Augsburger Allgemeine (Land West)
Rückenschmerzen mit und ohne körperliche Ursachen
Gesundheit Zwei Ärzte erklären bei einem Vortrag Unterschiede und Behandlungsmöglichkeiten
Stadtbergen Viele Menschen sind nur deshalb regelmäßig beim Arzt, um eine Spritze zu bekommen, ein letztes Mittel gegen Rückenschmerzen. Teilweise rühren die Schmerzen von Osteoporose her, also einer Verringerung der Knochendichte, die zu Brüchen, unter anderem in der Wirbelsäule, führen kann. Teils haben sie auch andere, mitunter gar keine physischen Ursachen.
Entsprechend den beiden Aspekten referieren bei der Ärztlichen Vortragsreihe darüber die Oberärzte in der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie, Plastischer sowie Handchirurgie am Uniklinikum, Dr. Stefan Schmid und Dr. Timm Littwin. Betrachten wir zunächst den Rückenschmerz, der nicht auf einen akuten Knochenbruch zurückgeführt werden kann. Moderne Schmerztherapie verwendet hier mit dem „bio-psycho-sozialen Schmerzmodell“einen ganzheitlichen Ansatz. Neben den biologischen Schmerzursachen verselbstständigt sich das Problem bei chronischen Beschwerden. „Hierbei ist der Schmerz mitunter wie ein Haustier“, sagt Littwin. Keine guten Voraussetzungen, ihn wieder loszuwerden. Er wird über Behandlungsaspekte aus allen drei Bestandteilen sprechen: die bio-psycho-soziale Therapie, die eher Erfolg verspricht als die regelmäßige Rückenspritze.
Sache des Arztes ist vor allem die biologische Seite: Von welchem körperlichen Defekt könnte der Schmerz herrühren? Streifen will Littwin aber auch die beiden anderen Aspekte. Könnte ein seelisches Trauma dahinterstecken? Oder spielen Gefühle oder Vereinsamung eine Rolle? Danach richtet sich dann die gewählte Behandlung.
Mit den Fällen, in denen eindeutig Osteoporose und in der Folge Knochenbrüche vorliegen, beschäftigt sich Schmid. Osteoporose ist eine Alterserscheinung. Jeder Mensch ist früher oder später davon betroffen. Menschliche Knochen werden permanent auf- und auch abgebaut. Gerät dieser Prozess aus dem Gleichgewicht, verliert der Knochen an Stabilität; er kann dann sehr leicht brechen. Schon wenn man sich im Bett umdreht, kann es zum Bruch kommen. Betroffen sind vor allem die Wirbelsäule sowie Oberschenkel- und Beckenknochen.
„Bei Wirbelbrüchen bestimmen wir zunächst mittels CT oder Kernspintomografie, wie alt und wie weit ausgedehnt der Bruch ist“, sagt Schmid. Ziel ist hier immer zuerst eine Behandlung ohne Operation. Bei ausbleibender Besserung muss dann gemeinsam entschieden werden, ob operiert wird.
Dabei wird heute oft das Ballon- katheterverfahren angewandt, wobei der in sich zusammengefallene Wirbel aufgerichtet und durch Knochenzement aufgefüllt wird. Hingegen kommt beim Oberschenkelbruch meist nur ein künstliches Gelenk oder ein Nagel im Knochen infrage. Ein Patient kann heute kurz nach der OP schon wieder aufstehen und den Knochen belasten. Schmid geht aber auch auf die Vorbeugung von Knochenbrüchen ein. Durch Bewegung und die richtige Ernährung kann man verhindern, dass er zu schwach wird.
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Vortrag Die Veranstaltung findet am Montag, 25. März, um 19.30 Uhr im Bürgersaal Stadtbergen statt. Eintritt: fünf Euro.