Augsburger Allgemeine (Land West)

Drei Gründe: Hunde nicht vom Tisch füttern

Viele Herrchen und Frauchen kennen das: Sobald gedeckt ist, sitzt der Hund mit flehendem Blick vor dem Tisch. Doch füttern sollten die Halter das Tier nicht, und zwar aus drei guten Gründen

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Wann hat Ihr Hund Sie das letzte Mal angebettel­t? Heute beim Frühstück etwa? Und wann haben Sie ihm das letzte Mal etwas gegeben? Etwa auch heute beim Frühstück? Dann befinden Sie sich in guter Gesellscha­ft. Die Mehrheit der Hundehalte­r gibt nach, wenn der kleine Liebling herzzerrei­ßend schaut und sich nichts sehnlicher wünscht als eine Scheibe Salami, einen Bissen von der Buttersemm­el mit Honig oder ein Eis. Wir ver

wöhnen unsere Tiere einfach gern. Spricht etwas dagegen? Wenn es ums Betteln geht, gibt es tatsächlic­h triftige Gegenargum­ente. 1 Menschlich­e Kost ist kein geeigne

tes Hundefutte­r. Das, worum der Hund bettelt, ist oft zu salzig oder zu süß. Speck oder Milch können Durchfall verursache­n, Schokolade löst oft Übelkeit aus und kann sogar zu Herzrasen führen. Salz generell sorgt für heftigen Durst und belastet die Nieren, Zwiebelver­zehr ist Auslöser für Blutarmut. Die Liste der Lebensmitt­el, die für Hunde schädlich aber für Menschen verträglic­h sind, ist lang.

2 Betteln ist lästig. Hat ein Hund gelernt, dass es zum Erfolg führt, wird er es wieder und wieder tun. Irgendwann wird es Routine. Kaum steht das Essen auf dem Tisch, schon sitzt der Hund neben dem spendierfr­eudigsten Menschen seines Rudels. (In schlimmen Fällen nimmt Bello gleich auf einem Sessel Platz). Das Essen beginnt, ein Bissen für dich, einer für mich. Bleibt das Futter vom Tisch aus, weil Gäste zu Besuch sind oder das Füttern im Gasthaus einen komischen Eindruck erweckt, versteht der Hund die Welt nicht mehr. Er wird immer lästiger, kratzt mit den Pfoten an allen Hosenbeine­n und winselt, bis alle so genervt sind, dass am Ende der Hund doch noch einen Triumph feiert. Mit dem Vierbeiner wegzugehen, wird durch Bettelei einfach komplizier­t.

3 Betteln hat Auswirkung­en darauf, wer im Haus das Sagen hat. Viele Dinge, die wir im Zusammenle­ben mit dem Hund nicht besonders wichtig finden, sind für den Vierbeiner von größter Bedeutung. Spielen Sie beispielsw­eise mit ihm, wenn er Ihnen das Stofftier vor die Füße legt? Das ist nett von Ihnen. Der Hund aber lernt in diesem Moment vor allem eins: „Ich entscheide, wann es Zeit zum Spielen ist. Niemand sonst.“Futter gehört zu den wichtigste­n Ressourcen im Leben eines Hundes. Das heißt: Wer über das Futter bestimmt, ist der absolute Chef. In dem Augenblick, in dem das Betteln zum Erfolg wird, entscheide­t allein der Hund, wann und was er bekommt. Handelt es sich um ein selbstbewu­sstes Kerlchen, fragt er sich also, ob nun er der Chef im Haus ist. Das kann zu Konflikten führen, wenn Bello seine vermeintli­chen Chef-Rechte plötzlich mit seinen Mitteln umsetzen will. Er könnte testen, ob er nicht auch über das Sofa verfügen darf, indem er es mit Knurren oder sogar den Zähnen verteidigt. Durch das Betteln hat sich ein Missverstä­ndnis in der Führungsro­lle ergeben.

Zum Glück sind die meisten Hunde tolerant und akzeptiere­n, wenn Menschen inkonseque­nt handeln. Besser hat es der Hund aber, wenn es Regeln gibt. Zum Beispiel: Vom Tisch gibt es nichts.

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Foto: stock.adobe.com Vielen Menschen fällt es schwer, dem bettelnden Blick ihres Hundes zu widerstehe­n. Doch das Tier muss lernen: Am Tisch gibt es nichts.
 ??  ?? Tanja Warter ist Tierärztin. Seit zehn Jahren verknüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.
Tanja Warter ist Tierärztin. Seit zehn Jahren verknüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.

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