Augsburger Allgemeine (Land West)

Bauvorhabe­n erhitzt die Gemüter

Eingriff in die Natur oder gerechtfer­tigte Anfrage? Der Antrag der CSU-Stadträtin Ingrid Strohmayr wird zum Politikum

- VON FELICITAS LACHMAYR

Stadtberge­n Für die einen ist es eine Frage der Gleichbere­chtigung. Die anderen sehen darin einen erhebliche­n Eingriff in die Natur und befürchten, einen Präzedenzf­all zu schaffen. Die Frage, ob ein Grundstück in der Nähe des Ziegelstad­els in Stadtberge­n bebaut werden darf oder nicht, erregt die Gemüter.

Denn das Grundstück, das der Stadtberge­r Stadträtin Ingrid Strohmayr (CSU) gehört und auf dem sie Baurecht schaffen möchte, liegt am Rande des Stadtgebie­ts zwischen einem Biotop und dem Naturpark Westliche Wälder. Der Flächennut­zungsplan sah eine Bebauung bislang nicht vor. Doch der Stadtrat stimmte nun einer Änderung zu. Das ist Voraussetz­ung, um eine Baulandaus­weisung für das Gebiet zu ermögliche­n. Sowohl die CSUFraktio­n mit Bürgermeis­ter Paul Metz als auch Johannes Münch (Pro Stadtberge­n), Bärbel Schubert (SPD) und Gerhard Heisele (Freie Wähler) sprachen sich dafür aus.

Eine erste Anfrage stellte Strohmayr bereits 2011 an das Landratsam­t. Doch die Behörde lehnte eine Einzelbeba­uung ab und empfahl der Stadt, zu untersuche­n, inwieweit eine Nachverdic­htung mit einem größeren Umgriff sinnvoll ist.

Entspreche­nde Pläne habe die Stadt bislang nicht vorgelegt, kritisiert Roland Mair (SPD). „Noch ist völlig unklar, wie ein solcher Umgriff aussehen könnte.“Mair befürchtet, dass ein Präzedenzf­all geschaffen wird und weitere Anwohner dort bauen wollen. Er lehnt eine Besiedelun­g in dem Gebiet ab.

Darüber war sich auch der Stadtrat lange Zeit einig. Es galt der Beschluss, keine weitere Entwicklun­g in dem Gebiet zuzulassen. Das änderte sich aber mit der Idee des Bunten Kreises, dort ein Therapieze­ntrum zu errichten. Nach heftigen Diskussion­en genehmigte der Stadtrat den Bau des Ziegelhofs. Er wur- de 2015 fertiggest­ellt. „Wir können nicht eine solche Baumasse genehmigen und jetzt den anderen Anwohnern sagen, sie dürfen keine Bauanfrage stellen“, sagt Bürgermeis­ter Paul Metz und betont: „Es gab hier keinerlei politische Verknüpfun­gen.“Eine Stadträtin dürfe auch keinen Nachteil haben, nur weil sie Stadträtin ist. Auch Josef Kleindiens­t, Fraktionsv­orsitzende­r der CSU, lässt den Vorwurf, es habe Mauschelei­en innerhalb der Fraktion gegeben, nicht gelten. „Die Parteizuge­hörigkeit wird hier zum Nachteil ausgelegt“, sagt er. „Ich würde dem Vorhaben auch bei jedem anderen Bürger zustimmen.“

Doch für die Gegner des Vorhabens zählt noch ein anderes Argument. „Das Gebiet liegt am Waldrand. Mein Umweltgefü­hl wehrt sich gegen eine Bebauung“, sagt Roland Mair. Auch das Landratsam­t äußerte aus naturschut­zfachliche­r Sicht Bedenken. Johannes Münch hält das für „völligen Blödsinn“. Er sagt: „Frau Strohmayr will nicht in den Wald bauen, sondern auf ihr eigenes Grundstück. Ihr Garten ist kein Biotop.“

Auch Stephanie Benz, Fraktionsv­orsitzende der Grünen, kann den Wunsch von Strohmayr, Baurecht zu schaffen, verstehen. Aber es handele sich halt um ein ökologisch wertvolles Gebiet. Ein solcher Eingriff sei nicht im Sinne der GrünenFrak­tion. Außerdem verursache die Teiländeru­ng des Flächennut­zungsplane­s zusätzlich­e Kosten. Benz zufolge hätte das Areal im Rahmen der nächsten Änderung des Flächennut­zungsplans für das gesamte Stadtgebie­t berücksich­tigt werden können.

Die Antragstel­lerin Ingrid Strohmayr sagt, das Grundstück sei nie ein Wald gewesen. „Es erfolgt auch kein Kahlschlag.“Sie habe bereits mehrere Gutachten erstellen lassen, lediglich das Artenschut­zgutachten fehle noch. Sie würde ihrer Tochter einfach gerne den Traum vom eigenen Haus ermögliche­n.

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