Augsburger Allgemeine (Land West)
Zum Finale die beiden Galeristen
Günther Baumann und Ulo Florack zeigen zum Ende ihrer Zeit als Leiter der Ecke, dass sie in den zurückliegenden Jahren auch als Künstler viel gearbeitet haben
Eine Ausstellung zum Abschied, auch zur Belohnung: Die InterimsEcke-Galeristen Günther Baumann und Ulo Florack präsentieren zurzeit eigene Arbeiten in der Galerie. Und sie machen das auf durchaus charmante Weise. Ihr Ausstellungstitel lautet „Res Ad Interregnum Venit Porro Ducta Atque Redempta Est“. Auf Latein verkünden die beiden, dass sie das Interregnum in der Galerie gefüllt haben, also die Zeit überbrückt haben zwischen den früheren Ecke-Galeristen Wolfgang Reichert und Anette Urban und dem neuen Ecke-Galeristen Cyprian Brenner, der im März dort anfangen wird.
Drei Jahre haben Baumann und Florack insgesamt die Geschäfte der Galerie ehrenamtlich geführt. Und im Titel schreiben sie, dass sie die Ecke in dieser Zeit weitergebracht haben („porro ducta“). Im Gespräch erzählen sie, dass es ihnen ein Anliegen war, in ihrer Ausstellungstätigkeit verstärkt auf Künstler zu setzen, die dem Auge mehr Greifbares, Sinnliches bieten.
Womit beide zu Beginn nicht gerechnet haben: Wie anstrengend und zeitaufreibend sich das Galeristenleben gestaltet hat. Es sei nicht gegangen, das nur nebenher zu machen, wie beide sagen. „Ich habe viel gelernt“, so Baumann. Zum Beispiel auch, als Künstler die Seiten gewechselt zu haben und jetzt zu wissen, was alles am Galeristen hängt.
Heilfroh sind beide, endlich einen Nachfolger gefunden zu haben. „Wir waren an dem Punkt, an dem wir uns überlegt haben, mit der Ecke Galerie auf Messen Präsenz zu zeigen“, sagt Florack. Das wäre der konsequente nächste Schritt gewesen, um die Künstler, die sie vertreten haben, auch weiteren Kreisen zugänglich zu machen. Über all das müssen sie sich nun keine Gedanken machen. Künftig wird Cyprian Brenner neun Monate lang das Galerie-Programm bestimmen, die anderen drei Monate kann die Künstlervereinigung „Die Ecke“die Räume nutzen.
Bevor es so weit ist, zeigen Baumann und Florack, dass sie in den drei Galeristen-Jahren auch als Künstler nicht untätig gewesen sind. Einen Querschnitt aus den letzten Jahren haben sie immer im Wechsel gehängt. Und so unterschiedlich beide Künstler auch arbeiten, hier die kräftigen, grell-bunten Acrylfarben von Florack, dort die Enkaustik, das heißt Wachsmalerei, von Baumann, hier kräftige Linien und Bilder im Erzählmodus, dort Figuren, die sich im Hintergrund aufzulösen scheinen, so unterschiedlich also beide arbeiten, so gibt es auch Verbindendes zu entdecken. Die Formate zum Beispiel, auch das figurative Arbeiten.
Bei Baumann ist es vor allem eine Serie, die er einer gestorbenen Freundin gewidmet hat. Er geht von alten Fotos aus, winzig kleinen Bildern, die er erst auf die Leinwand bringt. Dort reduziert er die Motive immer stärker, bis nur noch kleine Personengruppen vor einem Meer aus reiner Malerei übrig bleiben. Genau so wirken diese vielgestaltigen, raffinierten Hintergründe von Baumann.
Und Florack erzählt eigentlich auf jeder Leinwand, breitet da detailreiche, auch skurrile Geschichten aus. Überall hat man das Gefühl, dass der Platz bei so viel Fantasie nicht ausreicht. Das Auge wird konsequent überfordert, aber sobald ein Zugang geschaffen ist, entschlüsselt sich das immer mehr: Hier geht es um den Brexit, dort um den Klimawandel und auf der größten und vollsten Leinwand um die Himmelfahrt. Ja, eine Ausstellung, die fordert und gleichzeitig Spaß macht.
Laufzeit bis zum 16. November in der Ecke Galerie, geöffnet Mittwoch bis Freitag von 14 bis 18 Uhr, Samstag von 13 bis 16 Uhr. Am Freitag, 15. November, führen die beiden Künstler Günther Baumann und Ulo Florack von 18 bis 20 Uhr durch ihre Ausstellung.