Augsburger Allgemeine (Land West)
Im weiten Land des Wortes
Lesen München feiert zehn Jahre Literaturfest und 60 Jahre Bücherschau im November als ein doppeltes Jubiläum. Prominente Autoren formulieren Fragen an die Welt nach 1989. Auf die Kinder warten Kreativ-Werkstätten
Zehn Jahre Literaturfest München und 60 Jahre Münchner Bücherschau – wenn das kein Grund zum Feiern ist! Über 85 Lesungen und Diskussionen sind beim JubiläumsLiteraturfest vom 13. November bis 1. Dezember geplant, zudem Buchund Fotoausstellungen, Schreibund Kreativ-Werkstätten für Kinder und Jugendliche sowie ein großes Schulklassenprogramm. Eine Jubiläumsparty steigt am 16. November in der Muffathalle mit prominenten Autoren und der Straßenmusikband „Konnexion Balkon“.
Zum anderen Jubiläum wird im Kulturzentrum Gasteig die Ausstellung „60 Jahre Münchner Bücherschau“gezeigt, die deren Weg von 1959 bis heute illustriert, ihre Entwicklung von einer Sortimentsschau der bayerischen Verlage hin zu einer der größten Buchausstellungen im deutschsprachigen Raum. Vom 14. November bis 1. Dezember darf täglich von 8 bis 23 Uhr in den Büchern geschmökert werden.
„Hier wird deutlich: Literatur ist unentbehrlich für unsere Gesellschaft, für den Diskurs über aktuelle gesellschaftliche, politische oder auch wissenschaftliche Themen. Literatur ist Kunst, die aufrüttelt, unterhält, kritisiert und unseren Horizont erweitert“, sagt Kultusminister Bernd Sibler zum doppelten Jubiläum. Auch der im Rahmen des Literaturfestes verliehene GeschwisterScholl-Preis, vergeben von der Landeshauptstadt München und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Landesverband Bayern, feiert ein Jubiläum: Am 25. November zeichnet er zum 40. Mal ein Buch aus, das von geistiger Unabhängigkeit, bürgerlicher Freiheit und intellektuellem Mut zeugt.
„Fragen an die Welt nach 1989“stellt das forum:autoren, das dieses Jahr Brechtpreisträger Ingo Schulze kuratiert. Seine Gäste blicken auf die Folgen der Wende 1989 bis heute und ihre literarischen Verarbeitungen, denn „vor allem durch Literatur können wir besser erkennen, in welcher Zeit wir leben“, betont Schulze. Um das zu erkunden, lädt der Kurator Intellektuelle aus aller Welt nach München ein, darunter Frank Witzel (Deutscher Buchpreis 2015) und den Bosnier Dzevad Karahasan, Marion Brasch, Lukas Bärfuss, Volker Braun und Salman Rushdie. Zur Eröffnung des Literaturfestes am 13. November im Gasteig reflektiert der britische Historiker, Karlspreisträger und Kenner der deutsch-deutschen Geschichte Timothy Garton Ash die Aus- und Nachwirkungen des Mauerfalls.
Zum Literaturfest gehört natürlich die unmittelbare Begegnung mit den Autorinnen und Autoren. Für Leser jeden Alters ist etwas dabei. So erzählen die Lochis (Heiko und Roman Lochmann) ihre Geschichte, Raoul Schrott berichtet vom Hannes aus Aachen, der mit Magellan vor 500 Jahren die Welt umsegelte, und die Meeresbiologin Frauke Bagusche erklärt, warum das Meer leuchtet und die Fische singen. Fast 130 Seiten umfasst das Programmheft.
Und darin ist das Kinder- und Familienprogramm der Münchner Bücherschau noch gar nicht enthalten! Da gibt es eine Reihe von Werkstätten, etwa die Bleistift-Skizzen, die Schreibstube oder die BilderbuchFilmwerkstatt. Sogar schöner macht Vorlesen bei Danny, dem Friseur, der gute Geschichten gegen Haare schneiden tauscht.