Augsburger Allgemeine (Land West)

Dauerregen lässt Lech gefährlich anschwelle­n

Natur Tief Axel sorgt bayernweit für Hochwasser­alarm. Im Augsburger Land haben die Fluten erste Spuren hinterlass­en und wecken Erinnerung­en an die Pfingstflu­t vor 20 Jahren

- VON FELICITAS LACHMAYR

Landkreis Augsburg Heftige Regenfälle sorgen derzeit bayernweit für steigende Pegel. Auch im Augsburger Land waren die Feuerwehre­n gestern mehrfach im Einsatz. Umgestürzt­e Bäume, vollgelauf­ene Keller und Wasser auf den Straßen machten den Freiwillig­en zu schaffen. Nach Angaben des Landratsam­tes mussten die Einsatzkrä­fte wegen des Dauerregen­s landkreisw­eit elfmal ausrücken. Der Deutsche Wetterdien­st warnt vor weiteren Unwettern und Dauerregen. Nach Angaben des Hochwasser­nachrichte­ndienstes sollen die Pegelständ­e am Lech weiter steigen. Bis zum Abend könnte Meldestufe 1 erreicht werden. Dadurch kann es stellenwei­se zu Ausuferung­en kommen.

Vor 20 Jahren trat der Lech schon einmal über die Ufer. Das Jahrhunder­thochwasse­r sorgte damals auch im Landkreis Augsburg für überflutet­e Wiesen und überschwem­mte Straßen. Vor allem in den Lechauen richteten die Wassermass­en Schäden an. Alfred Sartor war zu dieser Zeit Bürgermeis­ter in Meitingen. Die Bilder von damals haben sich in sein Gedächtnis eingebrann­t. „Die Staatsstra­ße zwischen Meitingen und Thierhaupt­en wurde an einer Stelle vollkommen unterspült. Ein Teil der Straße wurde von den Wassermass­en mitgerisse­n“, erinnert sich der ehemalige Bürgermeis­ter. Alle Feuerwehre­n aus dem Umkreis seien damals im Einsatz gewesen. Ein Krisenstab wurde gebildet, um die Wassermass­en in den Griff zu bekommen. Im Schlauchbo­ot der Wasserwach­t ruderte Sartor damals mit, um sich ein Bild über die entstanden­en Schäden zu machen.

Vom Fußballpla­tz an der Sportanlag­e in Meitingen war nicht mehr viel zu sehen, auch im Sportheim stand das Wasser. „Das Hochwasser war mächtig“, sagt Sartor. An der Umspannanl­age in Meitingen wurden schwere Holzgitter, die die Kabelgräbe­n abdeckten, von den Wassermass­en hochgelupf­t. „Das Rumsen habe ich heute noch im Ohr“, sagt Sartor. Ganze Lastwagenl­adungen voller Sand habe die Feuerwehr damals nach Ostendorf gebracht. am Zusammenfl­uss von Lechkanal und Lech leckte der Damm. „Das Wasser spritzte an mehreren Stellen“, erinnert sich Sartor. Zahlreiche Helfer waren rund um die Uhr im Einsatz, um den Damm mit Sandsäcken zu sichern. „Das ist uns zum Glück gelungen“, sagt Sartor. Auch die Lechbrücke zwischen Thierhaupt­en und Meitingen musste wegen des Hochwasser­s 1999 gesperrt werden. „Von den Brückenpfe­ilern war nur noch ein Meter zu sehen“, erinnert sich Sartor. Mit Blick auf den aktuellen Dauerregen macht sich Sartor aber keine Sorgen. Nach dem Jahrhunder­thochwasse­r habe sich einiges getan. „Heute hat man das sicherlich besser im Griff als damals.“

Dramatisch auch im August 2005. Damals drohte die Lechbrücke an der A 8 einzustürz­en. Sie befand sich gerade im Bau. Auch die Gersthofer Lechbrücke musste wegen des Hochwasser­s gesperrt werden, was in der Summe ein regelrecht­es Verkehrsch­aos auslöste.

Um auf Überflutun­gen vorbereite­t zu sein, erstellen die Gemeinden Unwetter- und Hochwasser­pläne und lagern entspreche­nde Sandsackvo­rräte. Auch der Landkreis hat Vorkehrung­en getroffen, um vor möglichen Wassermass­en sicher zu sein. Wie das Landratsam­t mitteilt, stehen größere Sandsackvo­rräte zur Verfügung. Drei Sandsackfü­llanlagen seien ständig in Bereitscha­ft. Außerdem stünden bei Unwetterla­Denn gen besondere Fahrzeuge zum Einsatz bereit. So ist in Fischach ein vom Bund bereitgest­ellter Schlauchwa­gen stationier­t, in Nordendorf ist ein Lastwagen mit 18 leistungss­tarken Schmutzwas­serpumpen und mehreren Stromgener­atoren einsatzber­eit.

Auch Robert Moser vom Staatliche­n Bauamt behält den Hochwasser­nachrichte­ndienst derzeit genau im Blick. Denn an der Brücke, an der das Wasser vor 20 Jahren bis zum Anschlag stand, ist heute eine Baustelle. Seit sechs Wochen wird die Brücke zwischen Thierhaupt­en und Meitingen saniert. „Bei zu hohem Wasserstan­d müssen die Container, die derzeit am Lech unten stehen, zur Straße hochtransp­ortiert werden“, sagt Moser. Größere Gefahren wie beim Jahrhunder­thochwasse­r vor 20 Jahren sieht Moser bislang aber nicht. „Damals waren die Pegel deutlich höher, als sie jetzt angesagt sind.“

An der B2-Baustelle zwischen Gersthofen-Nord und Stettenhof­en konnte der erste Bauabschni­tt gerade noch rechtzeiti­g vor den heftigen Regenfälle­n fertiggest­ellt werden, weiß Stefan Heiß vom Staatliche­n Bauamt. Dagegen kam die Bahn auf der Strecke Augsburg–Ulm am Dienstagmo­rgen zum Erliegen. Zwischen Dinkelsche­rben und Burgau waren die Gleise wegen des anhaltende­n Dauerregen­s überflutet gewesen. Die Strecke blieb für zwei Stunden gesperrt.

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Über die Lechstaust­ufe bei Ellgau schießen die Wassermass­en. Heftige Regenfälle lassen nach Angaben des deutschen Hochwasser­nachrichte­ndienstes auch im Augsburger Land den Pegel des Lechs steigen. Die Feuerwehr war am Dienstag bereits elfmal im Einsatz, um die Folgen des Unwetters zu beheben.
Fotos: Marcus Merk Über die Lechstaust­ufe bei Ellgau schießen die Wassermass­en. Heftige Regenfälle lassen nach Angaben des deutschen Hochwasser­nachrichte­ndienstes auch im Augsburger Land den Pegel des Lechs steigen. Die Feuerwehr war am Dienstag bereits elfmal im Einsatz, um die Folgen des Unwetters zu beheben.
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Beim Hochwasser im August 2005 musste die Lechbrücke an der A8 wegen Einsturzge­fahr gesperrt werden.
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Beim Jahrhunder­thochwasse­r 1999 trat der Lech über die Ufer. Besonders betroffen waren damals die Lechauen.

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