Augsburger Allgemeine (Land West)
Lichtspiele der frühen Romantik
Konzert Die Bayerische Kammerphilharmonie eröffnet die Saison mit Mendelssohn und Schubert
In der Stadthalle Gersthofen konnte sich das Publikum in einer Welt bilderreicher Klänge ergehen. Die Bayerische Kammerphilharmonie unter Florian Krumpöck spielte Felix Mendelssohn Bartholdy und Franz Schubert. Dabei wurde sie ihrem Dauerthema „un-er-hört“mit einer Rarität ebenso gerecht wie der Wiederbegegnung eher vertrauter Meisterwerke, dies aber in der ihr eigenen frischen Art, die gekonnte Routine nie zum einzigen Merkmal ihres Musizierens macht.
Schubert und Mendelssohn – das Programm präsentierte Romantik, die sich über den Grundmustern der Wiener Klassik neue Klänge und Freiheiten zu erschließen beginnt. Um mit der „un-er-hörten“Rarität zu beginnen: Die beiden Konzerte Mendelssohns für zwei Klaviere und Orchester gehören zu den noch selten aufgeführten und eingespielten Werken. Das E-Dur-Konzert erfuhr mit Sivan Silver und Gil Garburg eine glanzvoll bewegte Interpretation. Das in aller Welt gefragte Duo leistet damit, wie auf ihrer CD mit dem As-Dur-Konzert, einen erheblichen Beitrag zur wachsenden Popularität dieses wahrlich großen Tastenereignisses.
Mendelssohn schuf es im Alter von erst 14 Jahren. Wie er im ersten Satz die Themen verdichtet, die romantischen Lichtspiele von hell und dunkel im Adagio ineinandergleiten lässt, im Finale die Mendelssohn-typische Rasanz ausschleudert, dies zauberte das Duo mit gestochen scharfer Brillanz und einem derart synchronen Raffinement, dass man die beiden oft nicht unterscheiden konnte. Ein virtuoses Stück aus dem „Sommernachtstraum“als Zugabe ergänzte das Mendelssohn-Märchen, das noch weiterging. Mit der Ouvertüre zum „Märchen von der schönen Melusine“mit ihren meisterhaft verschlungenen Charakterbildern des Liebespaares kam auch ein stimmungsvoll wogendes Orchesterjuwel des Komponisten zur bewegenden Aufführung.
Mit welch souveräner Mischung aus exakter Zeichengebung von Tempo und Dynamik und suggestiv mitgeteilter Gestik über die musikalische Wirkung Florian Krumpöck die wundervoll reagierende Kammerphilharmonie inspirieren kann, zeigte sich bei Schubert. Die 5. Sinfonie, die mittlerweile wie die anderen Sinfonien neben der „Unvollendeten“und der „großen C-Dur“im Konzertsaal und auf CD bestens präsent ist, erfuhr eine vitale Interpretation. Delikate Leichtigkeit in den rasch fließenden Sequenzen, das Zusammenspiel der Streicher-Raster mit den Färbungen des Holzbläserklangs machten die Ecksätze zu heiteren Köstlichkeiten; das liebevoll modellierte Andante, die überraschende Moll-Dramatik des Menuettos vervollständigten dieses Schubert-Erlebnis.