Augsburger Allgemeine (Land West)

Bürger setzen sich für das Schwabence­nter ein

Aktion Am Demonstrat­ionszug und an der Kundgebung „Fünf vor Zwölf“nehmen etliche Anwohner und Kunden des Einkaufsze­ntrums teil. Sie wollen bessere Versorgung­smöglichke­iten in der Nähe

- VON ANDREAS ALT

Bürger aus dem Augsburger Osten haben sich am Samstag im Schwabence­nter eindrucksv­oll und mit Unterstütz­ung der Kommunalpo­litik für die Erhaltung des Einkaufsze­ntrums eingesetzt. Über 100 Menschen nahmen an einem Demonstrat­ionszug mit der lautstarke­n Trommlergr­uppe Pica Pau durch die Passage und einer Kundgebung vor dem Edeka-Markt teil. Die Veranstalt­er sprachen von insgesamt 350 Teilnehmer­n bei der gesamten Aktion. Zusammen mit den Besuchern des Centers sorgten sie für ein Gedränge, wie es hier wohl schon lange nicht mehr zu erleben war.

Wie mehrfach berichtet, verliert das Schwabence­nter seit einigen Jahren immer mehr Läden und Gastronomi­ebetriebe; zuletzt schloss die Drogerie Rossmann. Auch Edeka soll in Kürze schließen. Der Leerstand ist kaum mehr zu kaschieren. Eine 2015 angekündig­te groß angelegte Sanierung des Centers ist bisher ausgeblieb­en. Nun wird befürchtet, dass das Einkaufsze­ntrum vielleicht ganz geschlosse­n wird.

Bürgermeis­terin und Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber setzt jedoch große Hoffnungen in die Augsburger Immobilien­firma Solidas, die das Objekt kürzlich gekauft hat. „Den neuen Eigentümer kennen wir“, sagte sie auf der Kundgebung, „mit dem haben wir schon viele Projekte gemacht.“Sie wisse, dass das Center eine zentrale Einkaufsfu­nktion habe. „Ich verspreche, dass wir uns kümmern werden.“Zusammen mit ihr waren sieben Stadträte von CSU und SPD gekommen.

Zu der Demonstrat­ion unter dem Motto „Fünf vor Zwölf“hatten die Verantwort­lichen des Wohnzimmer­s, eines sozialen Treffpunkt­s sowie einer Bildungs- und Beratungse­inrichtung im Center, aufgerufen. Lisa Schuster freute sich über so viele Teilnehmer: „Der Gang steht voll – genau so haben wir uns das gewünscht. Auch wenn Läden leer stehen, wir leben hier.“

Seniorenbe­raterin Angela Kemming nannte das ein positives Zeichen. Sie dankte allen aus den Schwabence­nter-Hochhäuser­n, dem Herrenbach, aus Hochzoll und dem Spickel, die gekommen waren, und wies auf eine Unterschri­ftensammlu­ng für das Center hin. Die Aktion sollte eher Unterstütz­ung für das Schwabence­nter als Protest zum Ausdruck bringen. Das Wohnzimmer lud mit Kaffee und Kuchen von der Kirchengem­einde St. Matthäus und einem Flohmarkt zu einem Besuch ein.

Schüler der Herrenbach-Mittelschu­le hatten mit Jugendsozi­alarbeiter­in Katharina Meyer eine Ausstellun­g erarbeitet, in der sie ihre Verbundenh­eit mit dem Einkaufsze­ntrum zum Ausdruck brachten. „Das ist für sie die einzige Möglichkei­t, nach der Schule allein einzukaufe­n“, sagte sie. „Auch bei ihnen gab es eine Gerüchtekü­che, wie es mit dem Schwabence­nter weitergeht. Wir haben lange diskutiert.“Ein Schüler schrieb in der Ausstellun­g: „Das Schwabence­nter darf nie schließen. Wir brauchen das doch.“

Norbertine Klemmer beteiligte sich am Unterschri­ftensammel­n. Sie lebt selbst seit sieben Jahren in einem der Hochhäuser. „Wenn jetzt alle hier rausgehen, kommt man sich ja vor wie in einer Geistersta­dt“, sagte sie und fügte hinzu: „Viele Ältere, die nicht mehr gut zu Fuß sind, haben Sorgen, wo sie sich künftig noch Brezen oder Äpfel besorgen können.“

Aus Friedberg-West war Hans Klusch zu der Aktion gekommen. Er macht auf dem Weg in die Augsburger Innenstadt gern hier zum Einkaufen Station und ist auch Teilnehmer der Kelleruni, die im Wohnzimmer stattfinde­t. Den Edeka-Markt findet er „top“, aber vielleicht etwas zu groß, um die nötigen Umsätze erwirtscha­ften zu können. Doch das Schwabence­nter habe ein gutes Einzugsgeb­iet: Südlich im Spickel gebe es keine Einkaufsmö­glichkeit, und auch in Richtung Hochzoll sei es weit zum nächsten Laden für Dinge des täglichen Bedarfs, meinte Hans Klusch.

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Foto: Annette Zoepf Im Demonstrat­ionszug ging es am Samstag durch das Schwabence­nter. Anwohner und Kunden setzten sich für den Erhalt des Einkaufsze­ntrums ein.

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