Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Weg der Kürbisse bis zum Verkaufsst­and

Lebensmitt­el An vielen Orten im Landkreis finden sich wieder Stände mit dem Gemüse am Straßenran­d. Wie die Landwirte zu der großen Menge kommen und welche neuen Bezahlmeth­oden es gibt

- VON TOBIAS KARRER

Woher kommen die vielen Kürbisse, die an den Ständen verkauft werden? Wir sind der Frage nachgegang­en.

Landkreis Augsburg Marion Schwaller-Barina und Harald Günther sind mit ihrem Auto an den Kürbis-Verkaufsst­and am Kreisverke­hr zwischen Hirblingen und der Autobahn A8 gefahren. Auf der Suche nach den schönsten Exemplaren durchforst­en die beiden die Kisten voll „Zierkürbis­se“, „Butternut“, „Crown Prince“und natürlich den bekannten „Hokkaido“-Kürbissen. Die beiden planen allerdings kein herbstlich­es Bankett, sondern eine Firmenfeie­r, bei der die Kürbisse als Dekoration dienen sollen.

Der Grund: Günther und Schwaller-Barina machen sich viele Gedanken darüber, wo das Gemüse, das sie essen, herkommt. Sie diskutiere­n: „Die könnten schon aus der Region kommen“, meint Günther. Beim Radeln habe er schon öfter auch Kürbisfeld­er entdeckt. Marion Schwaller-Barina ist sich da nicht so sicher. Sie kauft Lebensmitt­el lieber in einem Hofladen in Hirblingen. „Das ist das Mindeste, um diese tolle Jugend zu unterstütz­en“, erklärt sie in Anspielung auf die Fridaysfor-Future-Bewegung.

Die Kürbisse am Kreisverke­hr vor Hirblingen können Marion Schwaller-Barina und Günther allerdings beruhigt kaufen, denn sie haben keinen weiten Transportw­eg hinter sich. Das Gemüse kommt vom Spargelhof Lohner in Inchenhofe­n nördlich von Aichach.

Peter Gutmann ist bei dem Unternehme­n für die Kürbis-Verkaufsst­ände an den Straßen verantwort­lich - insgesamt sind es über 100 Stück. „Wir fahren den Raum Augsburg an, sind in Oberbayern, dem Allgäu und ganz Schwaben vertreten. Die weitest entfernten Stände sind in der Nähe von Stuttgart“, erklärt Gutmann.

Der Grund dafür, dass Lohner auch Kürbis verkauft, ist einfach: Die Pflanze ist laut Gutmann eine praktische Folgefruch­t für den Spargelanb­au. Etwa zehn Jahre lang könne man Spargel auf einem Feld anbauen, bevor die nötigen Nährstoffe im Boden aufgebrauc­ht sind. „Dann muss man die Fläche entweder wechseln oder eine andere Pflanze ansäen, damit sich der Boden erholen kann“, erklärt Gutmann.

Die Kürbisstän­de stellt der Spargelhof Lohner teilweise auf privaten Flächen auf. Dann müsse man sich mit dem Besitzer absprechen, erklärt Gutmann. Für Stände auf Gemeindegr­und stelle das Unternehme­n einen Antrag bei der zuständige­n Verwaltung.

Die meisten Stände funktionie­ren ohne Personal. Wer Kürbisse kaufen möchte, kann den entspreche­nden Betrag an einer Kassentonn­e entrichten. Wie gut das funktionie­rt sei regional unterschie­dlich, sagt Gutmann. Häufig finde man auch Einkaufsze­ttel, alte Quittungen oder Kupfermünz­en in den Kassen. Trotzdem betont er: „Ich glaube, die Leute sind alles in allem ziemlich ehrlich.“

Seit diesem Jahr gibt es an jedem Stand von Lohner auch die Möglichkei­t, Kürbisse per PayPal zu bezahlen. „Ich glaube, das kommt gerade bei jüngeren Kunden, die nicht immer Bargeld dabei haben, gut an“, sagt Gutmann. Mit dem Smartphone Kürbisse zu bezahlen, ist einfach: Über einen QR-Code gelangen Kunden zur entspreche­nden WebAdresse. Und die Bezahlmeth­ode funktionie­rt. Gutmann zur Resonanz: „Ich hätte nie gedacht, dass das so gut angenommen wird.“

Die Stände des Spargelhof Lohner sind gut erkennbar. Auf mehreren Infoplakat­en steht der Name des Unternehme­ns inklusive Kontaktdat­en. Außerdem informiere­n Schilder über die Sorten und geben Zubereitun­gstipps für „die größte Beere der Welt“, wie Lohner den Kürbis auf seiner Website beschreibt.

Trotzdem sollte man auch beim Kürbiskauf die Augen offenhalte­n. Karl-Heinz Blank, der auf seinen Feldern in und um Neusäß auch Kürbisse anbaut und in seinem Hofladen verkauft, erklärt: So mancher Kunde habe ihm von Transporte­rn mit „Kennzeiche­n aus aller Herren Länder“erzählt, die Kürbisstän­de bestücken würden. Selbst habe er das allerdings noch nicht beobachtet. Blank weiß daher nicht, ob das nur Gerüchte sind, die weitererzä­hlt werden. Seine Kürbisse kommen auf jeden Fall aus Neusäß. Etwa drei Hektar säht Blank jedes Jahr auf seinen Feldern an. Wie viele Kürbisse er erntet, kann er bei der Menge und den vielen verschiede­nen Sorten nicht genau sagen.

Angesät wird „die größte Beere der Welt“normalerwe­ise im Mai. Manche frühen Sorten könne man im Juli und August schon ernten, die Haupternte­zeit sei der September. Gerade für diese Hochzeit braucht Blank Hilfe. Die holt er sich schon seit Jahren aus Augsburg. Die Kürbisernt­e wird an der Universitä­t als Ferienjob ausgeschri­eben. „Unsere Helfer werden gut verköstigt, meine Frau bekocht sie,“erzählt Blank. Manche Studenten kämen immer wieder.

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Foto: Marcus Merk Kürbisse sind im Trend, im Augsburger Land gibt es zahlreiche Felder und Stände am Straßenran­d, im Bild Karl-Heinz Blank auf einem seiner Felder bei Augsburg.
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Foto: Tobias Karrer Die sind nicht für den Kochtopf gedacht: Marion Schwaller-Barina aus Hirblingen sucht nach den schönsten Zierkürbis­sen.

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