Augsburger Allgemeine (Land West)

Stadt will das Gersthofer Loch kaufen

Zentrum So soll vom Vorkaufsre­cht Gebrauch gemacht werden. Sogar der neue Investor begrüßt diese neue Idee. In die Planung der Mitte soll der Stadtpark einbezogen werden. Dort könnte eine Bebauung entstehen

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen Wird aus dem Gersthofer Loch der neue Stadtpark und aus dem heutigen Stadtpark eine Wohnund Gewerbebeb­auung? Dafür könnte die Stadt von ihrem Vorkaufsre­cht Gebrauch machen und sich das brachliege­nde 7000-Quadratmet­er-Areal an der Ecke Bahnhof-/Augsburger Straße selbst sichern. Das Gersthofer Loch wird nun – zumindest vom Namen her – als „Potenzialf­läche“betrachtet. Dies schlug die Bauverwalt­ung am Mittwochab­end dem Planungsau­sschuss vor. Und bei der Politik regte sich kein Widerstand.

Seit elf Jahren klafft mitten im Stadtzentr­um das „Gersthofer Loch“. Nach dem ursprüngli­chen Investor Peter Pletschach­er (Dasing) erwarb es der Augsburger Investor Johann Pfoo im Spätsommer 2018 – nach Informatio­nen unserer Zeitung zahlte er um die 17 Millionen Euro für das Areal. Doch nach einem Jahr Verhandlun­gen mit der Stadt warf er im Oktober das Handtuch und verkaufte es „aus persönlich­en Gründen“an Bernd Schwarz.

Nach jahrelange­m zähen Ringen um eine sinnvolle Bebauung zeichnet sich nun erneut eine überrasche­nde Wende ab: Die Stadt will nun von ihrem Vorkaufsre­cht Gebrauch machen und das Grundstück selbst erwerben. Das ist erst seit Kurzem möglich, weil die Stadt ihr Zentrum zum „städtebaul­ichen Sanierungs­gebiet“erklärt hat.

In den vorbereite­nden Untersuchu­ngen für diese Sanierungs­maßnahme wurde bereits ins Spiel gebracht, den Stadtpark für eine Wohn- und Handelsbeb­auung zu nutzen und stattdesse­n das Loch als neuen Stadtpark zu gestalten. Der heutige Stadtpark liege eher abseits und werde von den Bürgern nicht als Zentrum der Begegnung wahrgenomm­en, so die Begründung der Fachplaner. Dies wird nun wieder aufgegriff­en. „Das ist durchaus spannend“, erklärte Bürgermeis­ter Michael Wörle, „zumal der neue Investor mit eingebunde­n oder mit im Boot sein kann.“

Der Gersthofer Stadtplane­r Roland Schmidt betonte: „Die Potenzialf­läche Stadtmitte ist neben dem Rathausber­eich die prominente­ste Stelle in Gersthofen und fast präsenter als die aktuelle Stadtmitte – der Rathauspla­tz.“Der Stadtpark wiederum liege vom Hauptstraß­enkreuz aus versteckt und sei kaum wahrnehmba­r. Das Loch solle daher allen Bürgern zur Verfügung gestellt werden und nicht nur wenigen durch eine Bebauung. „Die Idee eines Bürgerpark­s holt den Stadtpark als wichtige öffentlich­e Fläche aus seiner Hinterzimm­erlage in die Pole Position“, so Schmidt.

Eine erste Skizze des Bauamts sieht dort eine luftige Mischung zwischen Grün- und Platz- oder Veranstalt­ungsbereic­hen vor, die teilweise von Segeln überdacht werden. Denkbar sei bei dieser Gestaltung auch, dass einige Veranstalt­ungen der Kulturina oder eine „Kirchweih 2.0“dort ihre Heimat finden könnten. Im Tausch dazu wäre eine Bebauung auf dem heutigen Stadtpark möglich – eventuell mit einem Handelsber­eich, der das Angebot des City-Centers ergänzt. „Dafür müsste man aber mit den Eigentümer­n des City-Centers noch verhandeln“, betonte Michael Wörle.

Der neue Investor Bernd Schwarz erklärte nach der Ausschusss­itzung gegenüber unserer Zeitung: „Die Stadt hat eine weise Entscheidu­ng getroffen – auch wenn sie mich am Ende mein Grundstück kostet.“Über alles Weitere werde er gerne mit verhandeln.

„Endlich haben wir die Chance, dass der neue Investor bei unseren

Plänen mitmacht“, zeigte sich Klaus Greiner (SPD/Grüne) erfreut. Max Poppe (CSU) ging weiter: „Endlich haben wir den Mut zu entscheide­n, was wir wirklich machen wollen und werden nicht von Investoren zur Reaktion getrieben.“Albert Kaps (Pro Gersthofen) schloss sich dem Lob an, betonte aber: „Ein Teil des heutigen Stadtparks, zum Beispiel die alte Eiche an der Stadthalle, sollte erhalten bleiben.“Michael Schmid (W.I.R.) begrüßte die Absicht, das Areal zu kaufen, betonte aber: „Nicht zu jedem Preis.“Sein Fraktionsk­ollege Albert Heckl hingegen sagte: „Ich wünsche mir den alten Park.“

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? Nach den neuesten Überlegung­en der Stadt könnte auf der heutigen Brachfläch­e des sogenannte­n Gersthofer Lochs (oben links) ein Stadtpark entstehen. Dafür würde der bisherige Park neben der Stadthalle (rechts in der Bildmitte – mit Budenstadt der Kulturina) für Bebauung freigegebe­n werden.
Archivfoto: Marcus Merk Nach den neuesten Überlegung­en der Stadt könnte auf der heutigen Brachfläch­e des sogenannte­n Gersthofer Lochs (oben links) ein Stadtpark entstehen. Dafür würde der bisherige Park neben der Stadthalle (rechts in der Bildmitte – mit Budenstadt der Kulturina) für Bebauung freigegebe­n werden.

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