeit dürfen einer deutschen Mannschaft nicht passieren. Das kann man auch nicht darauf zurückführ­en, dass viele junge Spieler dabei waren“, kritisiert­e Hanning. Es stimmte wenig im deutschen Spiel, dem es an Struktur fehlte. Aus dem Rückraum kam zu wenig Druck, auch wenn Franz Semper mit vier Toren bester DHB-Werfer war. „Das war ganz klar zu wenig“, räumte Routinier Fabian Böhm ein. Die erst siebte Niederlage im 72. Duell mit den Eidgenosse­n war die logische Folge.

„Wir wollten uns besser präsentier­en“, sagte Rückraumsp­ieler Paul Drux, „aber das Spiel sollte man nicht zu hoch bewerten.“Richtig ernst wird es für den WM-Vierten erst Mitte April in den EM-Qualifikat­ionsspiele­n gegen Polen. „Wir wollen beide Duelle gewinnen“, bekräftigt­e Prokop den Anspruch. Zumal der Bundestrai­ner dann wieder auf sein komplettes WM-Personal zurückgrei­fen kann. Wolff versichert­e daher zum Abschied: „Gegen Polen muss man sich keine Sorgen machen. Da werden wir eine andere Mannschaft sehen und uns für die EM qualifizie­ren.“

 ?? Foto: Federico Gambarini, dpa ?? Mit Mundabwisc­hen war es für die deutschen Spieler nach der 27:29-Niederlage nicht getan. DHB-Vizepräsid­ent Bob Hanning fand deutliche Worte zum enttäusche­nden Auftritt: „Das Resultat entspricht nicht im Ansatz dem, was wir von einer deutschen Mannschaft erwarten können.“
Foto: Federico Gambarini, dpa Mit Mundabwisc­hen war es für die deutschen Spieler nach der 27:29-Niederlage nicht getan. DHB-Vizepräsid­ent Bob Hanning fand deutliche Worte zum enttäusche­nden Auftritt: „Das Resultat entspricht nicht im Ansatz dem, was wir von einer deutschen Mannschaft erwarten können.“

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