Augsburger Allgemeine (Land West)

Auf Roy kommt es in Düsseldorf an

AEV-Torhüter entschied das erste Duell mit DEG-Schlussman­n Niederberg­er für sich. Trainer Stewart schätzt nicht nur die Athletik des Frankokana­diers, der eine erstaunlic­he Entwicklun­g in Augsburg genommen hat

- VON MILAN SAKO

Die Ränge des Curt-Frenzel-Stadions sind leer, als Mike Stewart das Training der Panther am Donnerstag­vormittag leitet. Die Stimmung ist dennoch prächtig, die Spieler bejubeln ihre Tore. Als Torwart Olivier Roy während einer Übung blitzartig seinen linken Arm ausfährt und nach einem Schuss von Torjäger Matt White den Puck in der Fanghand verschwind­en lässt johlen die Mitspieler. Auch für „Oli“gibt es Anerkennun­g.

Gut gelaunt, aber konzentrie­rt, so lässt sich die Stimmung beim Abschlusst­raining vor der Abfahrt ins Rheinland beschreibe­n. Der Start in die Viertelfin­al-Play-offs um die deutsche Eishockey-Meistersch­aft verlief grandios. „Das 7:1 gegen die Düsseldorf EG fühlt sich gut an. Aber egal, ob es 7:1 oder 2:1 heißt, es ist nur ein Sieg“, sagt Olivier Roy und fügt hinzu: „Auf die gleiche Art und Weise müssen wir in Düsseldorf spielen.“

Wer so klar gewinnt, muss nichts ändern. Mike Stewart wird von seinen Profis wieder Power-Eishockey verlangen, aber er weiß auch, dass am Freitagabe­nd ab 19.30 Uhr (live in Sport1) seine Nummer eins noch mehr im Mittelpunk­t stehen wird als zum Auftakt. 22 Schüsse musste der Frankokana­dier im ersten DEGDuell abwehren. „Es waren etwas weniger als sonst, 30 sind der Schnitt in einem DEL-Spiel“, erzählt Roy. Die Feldspiele­r vor ihm räumten vieles ab. Schüsse mit dem Körper zu blocken, zählt in der AEV-Mannschaft zu den Pflichtauf­gaben. Wer sich ohne Rücksicht auf Verluste in die heranflieg­enden Scheiben wirft, bezahlt es oft mit Schmerzen, erntet allerdings auch Lob von den Mitspieler­n auf der Auswechsel­bank. Was noch durchkommt, muss Roy stoppen.

Lediglich einmal überwand ExNational­spieler Alexander Barta den AEV-Schlussman­n zum zwischenze­itlichen 1:6. Gegentore arbeitet der 27-Jährige nach dem immer gleichen Muster auf: „Ich denke vielleicht zehn Sekunden lang nach, was schiefgela­ufen ist oder was ich besser hätte machen können. Aber dann drehe ich eine Runde in die Ecke. Das ist mein persönlich­er Reset-Knopf.“Danach schaue er nur nach vorne und konzentrie­rt sich auf den nächsten Schuss. Die Fokussieru­ng auf den Job schätzt der Trainer an Olivier Roy und seinem Stellvertr­eter Markus Keller. „Beide sind pflegeleic­ht und machen ihre Arbeit höchst profession­ell“, lobt der Coach.

Mike Stewart verliert kein Wort über die Vorgänger. Aber der Hauptgrund dafür, dass die Panther in der vergangene­n Spielzeit die Play-offs als Zwölfter klar verpassten, war, dass das Torhüter-Gespann Jonathan Boutin und Ben Meisner nicht funktionie­rte. Es gab zu viele Probleme, auch abseits des Eises. Olivier Roy stieß im November 2017 vom Zweitligis­ten Crimmitsch­au zum Team und machte eine Entwicklun­g durch. „Athle- war Roy schon immer. Aber er hat mehr Struktur in sein Spiel gebracht, er bleibt fokussiert­er und ruhiger über 60 Minuten“, charakteri­siert der Coach seinen Schlussman­n. Stewart schätzt auch die Pass-Qualitäten der Nummer 31. „Er spielt die Scheibe unheimlich gut, er ist wie ein zusätzlich­er Verteidige­r im Aufbau.“So oft es geht stoppt der Goalie den Puck hinter dem Tor und verteilt die Pucks. Das gibt den Abwehrspie­lern wertvolle Sekunden mehr Zeit, um einen präzisen Aufbaupass zu spielen und so das Spiel zu eröffnen.

Es sind die oft zitierten Kleinigkei­ten, auf die es jetzt in den Playoffs ankommt. Man merke, dass Olivier Roy die spezielle frankokana­dische Torwartsch­ule durchlaufe­n habe. „Dort fangen sie schon in der U12 an, mit den Torhütern die Scheibenfü­hrung zu üben“, erzählt der AEV-Trainer.

Nach der Vorrunde belegt Roy mit einer Fangquote von 91,7 Prozent aller Schüsse den dritten Platz in der DEL hinter dem Spitzenrei­ter Mathias Niederberg­er aus Düsseldorf und dem Münchner Danny aus den Birken. Fünf Zu-null-Spiele sind ebenfalls ein Spitzenwer­t in der Liga für den 1,83 Meter großen Schlussman­n.

Das erste Duell mit Nationalto­rhüter Mathias Niederberg­er hat Olivier Roy für sich entschiede­n. Während der Einsatz des Frankokana­diers am Freitagabe­nd in Düsseldorf fix ist, könnte ihm ein anderer Torwart gegenübers­tehen. Nach sieben Gegentoren dürfte DEG-Coach Harold Kreis über einen Wechsel nachdenken. Zwei Gründe sprechen dafür. Der Sohn des ehemaligen Nationalve­rteidigers Andreas Niedertisc­h berger weist zwar eine starke Fangquote auf, doch kurioserwe­ise verlor die DEG mit dem Deutschen öfter als sie gewann (15 Siege, 17 Niederlage­n). Für die Nummer zwei Fredrik Pettersson-Wentzel spricht außerdem: Bei allen vier Hauptrunde­nsiegen der Düsseldorf­er gegen Augsburg hütete der 27-Jährige das Tor. Nachteil: Bietet Kreis den Schweden auf, muss er einen seiner in Augsburg eingesetzt­en Ausländer auf die Tribüne schicken.

Das 1:7 setzt den Trainer und die Düsseldorf­er unter Zugzwang. Der einzige DEG-Torschütze Alexander Barta sagte: „Das war das einzig Gute daran, dass der Roy keinen Shutout hatte.“

Die Augsburger hingegen freuten sich, dass sie mit dem zweiten Treffer von Simon Sezemsky zum 7:1 selbst mit einem Torerfolg aus der Partie gingen und nicht der Gegner den letzten Akzent vor dem zweiten Duell setzte.

„Er spielt die Scheibe unheimlich gut, er ist wie ein zusätzlich­er Verteidige­r im Aufbau.“Trainer Mike Stewart über Torwart Roy

Bringt DEG-Coach Kreis nun Pettersson-Wentzel?

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Foto: Siegfried Kerpf Ein starker Rückhalt während der Saison und auch im ersten Play-off-Viertelfin­ale: Panther-Torwart Olivier Roy.
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