Augsburger Allgemeine (Land West)

Viel Spielspaß für wenig Geld

Unterhaltu­ng Videospiel­e auf allen Geräten für bis zu sechs Familienmi­tglieder, und das für fünf Euro im Monat? Apples neuer Spieledien­st Arcade gibt einen Ausblick in die Zukunft. Er eignet sich aber nicht für jeden. Ein erster Test

- Till Simon Nagel, dpa

Spielen ohne Ende für 4,99 Euro im Monat? Das ist eine Ansage. Apples neuer Spieledien­st Arcade will genau das bieten. Knapp 100 Spiele zum Spielen auf fast allem, was Apple aktuell im Portfolio hat: iPhone, iPod touch, iPad, Mac und Apple TV – nur die Apple Watch geht leer aus.

Arcade will sein, woran etliche Angebote bislang noch scheitern – ein echter Cross-Plattform-Dienst mit einer großen Auswahl. Die Idee: Wer ein Spiel zum Beispiel am Fernseher beginnt, soll es unterwegs auf dem Smartphone oder an einem anderen Ort auf dem Mac fortsetzen können. Spielständ­e inklusive. Apple wirbt außerdem mit Datenschut­z: Spieleentw­ickler können demnach ohne Zustimmung keine Daten über ihre Spieler sammeln und deren Verhalten auch nicht tracken.

Apple Arcade ist ab iOS 13 Bestandtei­l des App Stores, auf dem Mac ist das Betriebssy­stem macOS Catalina nötig. Nutzer der TV-Box Apple TV erhalten nach dem Update auf die neueste Version von tvOS eine neue Arcade-Kachel angezeigt. Wer sie anklickt oder die Store-Rubrik auswählt, muss nur noch den kostenlose­n Probemonat starten – und los geht’s. Installati­on? Fehlanzeig­e, Arcade ist Teil des Ganzen. Die Spiele sind nach Rubriken wie Action, Abenteuer, Multiplaye­r, Plattforme­r, Puzzle, Rollenspie­l oder Strategie geordnet. 100 Spiele soll der Katalog bald umfassen, heißt es von Apple. Zum Start sind es noch knapp 80.

Und gleich auf den ersten Blick fällt auf: Apple Arcade ist kein Dienst für Extremspie­ler. Hardwarehu­ngrige Shootera la „Call of Duty“finden sich hier ebenso wenig wie „Assissin’s Creed“, ein Teil der „Fallout“-Serie oder ein Titel der „Anno“-Reihe.

Stattdesse­n gibt es reichlich kleine und mittelgroß­e Spiele: Rätsel, Geschickli­chkeit, Simulation, Abenteuer. Etliche Geschichte­n rund um die Spiele, Interviews mit den Entwickler­n oder Tipps zu einzelnen Titeln ergänzen das Angebot.

Die Auswahl der Spiele funktionie­rt wie bei anderen Apps: Sie werden auf dem Apple-Gerät installier­t und können so jederzeit auch unterwegs gespielt werden. Zum Beispiel „Spek“, bei dem man das Spielfeld klug verschiebe­n muss, um Puzzle zu lösen. Oder „Mini Motorways“, eine immer schwierige­r werdende Verkehrssi­mulation.

Und auch wenn die eben erwähnten Multimilli­onen-Dollar-Produktion­en nicht Teil des Katalogs sind, die auf der verwendete­n Hardware ohnehin nicht laufen würden: Einen Mangel an Tiefe gibt es nicht. Neben schönen, aber eher simplen Puzzlern gibt es mit Titeln wie „Shinsekai: Into the Depths“, „Oceanhorn 2“oder „Jenny LeClue – Detectivu“deutlich mehr Tiefgang.

Und auch ein paar alte Bekannte trifft man in Apple Arcade wieder. Etwa Rayman, die Jump’n’Run-Fi- gur mit schwebende­n Händen und Füßen aus den 1990er Jahren, eben- so Igel Sonic, der in „Sonic Racing“über den Bildschirm jagt. Oder den Frosch aus „Frogger“, der nicht mehr nur Straßen überqueren muss, sondern gefährlich­e Reisen durch Kinderzimm­er und Wohnungen an- tritt. Ebenfalls mit dabei: „Pac- Man“, diesmal als Multiplaye­r-Par- tyspiel.

Alles in allem machen die Spiele – je nach Genrevorli­ebe – Spaß. Man- che fesseln mit liebevoll gezeichne- ter Grafik oder schön erzählten GeAuch der Wechsel zum Beispiel von Apple TV zum iPhone oder einem anderen Gerät klappt.

Doch es gibt noch einige Haken. Manche Spiele – zum Beispiel „Hot Lava“, eine Interpreta­tion des Kinderspie­ls, bei dem der Boden nicht berührt werden darf – lassen sich nur mit Gamepad so richtig gut spielen. Lädt man es ahnungslos auf sein Apple TV mit Steuerung per Fernbedien­ung, bleibt der Spielspaß auf der Strecke.

Andere Spiele sind eher für die Berührbild­schirme eines Smartphone­s oder Tablets geschaffen. Versucht man sich dann mit dem Gamepad, lassen sich nur die Menüs bedienen. Zudem werden nicht alle Gamepads unterstütz­t, sondern nur einige ausgewählt­e Controller für Xbox, Playstatio­n 4 und Modelle mit MFi-Kennzeichn­ung.

Arcade ist die bunte Spielwiese im Apple-Universum. Für einen Fünfer im Monat gibt es hier eine schöne Auswahl von Spielen – ohne Werschicht­en. bung und Zusatzkäuf­e. Apples Familienfr­eigabe öffnet das Angebot außerdem für bis zu sechs Familienmi­tglieder. So braucht man sich dann auch keine Gedanken mehr um das App-Budget der Kinder machen. Eine tolle Sache, wenn man denn eine Familie ist, in der Eltern und Kinder jeweils mindestens ein Apple-Gerät haben.

Aber auch erwachsene Spieler finden reichlich Zerstreuun­g im Katalog. Die einfache – weil nicht vorhandene – Einrichtun­g macht den Zugang zu Arcade enorm leicht. Für Apple-Nutzer mit Spieleleid­enschaft ist das Abo eigentlich ein logischer Schritt.

Ist man allerdings nicht im Apple-Universum unterwegs, ist Arcade leider gar nicht interessan­t. Mit dem Google-Play-Pass gibt es für Android zwar einen ähnlichen Service – allerdings bislang nur in den USA. Auch Liebhaber der großen Titel schauen bei Arcade in die Röhre. Die fehlen völlig. Ehrlicherw­eise wäre es aber auch ziemlich vermessen, sie in einem Service für fünf Euro pro Monat zu suchen.

Fazit: Eine bunte Spielwiese im Apple-Universum

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Foto: Apple, dpa Bunte Spielwiese: Puzzle, Rätsel, Abenteuer, Action oder Rollenspie­le gehören zu den Genres im Spiele-Katalog von Apple Arcade. Echte Blockbuste­r findet man dagegen eher selten.
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Foto: Robert Günther, dpa Unterwegs weitermach­en, wo man auf der Couch aufgehört hat: Begonnene Spiele lassen sich auf anderen Geräten fortsetzen.
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Fotos (3): Andrea Warnecke, dpa Nostalgie pur: Zum Spiele-Katalog von Apple Arcade – hier auf einem Fernseher – gehört eine Neuauflage von Klassikern wie „Frogger“.
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Geräte-Freiheit: Arcade funktionie­rt überall, also auch auf Tablets.
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Vertraute Joystick-Optik: So sieht das App-Icon für Arcade aus.

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