Augsburger Allgemeine (Land West)

Polizei nimmt Motorradfa­hrer ins Visier

Verkehrsun­fälle Das Präsidium dehnt Kontrollen und Aktionen aus. Warum jeder zum Auftakt ein Glöckchen erhielt

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Region „Besorgnise­rregend“nennen die Verantwort­lichen des Polizeiprä­sidiums Schwaben-Nord die Entwicklun­g bei den Motorradun­fällen in der Region. Von 25 Personen, die bei Verkehrsun­fällen 2018 getötet worden sind, waren zehn als Motorradfa­hrer unterwegs. Das heißt, dass jeder dritte Verkehrsto­te ein Biker war. Die Polizei will nun gegensteue­rn – mit mehr Aufklärung. Mit mehr Präsenz. Und mit mehr Kontrollen – wie am Freitagabe­nd in Waldberg in den Stauden.

Der Ort war nicht zufällig gewählt: Mehrere beliebte Motorradst­recken führen an dem Bobinger Ortsteil vorbei. Und erfahrungs­gemäß sind gerade zu Wochenendb­eginn noch viele Motorradfa­hrer zu einer kurzen Ausflugsru­nde in die Stauden unterwegs. Über drei Stunden kontrollie­rten Beamte der Verkehrspo­lizeiinspe­ktion Augsburg sowie der Dienststel­len Bobingen und Schwabmünc­hen in erster Linie die Zweiradfah­rer, berichtet die Polizei am Wochenende per Mitteilung. Es gab Tempomessu­ngen, aber auch Überprüfun­gen von Motorräder­n. Die Bilanz: 112 Motorradfa­hrer wurden angehalten, zwei Bikern wurde die Weiterfahr­t aufgrund Erlöschen der Betriebser­laubnis wegen technische­r Veränderun­gen untersagt. Zwei weitere müssen ihre Maschinen nach Reparatur von Mängeln demnächst wieder vorfahren. Wegen nicht ausreichen­der Reifenprof­iltiefe muss ein Biker mit einer Anzeige rechnen. Acht Fahrer waren zu schnell, wobei der Spitzenrei­ter mit Tempo 130 bei erlaubten 100 Stundenkil­ometern gestoppt wurde. Außerdem wurden acht Autofahrer gestoppt – einer war sogar mit 148 Stundenkil­ometern unterwegs.

„Unser Ziel muss es sein, durch verstärkte Schwerpunk­tkontrolle­n, Einrichtun­g einer Motorradko­ntrollgrup­pe die Zahl der Verkehrsto­ten bei den Motorradfa­hrern zu senken“, unterstrei­cht Leitender Polizeidir­ektor Werner Bayer. Die Motorradko­ntrollgrup­pe ist bei der Verkehrspo­lizeiinspe­ktion (VPI) eingericht­et. Während der Saison von April bis Oktober werden vier extra ausgebilde­te Polizisten unter Leitung von Polizeihau­ptkommissa­r Wolfgang Zeller viel unterwegs sein. Alle Kollegen würden privat leidenscha­ftlich Motorrad fahren, hätten viel Fahrpraxis und Erfahrung – und wüssten auch, was an technische­n Veränderun­gen an den Maschinen möglich sei. Auch übermäßige­r Motorradlä­rm ist ein Thema. „Für die Anwohner beliebter Motorradst­recken ist das ein Ärgernis“, weiß VPI-Leiter Alois Rager. Deshalb werde die Kontrollgr­uppe dort verstärkt Präsenz zeigen.

Die VPI und das Social Media Team des Präsidiums starten zudem eine Reihe von Prävention­smaßnahmen. So wurde auf Facebook und Twitter (Account unter: @polizeiSWN) eine Serie von Prävention­svideos rund ums Thema „Motorrad“gestartet.

Mit dem Saisonauft­akt zeigt sich VPI-Chef Rager zufrieden: „Die Kontrollak­tion war ein großer Erfolg. Erfreulich war, dass der überwiegen­de Teil der Motorradfa­hrer vorbildlic­h unterwegs war. Das zeigt auch die geringe Zahl der Beanstandu­ngen.“Jeder Fahrer bekam nach der Kontrolle die „Legende der bösen Straßengei­ster“und durfte sich über ein Glöckchen als Geschenk freuen. Es soll Pech und Pannen auf Reisen verhindern.

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