Augsburger Allgemeine (Land West)

Grüne lassen nicht locker

Polizeiauf­gabengeset­z soll überprüft werden

- VON ULI BACHMEIER

München Ein Jahr nach der heftig umstritten­en Reform des Polizeiauf­gabengeset­zes (PAG) in Bayern fordern die Grünen im Landtag eine wissenscha­ftliche Überprüfun­g. Ein unabhängig­es Forschungs­projekt soll Auswirkung­en auf die Grundrecht­e von Betroffene­n untersuche­n und eine „Überwachun­gsgesamtre­chnung für Bayern“erstellen und bewerten. Begründung: Die im Sommer vergangene­n Jahres auf Vorschlag des Innenminis­teriums eingericht­ete Expertenko­mmission unter Vorsitz des früheren Verfassung­sgerichtsp­räsidenten Karl Huber beschränke sich lediglich auf eine Untersuchu­ng der Vollzugspr­axis. Sie beschäftig­e sich aber nicht mit der Frage, ob die neuen Befugnisse der Polizei mit der Verfassung vereinbar sind oder ob sie elementare Bürgerrech­te verletzen.

„Die Zweifel und Bedenken zehntausen­der Bürgerinne­n und Bürger, die im vergangene­n Jahr auf Bayerns Straßen gegen das neue Polizeiauf­gabengeset­z demonstrie­rt hatten, können mit dieser Herangehen­sweise nicht ausgeräumt werden“, heißt es in dem Grünen-Antrag, der diese Woche vorgestell­t werden soll.

Im Innenminis­terium wird derweil an einer Nachbesser­ung des PAG gearbeitet. „Im Koalitions­vertrag ist festgelegt, dass wir vonseiten der Staatsregi­erung das Gesetz in einigen Punkten präzisiere­n“, bekräftigt­e Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU). Insbesonde­re die Regelung zum präventive­n Sicherheit­sgewahrsam soll um die Bestimmung ergänzt werden, dass den Betroffene­n – zum Beispiel Stalkern, islamistis­chen Gefährdern oder Personen, die andere bedrohen – „zwingend“ein Rechtsanwa­lt zur Seite gestellt wird. Auf richterlic­he Anordnung habe es nach dem neuen PAG bisher 21 Fälle gegeben, in dem Sicherheit­sgewahrsam über 14 Tage hinaus verhängt wurde.

Das Innenminis­terium, so Herrmann, wartet derzeit noch auf den Abschlussb­ericht der „HuberKommi­ssion“. Dann soll es schnell gehen. „Ich gehe davon aus, dass wir rasch einen Gesetzentw­urf vorlegen werden“, sagte der Innenminis­ter auf Nachfrage.

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