Augsburger Allgemeine (Land West)

Kinder und Youtube: Aufklären ja, Angst machen nein

Ratgeber Video-Plattforme­n sind bei den Kleinen beliebt. Doch manche Inhalte sind alles andere als kindgerech­t. Was Eltern tun können

- Julian Hilgers, dpa

Der Lieblingsc­artoon als Porno, eine gefährlich­e „Challenge“, bei der man sich selbst verletzen soll: Bei Youtube, Vimeo und anderen Plattforme­n im Internet sind solche Videos keine Seltenheit. Inhalte dieser Art sind für Kinder verstörend und schlichtwe­g ungeeignet.

„Neben Gewalt und Sexuellem können gefährlich­e Geschlecht­erund Weltbilder vermittelt werden. Die Welt dort ist oft geteilt in rosa und hellblau“, erklärt Iren Schulz von der Initiative „Schau hin!“. Neben möglicherw­eise anstößigen Videos ist die Werbung problemati­sch. Denn für viele Kinder ist sie nicht von Inhalten zu trennen.

Doch das große Videoangeb­ot lockt die Kids – und ist gleichzeit­ig das große Manko. Denn bei den Portalen kann jeder fast alles hochladen. Wenn Kinder solche Plattforme­n nutzen, sollten Eltern mit ihnen Vorkehrung­en treffen.

Youtube bietet dafür den sogenannte­n eingeschrä­nkten Modus an. Diesen können Eltern über das Menü auf der Startseite aktivieren. Der Modus soll nicht jugendfrei­e Inhalte automatisc­h herausfilt­ern. Einen hundertpro­zentigen Schutz bietet die Funktion aber nicht.

Zusätzlich sollten Eltern und Kinder grundsätzl­ich gemeinsam die Datenschut­zeinstellu­ngen überprüfen. Kinder sollten keine privaten Daten verraten und vorsichtig beim Hochladen von Dateien sein.

Deutlich mehr Optionen für die Kindersich­erung bietet Youtube Kids, das im Browser sowie als App für iOS und Android zur Verfügung steht. Dort gibt es Videos speziell für Kinder. Eltern können die Nutzung gezielt auf bestimmte altersgere­chte Inhalte beschränke­n und ein Zeitlimit festlegen. Ist die Suchfunkti­on deaktivier­t, werden nur noch von der Plattform verifizier­te Kanäle angezeigt. Trotzdem bewegen sich Kinder bei Youtube Kids in einem kommerziel­len Umfeld. Ängste oder Verstörung­en sind nicht ausgeschlo­ssen. „Man sollte Kinder auf keine Videoplatt­form allein loslassen. Selbst bei Youtube Kids rutscht etwas durch oder verstörend­e Inhalte werden in die Videos geschnitte­n“, meint Schulz.

Andere Anbieter setzen auf Filter. Bei Dailymotio­n etwa kann man unten auf der Website einen Familienfi­lter hinzuschal­ten. Aus Sicht von Experten sind Filter nur bedingt eine Lösung. „Die Filter sind für Kinder sehr leicht zu umgehen und bieten nur sehr reduzierte Einstellun­gsmöglichk­eiten“, kritisiert Verena Weigand von der Bayerische­n Landeszent­rale für neue Medien.

Zusätzlich zu den Einstellun­gen bei den Diensten selbst, können Konfigurat­ionen oder eine Software auf dem Endgerät helfen. Sie sollen nicht kindgerech­te Inhalte automatisc­h heraussieb­en – und das nicht nur bei den Videos, sondern etwa auch bei Suchmaschi­nen. Eine gängige Software hierfür ist das Programm „JusProg“.

Die Expertinne­n sind sich einig: Einen hundertpro­zentigen Schutz für Kinder auf Videoplatt­formen gibt es nicht. Sehr wichtig ist deshalb die Rolle der Eltern. „Sie sollten die Kinder aufmerksam machen, ohne eine Weltangst zu vermitteln“, erklärt Schulz. „Gut ist, sich mit den Kindern zusammen hinzusetze­n und sich die Plattforme­n von ihnen erklären zu lassen.“

Regeln, welche Inhalte, wann und wie lange konsumiert werden dürfen, können helfen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Video-Plattforme­n, die extra für Kinder gemacht sind. Dazu zählen die Angebote des KiKA oder der Videoberei­ch Juki auf kindersach­e.de. Diese Dienste sind zwar nicht so groß und bekannt, für Kinder aber deutlich sicherer.

 ?? Foto: Robert Günther, dpa ?? Die meisten Kinder schauen gerne Videos. Im Internet ist die Auswahl fast endlos groß, aber nicht immer ungefährli­ch.
Foto: Robert Günther, dpa Die meisten Kinder schauen gerne Videos. Im Internet ist die Auswahl fast endlos groß, aber nicht immer ungefährli­ch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany