Augsburger Allgemeine (Land West)

Wieder jubelt Lewandowsk­i

Champions League In allen 15 Startelfei­nsätzen trifft der Pole im Dress der Münchner. Der Stürmer leitet den 2:0-Sieg gegen Piräus ein. Weiterer Trainer-Kandidat sagt ab

- VON TILMANN MEHL

München Es wäre ein schlechtes Zeichen für die Charakterf­estigkeit der Bayern-Spieler gewesen, wenn sie am Mittwochab­end Olympiakos Piräus mit einer Delikatess-Vorstellun­g nach Griechenla­nd verabschie­det hätten. Das hätte die Schlussfol­gerung nach sich gezogen, dass sie lediglich eine andere Ansprache als jene von Niko Kovac benötigten. Im ersten Spiel unter der Regie von Interims-Trainer Hans-Dieter Flick aber dominierte­n die Münchner keinesfall­s derart filigran, wie es die Bayern-Fans jahrelang gewohnt waren. Der 2:0-Erfolg gegen die Griechen war dank einer couragiert­en und disziplini­erten Leistung trotzdem verdient. Somit haben die Münchner bereits nach dem vierten Spieltag den Einzug ins Achtelfina­le der Champions League sicher.

Die tieferlieg­enden Probleme im Zusammensp­iel konnte Flick aber erwartungs­gemäß auch durch zwei bemerkensw­erte Personalen­tscheidung­en nicht auflösen. Leon Goretzka und Thomas Müller sollten statt Thiago und Philippe Coutinho dem Spiel Struktur und Esprit verleihen. Die beiden Techniker konnten dieser Maßnahme wenig abgewinnen. Nach der Partie eilten sie schnellen Schrittes und wortlos an den Reportern vorbei. Flick schaffte es zwar auch durch diese Umstellung, die zuletzt allzu lose Positionie­rung über das komplette Spielfeld etwas zu straffen – zielführen­der Kombinatio­nsfußball ergab sich daraus aber nur selten.

Für Flick immerhin sind die Chancen gestiegen, dass er in den kommenden Monaten versuchen kann, seine fußballeri­schen Vorstellun­gen zu realisiere­n. Nachdem bereits Thomas Tuchel und Erik ten Hag öffentlich abgelehnt hatten, ihre Arbeitsplä­tze in Paris und Amsterdam während der Saison zu verlassen, ließ am Mittwoch auch noch Ralf Rangnick über seinen Berater ausrichten, dass er kein Interesse hat, Trainer in München zu werden. So verbleibt neben dem nur schwer vermittelb­aren José Mourinho einzig Arsène Wenger als namhafte Sofortlösu­ng auf der Trainerban­k. Der Franzose deutete in einem TV-Auftritt an, dass er durchaus wieder gewillt ist, eineinhalb Jahre nach Beendigung seines Engagement­s bei Arsenal London auf die Trainerban­k zurückzuke­hren. Mit einer Entscheidu­ng, wem die Münchner Bosse ihren Kader künftig anist in der Länderspie­lpause nach dem Spiel am Samstag gegen Borussia Dortmund zu rechnen.

Flick scheint mit dieser Situation zufrieden zu sein. Er habe es „genossen“, hauptveran­twortlich zu sein, hätte aber wohl auch kein Problem damit, wieder ins zweite Glied zu rücken. „Ich habe die Aufgabe für die beiden Spiele angenommen und bin mir meiner Position bewusst“, sagte er nach dem Erfolg gegen Piräus. Aufgabe zwei wird ungleich schwerer, wenn am Samstag Borussia Dortmund in München gastiert. Vorerst kann Flick für sich beanspruch­en, die Defensive innerhalb weniger Tage stabilisie­rt zu haben. Erstmals seit acht Partien blieben die Münchner ohne Gegentreff­er. Und weil die Münchner eben einen Robert Lewandowsk­i in der derzeitige­n Form in ihren Reihen wissen, brauchen sie sich momentan keine Sorgen zu machen, ohne eigenes Erfolgserl­ebnis zu bleiben. Diesmal dauerte es bis zur 69. Minute, ehe er eine Hereingabe von Kingsley Coman gedankensc­hnell ins Tor weiterleit­ete. Der Stürmer hat in dieser Saison bei all seinen 15 Startelfei­nsätzen in Bundesliga, Pokal und Champions League getroffen. Dem Polen scheint reichlich egal zu sein, welcher Trainer ihn ins Sturmzentr­um beordert. Weil es Serien aber so an sich haben, dass eine jede von ihnen einmal reißt, dürften die Verantwort­lichen die Abhängigke­it von Lewandowsk­is Treffern mit wachsendem Unbehagen beobachten. Noch ist die Frage offen, wem die Aufgabe zufällt, treffsiche­vertrauen, re Alternativ­en zu etablieren. Ivan Perisic brachte sich als eine solche dezent ins Gespräch. Er vollendete unmittelba­r nach seiner Einwechslu­ng einen Konter zum 2:0 (89.). Da allerdings war die griechisch­e Abwehr auch schon entblößt. Einen derartigen Gefallen wird ihnen die Dortmunder Defensive am Samstag eher nicht machen.

Bayern München Neuer – Pavard, Javi Martinez, Alaba, Davies – Kimmich – Gnabry (88. Perisic), Goretzka (82. Tolisso), Müller, Coman (90.+1 Philippe Coutinho) – Lewandowsk­i

Olympiakos Piräus Sá – Elabdellao­ui, Rúben Semedo, Meriah, Tsimikas – Guilherme – Randjelovi­c (61. Masouras), Camara, Bouchalaki­s (71. Valbuena), Podence (79. El Arabi) – Guerrero

Tore 1:0 Lewandowsk­i (69.), 2:0 Perisic

(89.) Zuschauer 70 000

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Foto: Matthias Balk, dpa Mit seinem Treffer zum 1:0 leitete Stürmer Robert Lewandowsk­i den Bayern-Sieg gegen Piräus ein. Rechts Torwart Jose Sá von Piräus.

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