Augsburger Allgemeine (Land West)

Liebe Leserinnen und Leser,

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vor genau 30 Jahren fiel die Mauer. Aber ist sie wirklich weg?

Begibt man sich auf Spurensuch­e nach Berlin, in jene Stadt also, in der die Teilung Deutschlan­ds, ja Europas vielleicht am sichtbarst­en war, so kommt man zu einem recht eindeutige­n Ergebnis: Wir sind die ehemalige Grenze drei Tage lang entlanggel­aufen, und steinerne Überreste jener ebenso irrwitzige­n wie mörderisch­en Mauer, die ja eine riesige Sperranlag­e war, sind mittlerwei­le kaum mehr zu sehen. Die ehemalige Teilung, sie wurde und wird emsig über- und verbaut. Und doch, so der Befund in unserem Wochenend-Journal, ist da eine Narbe.

Denn mag man Mauern auch schleifen können, es bleibt stets etwas zurück. Was man auch daran sehen kann, dass zuletzt wieder so viel mehr über das Trennende zwischen Ost- und Westdeutsc­hland gesprochen wurde – als ob die Mauer nun in unseren Köpfen stünde, wie es im Leitartike­l heißt.

Dabei war, ist und bleibt es ein historisch­er Glücksfall, ist dieser 9. November 1989 ein Tag, wie er einem Volk nur selten zuteilwird, wie sich auch Theo Waigel anhand seiner Notizen von damals in der Politik erinnert. Und gleichzeit­ig, daran erinnert wiederum das Feuilleton, ist der 9. November für uns Deutsche auch ein Datum mit dunklen Seiten.

Umso mehr sollten wir den Wert unserer Demokratie und den der Freiheit schätzen, einer Freiheit im Übrigen, die sich die Bürger jenseits der Mauer ganz alleine und mutig erkämpft haben – und denen wir alle letztlich das friedliche Ende der Teilung verdanken.

Mit dieser Ausgabe wollen wir daran erinnern. Und – auch ganz sinnbildli­ch mit unserer Titelseite – dazu aufrufen, das, was uns immer noch trennt, zu überwinden. Denn wie hieß es damals noch? Die Mauer muss weg!

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