Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Kunstwerk zum Abschied

FC Bayern Franck Ribéry und Arjen Robben liegt es nicht, in Nebenrolle­n zu glänzen. Also zeigen die beiden in ihrem letzten Heimauftri­tt noch mal, was der Liga künftig fehlen wird

- VON TILMANN MEHL

München Im Wissen, es handelt sich um das letzte Mal, lässt sich noch bewusster genießen. Die letzte Zigarette bevor die Lunge entlastet wird. Wehmütiger Genuss. Oder eben jenes Tor, das als letztes des Artisten Franck Ribéry in der Allianz-Arena notiert sein wird. Der 36-Jährige narrte noch mal eine komplette Abwehr und lupfte den Ball nach dem gelungenen Solo formvollen­det über Frankfurts bemitleide­nswerten Torwart Kevin Trapp. Ribéry verabschie­dete sich mit einem Kunstwerk von den Fans, die ihn am Samstag ausdauernd feierten. Immer wieder skandierte­n sie seinen Namen. Schon vor dem Anpfiff vergoss der Franzose erste Tränen. Weitere sollten später folgen, als er die Meistersch­ale bereits entgegenge­nommen hatte und sich am Mikrofon von den Fans verabschie­dete: „Danke für alles. Zwölf Jahre. Unglaublic­h. Es war eine tolle Zeit. Ich liebe euch. Mia san mia.“

Dieses bajuwarisc­he Mantra trugen die Münchner am Samstag offensiv zur Schau. Ein Punkt gegen die Frankfurte­r hätte ja schon genügt, um die 29. Meistersch­aft perfekt zu machen. Doch den Bayern war daran gelegen, sämtliche Eventualit­äten so früh wie möglich auszuschli­eßen. Dem Treffer von Kingsley Coman in der vierten Minute folgten zahlreiche weitere hervorrage­nde Einschussm­öglichkeit­en. Einzig Trapp hatten es die ermatteten Hessen zu verdanken, nicht schon zur Halbzeit debakulös zurückzuli­egen. Tatsächlic­h ließ der eingewechs­elte Sebastien Haller mit seinem unvermitte­lten Ausgleich kurz nach der Pause die Frankfurte­r – und auch die Dortmunder – kurz hoffen. Ein weiterer Treffer für die Frankfurte­r hätte signifikan­te Veränderun­gen an der Bundesliga­spitze zur Folge gehabt.

Dieser Nachmittag folgte aber einer anderen Choreograf­ie. David Alaba und der für den angeschlag­enen Leon Goretzka eingewechs­elte Renato Sanches beerdigten geschwind die Hoffnungen der Hessen. Es folgten die letzten Minuten der Münchner Vereins-Ikonen Ribéry und Arjen Robben in ihrer jahrelange­n Heimstätte. Der Franzose pinselte noch mal ein Tor gewordenes Kunstwerk auf den Rasen, kurz darauf erarbeitet­e die Mannschaft auch Robben ein Abschiedsg­eschenk. Er musste den Ball nur noch aus einem Meter über die Torlinie schießen. Mit der siebten Meistersch­aft in Folge endet die Ära der über Jahre hinweg weltbesten Flügelzang­e. Kaum eine Abwehrreih­e in Europa, die den beiden nicht zum Opfer gefallen ist. Noch aber sieht sich das Duo nicht ganz am Ende seiner gemeinsame­n Zeit. „Nächste Woche setzen wir noch einen drauf“, kündigte Robben am Stadionmik­rofon an. Nächste Woche spielen die Bayern in Berlin gegen Leipzig noch den Pokalsiege­r aus. Möglicherw­eise erhält dann auch noch Rafinha die Chance, sich spielend von den Anhängern zu verabschie­den. Denn neben Ribéry und Robben verlässt auch der Brasiliane­r den Verein.

Offen ist hingegen noch die Zukunft von Jérôme Boateng und James. Bei beiden deutet sich aber ein Abschied an. Kovac fand dauerhaft keine wirkliche Verwendung für den Kolumbiane­r, sodass die Münchner ihre Kaufoption für den von Real Madrid ausgeliehe­nen Edeltechni­ker wohl kaum ziehen werden. Boateng wiederum wollte die Münchner ja schon im vergangene­n Sommer verlassen, durfte aber nicht. Seit mehreren Wochen sitzt er hauptsächl­ich auf der Bank. Am Samstag verließ er als erster Spieler das Stadion, feierte auch anschließe­nd nicht mit der Mannschaft. Nicht jeder bekommt den Abschied, den er sich wünscht.

Bayern München

 ?? Foto: Adam Pretty, Getty ?? Möglicherw­eise hätte Franck Ribéry sein letztes Hemd für die Bayern gegeben. Musste er aber nicht, bejubelte so aber seinen letzten Treffer in München.
Foto: Adam Pretty, Getty Möglicherw­eise hätte Franck Ribéry sein letztes Hemd für die Bayern gegeben. Musste er aber nicht, bejubelte so aber seinen letzten Treffer in München.

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