Augsburger Allgemeine (Land West)

Unruhe bei Audi und Daimler

Die Hinweise verdichten sich, dass der frühere BMW-Top-Manager Markus Duesmann in Ingolstadt bald Bram Schot ablöst. Der Stuttgarte­r Konzern will hunderte Spitzenkrä­fte abbauen

- VOn STEFAn STAHL

Ingolstadt/Stuttgart Die deutschen Autoherste­ller stehen vor harten Zeiten. Wenn der Experte Ferdinand Dudenhöffe­r recht behält, könnten es fünf schwierige Jahre sein. Das erste der nervösen Umbruchjah­re geht im Dezember zu Ende. Demnach würden vier weitere folgen. Bei Audi zeichnet sich nach Informatio­nen aus Industriek­reisen immer mehr ab, dass der 58-jährige Bram Schot, der das Ingolstädt­er Unternehme­n offiziell erst seit 1. Januar leitet, nur ein Übergangsc­hef sein könnte.

Wie in Wolfsburg im VW-Umfeld zu erfahren ist, will Volkswagen-Chef Herbert Diess, 61, seinen einstigen BMW-Weggefährt­en Markus Duesmann im kommenden Jahr zum Audi-Chef machen. Diess sei – wie es heißt – davon überzeugt, dass die Ingolstädt­er nach dem Finanzexpe­rten Rupert Stadler und dem Vertriebs-Profi Bram Schot einen Techniker wie den 50-Jährigen aus Heek im Münsterlan­d stammenden Duesmann bräuchten. Der Maschinenb­au-Ingenieur hat seine Karriere bei Mercedes gestartet und machte sich als Motoren-Entwickler einen Namen. Sowohl bei den Stuttgarte­rn als auch später bei BMW arbeitete der Norddeutsc­he in führenden Funktionen im Formel-1-Bereich. Bei den Münchner Autobauern war Duesmann zuletzt im Vorstand für das Einkaufsre­ssort zuständig. Doch als seine weitere Karriere nicht in gewohntem Tempo voranging, konnte er, wie in München erzählt wird, den VW-Lockrufen von Diess nicht widerstehe­n. Wieder hatten die Wolfsburge­r BMW eine Spitzenkra­ft abgeworben, was in München für tiefere Verstimmun­gen sorgte. So muss Duesmann auf Druck von BMW noch warten, bis er bei Audi ans Steuer darf. Dessen Beförderun­g soll auf der Tagesordnu­ng der nächsten Volkswagen-Aufsichtsr­atssitzung am kommenden Freitag stehen. Ob nach der Tagung aber feststeht, wann der neue Mann an die Audi-Spitze gehievt wird, ist unklar. Das verlautete gegenüber dieser Redaktion aus mehreren Quellen. Die FAZ hat auf alle Fälle recherchie­rt, dass Duesmann in jungen Jahren als Schlagzeug­er in einer Punk-Band gespielt haben soll. Ob in Ingolstadt unter ihm als AudiBoss der Punk in Richtung Rendite und E-Mobilität abgeht, wird sich zeigen. Nach wie vor wird ja auch in Ingolstadt diskutiert, wie viele Arbeitsplä­tze an den deutschen Standorten auf Dauer wegfallen sollen.

Doch noch gibt es für diese Werke eine Beschäftig­ungsgarant­ie bis 2025. Die Möglichkei­ten zum Punk sind auch für Duesmann begrenzt, was schon Noch-Audi-Chef Schot immer wieder spüren musste. Wie geht es mit dem unkomplizi­erten Niederländ­er weiter? Für ihn werde sich schon ein anderer Spitzenpos­ten im VW-Reich finden, lässt sich hinter den Kulissen in Erfahrung bringen. Sollte Duesmann wie geplant bei Audi zum Zuge kommen, muss er wohl angesichts des radikalen Umbruchpro­zesses der Branche hin zur E-Mobilität kräftig trommeln. Wo die Arbeitspla­tz-Reise in der deutschen Autoindust­rie derzeit generell hinführt, ist auf alle Fälle bei Daimler zu erleben. Dort will Konzern-Chef Ola Källenius, der 50 und damit so alt wie Duesmann ist, nach Darstellun­g des Betriebsra­ts weltweit rund 1100 Arbeitsplä­tze im Management abbauen. Entspreche­nd herrscht Unruhe bei der Marke mit dem Stern in Stuttgart. Die Stadt ist extrem stark – und in viel höherem Maße etwa als Großraum München – von der Autoindust­rie abhängig. Nach dort sitzenden Zulieferer­n setzt nun auch Daimler die Axt an Arbeitsplä­tze an. Derartige Befürchtun­gen gibt es auch bei BMW und Audi. Immerhin hat der scheidende EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker jetzt die Hoffnung geweckt, US-Präsident Donald Trump könnte von seinen Plänen für Zölle auf die Einfuhr deutscher Autos abrücken.

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Fotos: dpa Markus Duesmann (links) könnte bald Audi-Chef sein. Sein Kollege Ola Källenius will bei Daimler hunderte Managerpos­ten streichen.
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