Augsburger Allgemeine (Land West)
Benzin statt Diesel: Teure Verwechslung
In Biberbach floss aus der Zapfsäule einer Tankstelle der falsche Treibstoff. Für viele Autofahrer kommt diese Erkenntnis erst in der Werkstatt
Biberbach Ratlos war sie, die Autofahrerin aus Biberbach (Landkreis Augsburg): Als sie ihren Wagen auf dem Supermarkt-Parkplatz nach dem Einkauf wieder anlassen wollte, wollte der einfach nicht mehr anspringen. Vormittags hatte die Frau noch in Biberbach getankt. Nach dem Abschleppen in die Werkstatt dann der Schreck: Im Tank des Fahrzeugs war Benzin statt Diesel. Wie der Betreiber der Tankstelle inzwischen bestätigt hat, hatte ein Lieferant versehentlich den falschen Treibstoff in die Tanks unter den Zapfsäulen eingefüllt. Wie viele Leute genau von der Verwechslung betroffen sind, ist noch unklar.
Die Tankstelle in Biberbach hat rund um die Uhr geöffnet, allerdings mit Selbstbedienung. Einen Tankwart gibt es vor Ort nicht. So sei es vermutlich dazu gekommen, dass der Treibstoff falsch befüllt wurde, sagt der Betreiber im Gespräch mit unserer Redaktion. Mehr möchte er dazu nicht mehr sagen.
Sein Telefon steht ohnehin nicht mehr still. Er spricht mit Versicherungen, Werkstätten und betroffenen Autobesitzern. Zudem sei inzwischen die Tankstelle wieder geöffnet, sagt der Betreiber. Er betont in dem ganzen Schlamassel: „Jeder Schaden wird beglichen, keiner hängt in der Luft.“Er sei für solche Schäden versichert.
Die Biberbacherin gehört zu den betroffenen Kunden. Während der Fahrt zum Einkaufen habe sie nichts gemerkt, erzählt ihr Mann. „Sie ist ohne Probleme noch etwa 35 Kilometer gefahren.“Auf dem Parkplatz sei der Wagen dann nicht mehr angesprungen. „Zuerst hatte ich meine Frau in Verdacht, falsch getankt zu haben“, sagt der Biberbach. „Auf dem Zettel stand aber, dass sie Diesel getankt hat.“In der Werkstatt zeigte sich, dass in dem Dieselmotor Benzin war.
Wolfgang Putz von der Werkstatt „Car and Bike Service Biberbach“, die direkt neben der Tankstelle liegt, berichtet von 15 Kunden, die mit Problemen an ihren Fahrzeugen nach dem Betanken zu ihm kamen. Er sagt: „Wenn der Schmierfilm, der durch den Dieselkraftstoff gegeben ist, reißt, kommt es zu Schäden an den Kraftstoffhochdruckpumpen.“Der Schaden bei Fahrzeugen zeige sich darin, dass sie schlecht anspringen und ruckeln. Wie teuer das für die Kunden wird, erklärt Putz, hänge davon ab, ob das Benzin sich mit noch vorhandenem Dieselkraftstoff
vermischen kann oder ob ein kompletter Tank aufgefüllt wurde. Der Experte weiß: Je mehr Benzin, desto schlimmer.
Und im Fall des Biberbacher Ehepaars trat sogar der schlimmste Fall ein: Der Wagen sprang gar nicht mehr an. Das gesamte Einspritzsystem muss ausgetauscht werden. Den Schaden am Auto schätzt der Besitzer auf rund 10 000 Euro. „Ich habe inzwischen einen
Anwalt eingeschaltet und die Werkstatt kümmert sich um die Versicherung“, sagt er. Drei Tage musste er ohne Auto auskommen, seither fährt er mit einem Leihwagen. Das Ärgerliche für ihn: sein Auto war erst ein halbes Jahr alt. „Ich hoffe nur, dass keine Kosten auf uns zukommen.“Gleichzeitig zeigt er auch Verständnis für den Tankstellenbetreiber. „Das Problem ist, dass an solchen SB-Tankstellen der Tankwart fehlt“, sagt der Mann. Beschwert habe er sich bisher nicht, trotzdem hoffe er auf eine Reaktion seitens des Betreibers.
Es ist nicht das erste Mal, dass in Bayern so etwas passiert. An einer Tankstelle in Lengenfeld im Landkreis Landsberg legte ein falscher Kraftstoff über 100 Autos lahm. Grund dafür war, dass die Anlieferfirma die Tanks von Superbenzin und Diesel falsch befüllt hatte. Ähnliches passierte in Schwandorf – rund 50 Autos waren betroffen. An Zapfsäulen, aus denen Diesel laufen sollte, kam Benzin heraus und umgekehrt.
Rund 10 000 Euro Schaden alleine an einem Auto