Augsburger Allgemeine (Land West)
Kutzenhausen lässt nicht nur das Gras wachsen
Artenschutz Die Gemeinde macht sich für mehr heimische Blütenpflanzen stark. Gemäht wird künftig nur noch zweimal im Jahr und Bürgermeisterin Silvia Kugelmann richtet einen besonderen Appell an die Bürger
Kutzenhausen Die Herausforderungen des Artenschutzes für Insekten rückt immer mehr in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Nun reagiert auf den Rückgang der Wildbienen auch die Gemeinde Kutzenhausen. „Wir wollen unseren Beitrag für die Erhaltung und den Schutz von Insekten und Vögeln erweitern“, sagt Bürgermeisterin Silvia Kugelmann. Dabei macht sie darauf aufmerksam, was die Kommune in der Vergangenheit schon unternommen hat.
So wurden bislang Bäume und Sträucher als Ersatzpflanzungen vorgenommen. „Und das in gezielter Weise“, betont sie. Diese Pflanzungen seien durch ihre Blüten und Früchte von Insekten, Schmetterlingen, Vögeln und Kleinsäugetieren als Nahrungsgrundlage angenommen worden. Eine weitere Verbesserung sei aber dennoch möglich, erklärt die Gemeindechefin.
Gespräche mit Experten hätten gezeigt, dass heimische Blumen, Gräser und Kräuter als Nahrungsquelle besser seien als Blühinseln, die mit Blumenmischungen in einzelnen Gemeindebereichen angelegt worden sind. Thema bei diesen Gesprächen war auch das Mähen der gemeindlichen Grünflächen. „Um die dortigen wertvollen Blüten und Blütenstände optimal zu erhalten, riet uns Grünplaner Hans Marz, bestehende Grünflächen nicht mehr regelmäßig zu mähen und auch Wildblumen nicht auszustechen“, so Kugelmann.
Der Grund: Insekten wie Wildbienen und Schmetterlinge brauchen die Pollen und den Nektar beispielsweise von Löwenzahn und Wiesenschaumkraut als Nahrung und für die Eiablage. Nur wenn die Pflanzen verblühen, Samen bilden und sich vermehkönnen, sind auch ihr Fortbestand und damit die Nahrungsbasis für Insekten sichergestellt.
Was das konkret für die Gemeinde Kutzenhausen heißt, sagt die Bürgermeisterin: „Gemäht wird künftig nur noch nach Bedarf, maximal zweimal im Jahr.“Sie weiß natürlich, dass das für manchen Bürger ein optisches Problem darstelle. Vor allem für jene, die akkurate Rasenund Wiesenflächen und unkrautfreie Grünanlagen wünschen. Doch für die Gemeinde steht der im Vordergrund. Der Rückgang der Insekten und Vögel betrifft sowohl die Anzahl der Arten als auch deren Häufigkeit macht Kugelmann aufmerksam. Der Artenschutz weise ein existenzielles Problem für Flora und Fauna auf. „Das gilt es, zu lösen.“Auch wenn Aktivitäten vor Ort nur einen Tropfen auf den heißen Stein darstellen.
Und weiter: „Ich bitte deshalb um Verständnis, wenn manche grünen Bereiche in den Ortsgebieten nicht mehr dem Ordnungsempfinren den von allen Bürgern entsprechen und nicht mehr regelmäßig wie bisher gemäht werden.“
In diesem Zusammenhang appelliert die Bürgermeisterin an die Bevölkerung, sich ebenfalls beim Artenschutz zu beteiligen. „Den Insekten sollten ein möglichst kontinuierliches und vielfältiges Nahrungsangebot zur Verfügung stehen, um eine ausreichende Versorgung zu gewährleisten“, sagt sie. Ein großes Blütenangebot und viele Kleinstrukturen, ebenso das WegArtenschutz lassen von Pflanzengift, seien wichtig für die Vielfalt und Häufigkeit der Insekten. So könne der Haus-, Gemüse- und Kräutergarten für Honig- und Wildbienen ein wichtiger Lebensraum sein.
„Vielleicht können wieder mehr Blühstauden und Blumen unsere Gärten verschönern und gleichzeitig für uns selbst eine Bereicherung darstellen“, hofft Silvia Kugelmann. Sie selbst sei bereits mit gutem Beispiel vorangegangen und habe ihren Garten naturnaher umgestellt.