Augsburger Allgemeine (Land West)
Vom Umgang mit Kritiken
Die Frage stellt sich ja wöchentlich: Wie umgehen mit einer Seite wie dieser und den Texten darauf? Sich nach Empfehlungen richten? Lieber nicht so genau lesen, weil zu viel verraten werden könnte über die Filme? Es gibt dazu keine einfache, aber immerhin eine hart erarbeitete vierfache Antwort.
1. Zu Filmen, die man wegen des Regisseurs, eines Schauspielers oder des Stoffs auf jeden Fall sehen will, die Kritik erst einmal nicht lesen. Die Gefahr, etwas zu erfahren, was man vor dem im besten Fall unbedarft vorfreudigen Kinobesuch nicht wissen wollte, ist einfach zu groß. Aber wichtig: Nach dem Ansehen die Kritik lesen, denn das hilft zum Beispiel für:
2. Bei Filmen, die interessant sein könnten, aber nicht in Kategorie eins fallen, hilft die Erfahrung mit Kritikern. Geschmäcker, Horizonte und Erwartungen sind verschieden. Da ist es doch gut, wenn man einzelne Kritiker als Richtschnur hat, die ja durchaus auch ein verlässlicher Kontra-Indikator sein kann. Wenn man kontinuierlich oder zumindest tendenziell immer gegenteiliger Meinung ist, hilft das ja genauso wie Einigkeit.
3. Es gibt Wackel-Kandidaten, bei denen man besser immer die Kritiken liest. Hyperaktive Regisseure wie Woody Allen zum Beispiel mögen schon einiges Großes geliefert haben, aber eben auch so manches Enervierende. Mit den Kritiken erfährt man da schnell und zuverlässig, in welche Kategorie das neue Werk fällt.
4. Schließlich gibt es noch Filme, die man gar nicht auf dem Zettel hat – wo man eigentlich nur gewinnen kann, wenn man die Kritik liest. Und dabei gilt besonders: Nicht allein auf die Sterne-Wertung verlassen. Denn die Beschreibung kann einen Hinweis enthalten, die eine persönliche Verheißung darstellt, die dem Kritiker egal war. Keine Überraschung jedenfalls: Lesen hilft immer!