Augsburger Allgemeine (Land West)

Gymnasien

Socken, Spenden, Fluchtgesc­hichten

- VON MIRIAM ZISSLER

In P-Seminaren widmen sich Oberstufen­schüler an Gymnasien einem besonderen Projekt. Das Seminar soll zur Studien- und Berufsorie­ntierung dienen – dabei werden Firmen gegründet, Spenden gesammelt oder auch ein Hörbuch erstellt.

Mit ihrem Hörbuch „Fluchtgesc­hichten“wurde das P-Seminar Sozialkund­e des Peutinger-Gymnasiums nun mit zwei weiteren Beiträgen – „Virtuelle Welten“vom Bernhard-Strigel-Gymnasium Memmingen und „Kaufbeuren im Ersten Weltkrieg“vom Mariengymn­asium Kaufbeuren – prämiert. Sie wurden unter 20 Einsendung­en aus Schwaben zum Bezirkssie­ger gekürt und am Mittwoch bei einer Feierstund­e in Augsburg von Peter Kempf, Ministeria­lbeauftrag­ter für Gymnasien in Schwaben, ausgezeich­net.

Sozialkund­elehrerin Astrid Freidhof, die das P-Seminar betreute, waren zwei Komponente­n besonders wichtig. Zum einem würden von einem Großteil der Gesellscha­ft immer nur „die Flüchtling­e“wahrgenomm­en. Durch das Seminar hatten die Schüler die Möglichkei­t, geflüchtet­e Menschen kennenzule­rnen, ihre Einzelschi­cksale vorzustell­en und ihnen eine Stimme zu geben. Zum anderen konnten sich die Schüler in vielerlei Hinsicht kreativ betätigen. „Sie haben Interviews geführt, Biografien erstellt und die Informatio­nen textlich unterschie­dlich verarbeite­t, etwa in einem Traum oder in einem Brief“, erzählt Astrid Freidhof. Schließlic­h nahmen die Schüler die Beiträge für das Hörbuch auch selber auf, weil das Geld für ein Tonstudio fehlte. Bei einer Lesung und Vorstellun­g ihres Hörbuchs verkauften die Schüler des Seminars 50 Exemplare und wollen die Einnahmen jetzt an die Traumahilf­e spenden.

Um Spenden ging es bei einem weiteren P-Seminar des PeutingerG­ymnasiums. Dort wurde Geld für die argentinis­che Kindertage­sstätte „Isla de Niños“gesammelt – und das nicht zum ersten Mal. Spanischle­hrerin Beate James kennt die Initiatore­n des Fördervere­ins „Tagesstätt­e Posadas“, der in Penzberg beheimatet ist. Ihre Schüler wollten Gutes tun und die Einrichtun­g fördern, die hilfsbedür­ftigen Kindern zu warmen Mahlzeiten, medizinisc­her und psychologi­scher Betreuung verhilft, sowie sie beim Erreichen eines Schulabsch­lusses unterstütz­t. Dafür verkauften sie Bücher und andere Medien auf Flohmärkte­n, sie buken Empanadas und boten sie auf Schulfeste­n an und veranstalt­eten ein Schwammwer­fen. „Jeder Schüler hat sich einen Job gesucht und einen Tageslohn gespendet“, berichtet Lehrerin Beate Von einer Idee ließen sie sich auch von ihr nicht abbringen: Um möglichst viele Spendengel­der zusammenzu­bekommen, veranstalt­eten sie für die fünften Klassen einen Sponsorenl­auf, der im Rosenausta­dion stattfand. „Man sagt immer, dass sich Schüler nur für sich selber interessie­ren. Aber das ist nicht wahr. Bei dem P-Seminar haben sich Kinder für Kinder eingesetzt“, betont die Lehrerin. Damit haben sie einiges bewirkt: Eine Spende von über 5000 Euro konnte den Mitglieder­n des Fördervere­ins angekündig­t werden.

Helfen ist ein wiederkehr­endes Thema bei P-Seminaren. Auch am Rudolf-Diesel-Gymnasium wurde fleißig gesammelt und gespendet. Die Idee „Spenden sammeln“wurde von zwei Schülern entwickelt und fand im P-Seminar Deutsch zwölf weitere Mitstreite­r. Sie legten sich bei Veranstalt­ungen ins Zeug: So wurden etwa beim Sommerfest der Schule oder beim Getränkeve­rkauf bei Konzerten Gelder eingesamme­lt. 1300 Euro kamen zusammen, die an Ulrich Lorenz vom Kinderheim in Hochzoll überreicht wurden. Er versprach, dass das Geld zu 100 Prozent den Kindern der Einrichtun­g zugute komme.

Gemeinsam einiges bewegen, stand auch bei dem P-Seminar Unternehme­nsgründung am JakobFugge­r-Gymnasium im Vordergrun­d. 15 junge Männer entwickelt­en dabei eine praktische Haushaltsh­ilfe. „Wir haben nach einer Lösung für ein lästiges Problem gesucht: Wie man am besten das Sortieren von frisch gewaschene­n Socken umgehen kann“, erklärt Elftklässl­er Ferdinand Haschka. Gemeinsam mit seinen Seminarkol­legen entwickelt­en sie den „S’Keeper“: Der verfügt über einen einstellba­ren Schiebereg­ler, der die schmutzige­n festklamme­rt und verriegelt, um jedes einzelne Paar während des Waschvorga­ngs zusammenzu­halten. „Schluss mit dem Sockenchao­s“steht auf der eigens hergestell­ten Internetse­ite ihres Produkts. „Jeder hat sich um seinen Bereich gekümmert, wie Entwicklun­g, Produktion, Marketing und es hat Spaß gemacht zu sehen, wie es vorangeht. Das ist schon nah an der Realität“, sagt Ferdinand Haschka. Am Donnerstag besuchten die Mitglieder des P-Seminars eine Messe in RegensJame­s. burg. „Dort haben Schüler aus 16 P-Seminaren ihre Produkte vorgestell­t“, berichtet Ferdinand Haschka. Ihr „S’Keeper“finde einen „ordentlich­en“Absatz, was die Schüler ganz besonders freut.

Im Seminar „Physik macht die Musik“am Gymnasium bei St. Stephan konnten die Schüler gleichzeit­ig ihre musischen Fähigkeite­n sowie ihre physikalis­chen Erkenntnis­se einbringen. „Sie haben Musikstück­e komponiert und Videos erstellt“, berichtet Physiklehr­er SteSocken fan Weber. Das Besondere: In ihren Songtexten erklären die Schüler physikalis­che Gegebenhei­ten. „Das Vorbild war DorFuchs, der mit seinen Mathe-Songs auf YouTube verschiede­ne Probleme erklärt“, sagt Weber. Herausgeko­mmen sind am Gymnasium bei St. Stephan, ErklärVide­os für die 7., 8., 9. und 10. Jahrgangss­tufe, die die Wirkung des elektrisch­en Stroms, Atome oder die Newtonsche­n Gesetze behandeln und demnächst auf der SchulHomep­age zu sehen sein werden.

Über 5000 Euro für eine Kindertage­sstätte

 ??  ??
 ?? Fotos: Julian Würzer, JFG, PG ?? Dustin Altmann (von links), Annalena Nietsch, Maria Samajdar, Marlene Knickrehm, Sarah Gaul und Eva Hartmann freuen sich über die Auszeichnu­ng für ihr Hörbuch „Fluchtgesc­hichten“.
Fotos: Julian Würzer, JFG, PG Dustin Altmann (von links), Annalena Nietsch, Maria Samajdar, Marlene Knickrehm, Sarah Gaul und Eva Hartmann freuen sich über die Auszeichnu­ng für ihr Hörbuch „Fluchtgesc­hichten“.
 ??  ?? Sockenchao­s adieu: Schüler des FuggerGymn­asiums erfanden den S’Keeper.
Sockenchao­s adieu: Schüler des FuggerGymn­asiums erfanden den S’Keeper.
 ??  ?? Schüler des Peutinger-Gymnasiums sammelten über 5000 Euro an Spenden.
Schüler des Peutinger-Gymnasiums sammelten über 5000 Euro an Spenden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany