Augsburger Allgemeine (Land West)
An der Autobahn soll es blühen
Natur Das Pilotprojekt einer Blumenwiese an der A 8 in Zusmarshausen soll Schule machen. Auf über 5000 Quadratmetern wird es hier bunt. Dahinter steckt eine Idee des Gartenbauvereins
Zusmarshausen-Friedensdorf Glocken- und Schlüsselblume, Margerite, Salbei und Sauerampfer – alles Blumen und Pflanzen, die künftig dort wachsen und gedeihen sollen, wo man sie in der Regel kaum vermutet. Ein einmaliges Projekt des Obst- und Gartenbauvereins Zusmarshausen soll es ausgerechnet neben der viel befahrenen Autobahn A 8 künftig bunt werden lassen.
Möglich macht das jetzt die „blumige“Idee eines Vereinsmitglieds, die Unterstützungen des Straßenbetreibers, der Kommune und des Landkreises. Mit dabei der Naturparkverein Augsburg Westliche Wälder. Vor geräuschvoller Kulisse und einem hohen Lärmschutzwall, zwischen Spaziergängern und Landwirten, trafen sich jetzt die Projektbeteiligten in dem kleinen Zusmarshauser Ortsteil Friedensdorf zu einer Art Spatenstich für das Vorhaben, das Modell stehen soll für weitere Aktionen entlang der Strecke.
Auf einer Fläche von rund 5000 Quadratmetern wurden laut dem Vorsitzenden Martin Reiter Samen ausgebracht, um oberhalb des Dorfes eine Blumenwiese anzulegen. Die Idee des gebürtigen Friedensdorfers Herbert Kailich sah zwar vor, den rund 800 Meter langen Streifen parallel zur A 8 schon im vergangenen Jahr aufzuwerten. „Allerdings war es damals viel zu trocken“, erzählte Gartenspezialist Kailich. Um dann stolz zu betonen: „Wir waren lange vor dem BienenVolksbegehren dabei.“Die Besonderheit der Maßnahme des 315 Mitglieder starken Vereins unterstrich der Geschäftsführer des Autobahnbetreibers Pansuevia, Robert Schmidt: „Es freut mich sehr, dass die Sache so schnell umgesetzt werden konnte.“
Was der Chef der Firma mit der Zuständigkeit eines knapp 60 Kilometer langen Straßenbereichs zwischen Ulm und Augsburg nicht erwähnte: Seine sofortige Zusage, bei dem bunten Konzept der Zusamtaler einzusteigen und Boden dafür zehn Jahre lang zur Verfügung zu stellen, hatte den raschen Fortschritt erst ermöglicht. „Ich rief vormittags in Jettingen an und hatte nachmittags einen Termin“, sagte Herbert Kailich. Das Tempo freute auch die Zweite Vorsitzende Susanne Hippeli, die auf die Dringlichkeit solche Aktionen hinwies: „Wir haben immer weniger Kräuter und Pflanzen.“Doch die Wissenschaftlerin wollte nicht nur die nachhaltige Bedeutung der in wenigen Wochen blühenden Anlage sehen. „Wir können hier zeigen, wie man so etwas macht, unsere Kinder können an dieser Stelle lernen und erfahren, was Natur bedeutet.“So kündigte auch Vorsitzender Martin Reiter Informationstafeln an, die den Besucher über Entstehung und Pflanzenarten aufklären soll: „Wir haben noch viel vor.“
Für dieses ehrenamtliche Engagement der Gärtler zeigte ebenso Bürgermeister Bernhard Uhl Respekt und verwies auf den Zuschuss der Marktgemeinde. Seinen Dank für die bienenfleißigen Naturliebhaber, die von Kreisfachberater Bernhard Frey begleitet wurden, drückte Robert Schmidt auf besondere Weise aus: Er überreichte Susanne Hippeli einen prächtigen Ziersalbei namens „Frecher Michel“. Das Gewächs mit dem Prädikat „Bayrische Pflanze des Jahres 2019“öffnet seine Blüten bereits Ende April und soll die Sonne sehr lieben. Und die kreativen Blumenfreunde von der schnellen Straße erst recht.