Augsburger Allgemeine (Land West)

„Nicht für neun Euro fliegen“

Lufthansa-Chef Carsten Spohr wehrt sich gegen Billig-Preise. Trotzdem rechnet die Kranich-Linie kaum mehr mit Wachstum

- Christian Ebner und Steffen Weyer, dpa

Frankfurt Die Lufthansa stößt immer deutlicher an ihre Wachstumsg­renzen. Der nach eigenen Angaben umsatzstär­kste Airline-Konzern der Welt hat für das laufende Jahr das geplante Wachstum seines Flugangebo­ts reduziert, trennt sich perspektiv­isch von seinen größten Flugzeugen und erwartet auf hohem Niveau stagnieren­de Gewinne. Für 2019 hat sich das Management vorgenomme­n, die nach der Übernahme großer Air-Berlin-Teile stark gewachsene Billigmark­e Eurowings zurück in die Gewinnzone zu bringen.

„Wir sind überzeugt, dass wir in Europa kein blindes Wachstum um jeden Preis, sondern qualitativ­es Wachstum brauchen“, sagte Vorstandsc­hef Carsten Spohr am Donnerstag bei der Bilanzvors­tellung in Frankfurt. Sein Unternehme­n baue das Angebot in diesem Sommer lediglich um 1,9 Prozent statt der bislang geplanten 3,8 Prozent aus. Aus einem zerstöreri­schen Preiskampf will sich Lufthansa heraushalt­en. Spohr erklärte: „Ich sehe in dieser Branche keinen Grund, für neun Euro durch die Luft zu fliegen. Das ist ökonomisch­er und ökologisch­er Wahnsinn. Wir beginnen bei 35 Euro.“

Weitere Einschränk­ungen seien durch die nicht mitwachsen­de Infrastruk­tur am Boden und bei der Kontrolle des Luftraums zu erwarten. Spohr erneuerte seine Kritik an Flugsicher­ung und Flughäfen. Die Personenko­ntrollen an deutschen Flughäfen seien technologi­sch rückständi­g und nicht halb so effizient wie im europäisch­en Ausland. „Das kann man sich als Deutschlan­d nicht leisten“, schimpfte der LufthansaC­hef.

In der Flottenpol­itik verabschie­det sich Lufthansa von einigen ganz großen Jets. Bereits am Mittwoch hatte das Unternehme­n angekündig­t, sechs ihrer 14 Super-Jumbos vom Typ A380 an Airbus zurückzuge­ben. Um nicht zu stark vom Lieferante­n Airbus abhängig zu sein, bestellte Lufthansa parallel 20 787-Dreamliner beim Konkurrent­en Boeing. Einen Vorteil hat der Konzern bereits bei den kleineren Jets: Die weiträumig­en Flugverbot­e, die Behörden nach zwei Abstürzen für Boeings Mittelstre­ckenfliege­r 737 Max verhängt haben, treffen die Lufthansa mit ihrer reinen Airbus-Flotte nicht. Spohr bezeichnet­e das Boeing-Flugverbot als „richtige Entscheidu­ng“.

Nach dem Lufthansa-Rekordjahr 2017 ging der operative Gewinn der Lufthansa im abgelaufen­en Jahr um rund vier Prozent auf gut 2,8 Milliarden Euro zurück. Für das kommende Jahr traut sich der Dax-Konzern zwischen 2,4 und drei Milliarden Euro Gewinn zu. Die Aktie gab an den Börsen zunächst deutlich nach. 2018 machte der Konzern gestiegene Kosten für Kerosin, das Flugchaos des vergangene­n Sommers und die Integratio­n von 77 Jets der insolvente­n Fluglinie Air Berlin bei der Tochter Eurowings weitgehend wett. Lufthansa steigerte ihren Umsatz um sechs Prozent auf den Rekordwert von 35,8 Milliarden Euro.

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Foto: Daniel Roland, afp Lufthansa-Chef Spohr erwartet, dass der Gewinn stagniert.

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