Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie kommt Dampfen bei den Jugendlichen an?
Gesundheit Egal ob klassischer Glimmstängel oder E-Zigarette: Rauchen ist ungesund. Doch auch im Landkreis Augsburg greifen junge Menschen zum Tabak
Landkreis Augsburg Diese Woche hat die Bundesregierung den neuen Drogen- und Suchtbericht veröffentlicht: Über acht Prozent der Jugendlichen und fast 30 Prozent der jungen Erwachsenen rauchten in den vergangenen Jahren Zigaretten. Und speziell bei jungen Menschen gibt es einen neuen Trend: Jeder Vierte der 18- bis 25-Jährigen hat schon einmal eine E-Zigarette probiert. Wie viele regelmäßig an den elektrischen Glimmstängeln ziehen, verrät der Bericht nicht.
Verlegt sich die Jugend also auf das Dampfen – den Konsum von E-Zigaretten? Eine solche Entwicklung kann Streetworkerin Heike Schäfer nicht erkennen. Sie verbringt viel Zeit mit den Jugendlichen in Gersthofen und kennt somit auch ihre Gewohnheiten. Sie beobachtet, dass junge Raucher sich oft nur den Tabak kaufen und sich ihre Zigaretten anschließend selber drehen, um Geld zu sparen. Die hohen Preise für Zigaretten seien gerade für junge Menschen ein Hemmnis, außerdem erschwere es die Gesetzgebung in Deutschland, dass Minderjährige an Zigaretten und Tabak kommen.
Schäfer sagt zwar, dass Raucher heute mehr zu E-Zigaretten und nicht mehr so sehr zu herkömmlichen Zigaretten tendierten. Ihrer Meinung nach seien E-Zigaretten aber nur im Trend gewesen, als sie 2014 in Deutschland bekannt wurden. Inzwischen hätten sie sich aber nicht wirklich durchgesetzt. Ein Problem, das den Zigarettenkonsum der Kinder fördere, seien durchaus die eigenen Eltern: Sie gäben dem Drängen ihrer Kinder manchmal nach und kauften ihnen Zigaretten.
Schäfer betont, dass das Rauchen bei Weitem nicht das schlimmste Problem sei, das ihre Jugendlichen zu bewältigen hätten. Sie müsse sich beispielsweise viel öfter um die Integration Außenstehender kümmern oder um vernachlässigte Jugendliche. Trotzdem böten die Streetworker auch Suchtprävention gegen Rauchen, Drogen und Alkohol an.
Alexander Pfaffendorf hat als Schulleiter des Leonhard-WagnerGymnasiums Schwabmünchen ebenfalls gut im Blick, wie die Jugend mit Tabak umgeht. Im Laufe der vergangenen Jahre habe er festgestellt, dass der Trend zum Rauchen zurückgehe. Ein Grund dafür vermute er in der zunehmenden Aufklärung im Bildungssystem. Auch an seiner Schule werde Präventionsarbeit geleistet, wodurch den Kindern schon im jungen Alter die Gefahren bewusst seien.
Der Schulleiter versteht die Aufklärungsarbeit als Erziehungsauftrag, weshalb das Thema Sucht auch in mehreren Fächern bearbeitet werde und auf dem gesamten Schulren: gebäude Rauchverbot herrsche. Er selbst habe nur ein einziges Mal aus Neugierde an einer Zigarette gezogen. Das habe ihm aber nicht zugesagt. An seiner Schule habe Pfaffendorf bisher nicht mitbekommen, dass die Jugendlichen verstärkt E-Zigaretten rauchen.
Dass die Zigarette immer weniger beliebt ist, stellt die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen fest. Doch trotzdem rauchten die Deutschen im Jahr 2018 noch 74,4 Milliarden Glimmstängel. Das sind fast zweieinhalb Zigaretten täglich pro Einwohner – und zwar nur von den in Schachteln gekauften Zigaretten. Außerdem wurden noch über 24 000 Tonnen loser Tabak verkauft.
Streetworkerin Schäfer ist übrigens selbst Raucherin und berichtet von mehreren erfolglosen Versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören. Sie sei sich der Gefährdung ihrer Gesundheit zwar bewusst, wegen des Suchtmittels Nikotin in Tabakwaren sei es jedoch äußerst schwer, vollständig vom Rauchen wegzukommen.
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Ansprechpartner Wer ähnliche Probleme hat und gerne mit dem Rauchen aufhören will, kann sich in verschiedenen Einrichtungen Unterstützung holen. Eine Anlaufstelle ist zum Beispiel die Drogenhilfe Schwaben in Augsburg. Deren Mitarbeiter sind per Telefon unter 0821/3439010 erreichbar. Jugendliche können sich per E-Mail an jugendbereich@drogenhilfeschwaben.de wenden. Weitere Informationen gibt es unter www.drogenhilfeschwaben.de