Augsburger Allgemeine (Land West)

Steinzeit

- VON STEFAN DOSCH

stefan.dosch@augsburger-allgemeine.de

Wenn soeben dank des Allgäuer Urviechs Udo der Beweis erbracht wurde, dass des Menschen Vorfahr schon weit früher als bisher gedacht im aufrechten Gang zu wandeln vermochte, so muss jetzt leider der Nachweis erfolgen, dass die Wissenscha­ft von der Erd- und Menschheit­sgeschicht­e an anderer Stelle irrt. Es geht um die Steinzeit. Die soll, so will es der akademisch­e Konsens, vor etlichen tausend Jahren (zwei-?, fünf-?, sieben-?, so genau weiß man’s sowieso nicht) zu Ende gegangen sein. Von wegen! Quickleben­dig ist sie, und wir sind mitten in ihr drin. Beleg gefällig? Bitteschön: Da hinten auf unserem Planeten, da gibt es ein Land, in dem eine geradezu paläolithi­sche Staatsform gepflegt wird, die zu Recht das Etikett „Steinzeit-Kommunismu­s“trägt. Und das, wo doch rings um dieses Nordkorea nur so die kapitalist­ischen Funken stieben.

Oder, anderes Beispiel, jetzt direkt aus dem mitteleuro­päischen Herz: die digitale Steinzeit. Gerade hierzuland­e gibt es allerhand Cavemänner und -frauen, die nach wie vor auf evolutionä­rer Schwundstu­fe leben. Ist doch für sie ein mobiles Endgerät immer noch nur zum Telefonier­en da, obwohl sich doch mit solchen Apparaten inzwischen fast der gesamte Alltag – wisch & weg – erledigen lässt. Von der regelrecht pleistozän­ischen Ausstattun­g unserer Schulen – man könnte meinen, hier handele es sich um Höhlen, in denen noch mit Keilen geklopft wird – gar nicht zu reden.

Nein, die Uhr der Steinzeit ist noch nicht abgelaufen. Was zu beweisen gewesen war. Und wir nach vollbracht­er Tat jetzt zufrieden in die Kantine gehen zu einem schönen Paleo-Teller mit viel Fleisch.

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