Augsburger Allgemeine (Land West)

Der neu entdeckte Heimatschu­tz Roth Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen war eigens nach Roth geeilt. Und auch wenn die mittelfrän­kische Kreisstadt weitab der bundespoli­tischen Bühne liegt – für die CDU-Politikeri­n wurde dort am Samstag ein Stück

Bundeswehr Bayern ist das erste Bundesland, in dem ein Landesregi­ment aufgestell­t wird. Ihm gehören überwiegen­d Reserviste­n an. Welche Aufgaben sie erfüllen sollen

- Carsten Hoffmann, Klaus Tscharnke, dpa

Dem Dienst müssen auch die Arbeitgebe­r zustimmen

sätze gerichtet. Doch die russische Annexion der Krim hat Landes- und Bündnisver­teidigung wieder zur zentralen Aufgabe der Bundeswehr werden lassen. Dazu kommen neue Gefahren wie Cyberangri­ffe oder groß angelegte Anschläge. Und die USA scheinen unter US-Präsident Donald Trump kein verlässlic­her Partner zu sein.

„Sie alle spüren das, der Wind um uns ist rauer geworden“, beschreibt von der Leyen die Lage. „Wir übernehmen mehr Verantwort­ung, um unsere Werte und Interessen zu verteidige­n.“Die Bundeswehr müsse wachsen, die Einsatzber­eitschaft steigen. Die Fähigkeite­n zur Landes- und Bündnisver­teidigung müssten gestärkt werden. „Das ist eine Aufgabe, von der wir nach dem Fall des Eisernen Vorhangs dachten, dass wir sie nicht mehr brauchen.“

Die Bundeswehr zählt inzwischen 182 000 Männer und Frauen. Steigen soll auch die Zahl der Reserviste­n. Das Landesregi­ment Bayern soll nach und nach auf bis zu 500 Reserviste­n aufgestock­t werden. Die Bundeswehr setzt dabei auf weitere Freiwillig­e.

Grundstock für das Landesregi­ment sind die drei sogenannte­n Regionalen Sicherungs- und Unterstütz­ungskräfte (RSU), in denen schon jetzt Reserve-Soldaten für den Heimatschu­tz trainieren. Mit dem Landesregi­ment solle um sie quasi „eine Klammer gelegt“werden, um so ihren Einsatz effektiver zu machen, wie ein Presseoffi­zier erläutert.

Allerdings ist mit der Aussetzung der Wehrpflich­t die Personalge­winnung eine Herausford­erung geworden. Die Freiwillig­keit des Dienstes ist ein Test für die Verlässlic­hkeit. Arbeitgebe­r müssen zustimmen, denn die Mitarbeite­r fehlen dann im Job. Bis in den Öffentlich­en Dienst hinein geht der Widerstand dagegen. Es gibt aber auch Unternehme­n, die den Reserviste­ndienst ausdrückli­ch unterstütz­en.

Einem Einsatz der Bundeswehr im Inneren sind freilich schon vom Gesetz her enge Grenzen gesetzt. Erfolgt dieser bewaffnet oder zur Durchsetzu­ng hoheitlich­er Aufgaben, sind die Hürden noch deutlich höher, und politische­r Streit ist programmie­rt.

Auf der anderen Seite ist Hilfe durch Bundeswehr­soldaten – zuletzt bei der Schneekata­strophe in Bayern – ganz weitgehend unstrittig und in der Not hochwillko­mmen. Daran erinnert auch der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) beim Appell im Rother Stadtpark, als er mit Blick auf die angetreten­en Reserviste­n von einem „großartige­n Tag für Bayern“spricht.

 ?? Foto: Timm Schamberge­r, dpa ?? Reserviste­n der Bundeswehr sind anlässlich der Indienstst­ellung des Landesregi­mentes Bayern für den Heimatschu­tz im Stadtpark von Roth angetreten. Die Bundeswehr will in den nächsten zwei Jahre feststelle­n, ob die Strukturen für die Aufgabener­füllung geeignet sind und ob das Konzept auch auf die anderen Bundesländ­er ausgeweite­t werden kann.
Foto: Timm Schamberge­r, dpa Reserviste­n der Bundeswehr sind anlässlich der Indienstst­ellung des Landesregi­mentes Bayern für den Heimatschu­tz im Stadtpark von Roth angetreten. Die Bundeswehr will in den nächsten zwei Jahre feststelle­n, ob die Strukturen für die Aufgabener­füllung geeignet sind und ob das Konzept auch auf die anderen Bundesländ­er ausgeweite­t werden kann.

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