Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Mitte der Gefühle finden
Jubiläum 25 Jahre nach dem ersten Präventionsstück widmet sich das Diedorfer Ensemble Eukitea im neuesten Werk der Radikalisierung
Diedorf/Landkreis Augsburg Kinder für die Herausforderungen des Lebens stark machen, sie vor Gefährdungen schützen und ihnen ein positives Lebensgefühl vermitteln: Dieses Ziel haben seit mittlerweile 25 Jahren die Präventionsstücke des Diedorfer Kinder- und Jugendtheaterhauses Eukitea. Zum Jubiläum gab’s am Freitag eine bayerische Erstaufführung zu sehen.
„Marko, bist du stark?“ist das erste Stück des Eukitea, das sich mit der Radikalisierung von Jugendlichen befasst. Es entstand in der Berliner „Zweigstelle“des Eukitea und wurde seit Oktober dort sowie in Brandenburg aufgeführt. Es soll aber, vorausgesetzt, es gibt finanzielle Unterstützung, bald auch in Schulen im Raum Augsburg und Bayern gezeigt werden. Marko kommt als „Betriebsunfall“von Jenny und Lukas zur Welt. Beide haben ihr Leben nicht im Griff und sind überfordert. So läuft Jenny davon und Lukas muss sich mit dem Kind allein durchschlagen. Schließlich landet der Bub in einer Pflegefa- milie, wird zum Problemkind durch seine Gefühlsausbrüche und gerät am Ende in eine radikale Jugendgruppe. Doch wie bei allen EukiteaStücken findet sich ein positiver Ansatz: Marko merkt, dass es die eigentliche Stärke ist, wenn man auf Gewalt und Hass verzichtet.
Die Spielfläche, auf welcher sich die beiden Darsteller Homa Faghiri und Ludwig Drengk souverän in vielen verschiedenen Rollen bewegen, ist ein Kreis, der in Segmente aufgeteilt ist. Eine runde Fläche im Zentrum symbolisiert die seelische „innere Mitte“, Spielfelder außen herum sind Orte der verschiedenen Gefühle.
Die Schüler werden mit einbezogen und können Lösungen für die verzwickte Situation finden, in der sich Marko bewegt. Wie immer wird das Geschehen durch Musik des Hauskomponisten Fred Brunner begleitet.
Eukitea-Chef Stephan Eckl ging beim Jubiläumsfest darauf ein, wie eine Lehrerin vor gut 25 Jahren den Anstoß gegeben hatte, ein Stück zum Thema Gewalt unter Kindern zu erarbeiten. „Was wir tun ist uns ein Herzensanliegen: Ich kann es nicht ertragen, wenn Kinder zu Unrecht leiden müssen“, sagte Eckl. „Darum geht es darum, jungen Menschen Halt, Kraft und Hoffnung zu geben.“Der Mensch müsste heutzutage umso mehr persönliche Stärke entwickeln, um der Digitalisierung begegnen zu können. „Für uns führt der Weg dazu übers Theater, denn dieses zaubert, hat eine eigene Magie und öffnet die Herzen“, so Stephan Eckl.
Staatssekretärin Carolina Trautner überbrachte die Glückwünsche der bayerischen Familienministerin Kerstin Schreyer. „Wir dürfen uns nie zufriedengeben und müssen den Schutz der Kinder immer weiterentwickeln,“, forderte sie.
Landrat und Bezirkstagspräsident Martin Sailer freute sich über die Erfolgsgeschichte der durchweg Eigenproduktionen, die in 25 Jahren 1,3 Millionen Zuschauer erreicht haben, und lobte: „Zwei Drittel seiner Ausgaben erwirtschaftet das Eukitea-Ensemble selbst – das schafft kaum ein Theater“, so Sailer. Er erinnerte daran, wie das Ensemble sein erstes Diedorfer Domizil in schmucklosen Containern fand.
Markus Last, Geschäftsführer des Hauptsponsors Erdgas Schwaben, sagte „Theater ist etwas Besonderes, weil der Mensch dabei im Mittelpunkt steht.“Er sicherte zu, dass sich sein Unternehmen weiter als Förderer betätigen werde.
Diedorfs Bürgermeister Peter Högg betonte: „Wir alle können stolz sein auf das Eukitea, diesen Leuchtturm mitten in unserem Ort, der hoffentlich noch viele Jahre weiter besteht.“