Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Weg der Kürbisse bis zum Verkaufsstand
Lebensmittel An vielen Orten im Landkreis finden sich wieder Stände mit dem Gemüse am Straßenrand. Wie die Landwirte zu der großen Menge kommen und welche neuen Bezahlmethoden es gibt
Woher kommen die vielen Kürbisse, die an den Ständen verkauft werden? Wir sind der Frage nachgegangen.
Landkreis Augsburg Marion Schwaller-Barina und Harald Günther sind mit ihrem Auto an den Kürbis-Verkaufsstand am Kreisverkehr zwischen Hirblingen und der Autobahn A8 gefahren. Auf der Suche nach den schönsten Exemplaren durchforsten die beiden die Kisten voll „Zierkürbisse“, „Butternut“, „Crown Prince“und natürlich den bekannten „Hokkaido“-Kürbissen. Die beiden planen allerdings kein herbstliches Bankett, sondern eine Firmenfeier, bei der die Kürbisse als Dekoration dienen sollen.
Der Grund: Günther und Schwaller-Barina machen sich viele Gedanken darüber, wo das Gemüse, das sie essen, herkommt. Sie diskutieren: „Die könnten schon aus der Region kommen“, meint Günther. Beim Radeln habe er schon öfter auch Kürbisfelder entdeckt. Marion Schwaller-Barina ist sich da nicht so sicher. Sie kauft Lebensmittel lieber in einem Hofladen in Hirblingen. „Das ist das Mindeste, um diese tolle Jugend zu unterstützen“, erklärt sie in Anspielung auf die Fridaysfor-Future-Bewegung.
Die Kürbisse am Kreisverkehr vor Hirblingen können Marion Schwaller-Barina und Günther allerdings beruhigt kaufen, denn sie haben keinen weiten Transportweg hinter sich. Das Gemüse kommt vom Spargelhof Lohner in Inchenhofen nördlich von Aichach.
Peter Gutmann ist bei dem Unternehmen für die Kürbis-Verkaufsstände an den Straßen verantwortlich - insgesamt sind es über 100 Stück. „Wir fahren den Raum Augsburg an, sind in Oberbayern, dem Allgäu und ganz Schwaben vertreten. Die weitest entfernten Stände sind in der Nähe von Stuttgart“, erklärt Gutmann.
Der Grund dafür, dass Lohner auch Kürbis verkauft, ist einfach: Die Pflanze ist laut Gutmann eine praktische Folgefrucht für den Spargelanbau. Etwa zehn Jahre lang könne man Spargel auf einem Feld anbauen, bevor die nötigen Nährstoffe im Boden aufgebraucht sind. „Dann muss man die Fläche entweder wechseln oder eine andere Pflanze ansäen, damit sich der Boden erholen kann“, erklärt Gutmann.
Die Kürbisstände stellt der Spargelhof Lohner teilweise auf privaten Flächen auf. Dann müsse man sich mit dem Besitzer absprechen, erklärt Gutmann. Für Stände auf Gemeindegrund stelle das Unternehmen einen Antrag bei der zuständigen Verwaltung.
Die meisten Stände funktionieren ohne Personal. Wer Kürbisse kaufen möchte, kann den entsprechenden Betrag an einer Kassentonne entrichten. Wie gut das funktioniert sei regional unterschiedlich, sagt Gutmann. Häufig finde man auch Einkaufszettel, alte Quittungen oder Kupfermünzen in den Kassen. Trotzdem betont er: „Ich glaube, die Leute sind alles in allem ziemlich ehrlich.“
Seit diesem Jahr gibt es an jedem Stand von Lohner auch die Möglichkeit, Kürbisse per PayPal zu bezahlen. „Ich glaube, das kommt gerade bei jüngeren Kunden, die nicht immer Bargeld dabei haben, gut an“, sagt Gutmann. Mit dem Smartphone Kürbisse zu bezahlen, ist einfach: Über einen QR-Code gelangen Kunden zur entsprechenden WebAdresse. Und die Bezahlmethode funktioniert. Gutmann zur Resonanz: „Ich hätte nie gedacht, dass das so gut angenommen wird.“
Die Stände des Spargelhof Lohner sind gut erkennbar. Auf mehreren Infoplakaten steht der Name des Unternehmens inklusive Kontaktdaten. Außerdem informieren Schilder über die Sorten und geben Zubereitungstipps für „die größte Beere der Welt“, wie Lohner den Kürbis auf seiner Website beschreibt.
Trotzdem sollte man auch beim Kürbiskauf die Augen offenhalten. Karl-Heinz Blank, der auf seinen Feldern in und um Neusäß auch Kürbisse anbaut und in seinem Hofladen verkauft, erklärt: So mancher Kunde habe ihm von Transportern mit „Kennzeichen aus aller Herren Länder“erzählt, die Kürbisstände bestücken würden. Selbst habe er das allerdings noch nicht beobachtet. Blank weiß daher nicht, ob das nur Gerüchte sind, die weitererzählt werden. Seine Kürbisse kommen auf jeden Fall aus Neusäß. Etwa drei Hektar säht Blank jedes Jahr auf seinen Feldern an. Wie viele Kürbisse er erntet, kann er bei der Menge und den vielen verschiedenen Sorten nicht genau sagen.
Angesät wird „die größte Beere der Welt“normalerweise im Mai. Manche frühen Sorten könne man im Juli und August schon ernten, die Haupterntezeit sei der September. Gerade für diese Hochzeit braucht Blank Hilfe. Die holt er sich schon seit Jahren aus Augsburg. Die Kürbisernte wird an der Universität als Ferienjob ausgeschrieben. „Unsere Helfer werden gut verköstigt, meine Frau bekocht sie,“erzählt Blank. Manche Studenten kämen immer wieder.