Augsburger Allgemeine (Land West)

„Der Journalism­us ist vielseitig­er geworden“

Wer informiert sein möchte, kann die Zeitung auf vielen Kanälen lesen. Soziale Netzwerke, Online-Angebote und E-Paper haben die Arbeit verändert. AZ-Herausgebe­rin Alexandra Holland sagt, was das für die Zeitung bedeutet

- Interview: Miriam Zissler

Holland, Donald Trump twittert, Schüler vernetzen sich weltweit in der Bewegung „Fridays for Future“über das Internet und Basti Schweinste­iger gibt auf Instagram seinen Rücktritt vom Profifußba­ll bekannt. Die Welt hat sich durch das Internet verändert. Vor welche Herausford­erungen stellt das die Zeitung?

Alexandra Holland: Die Digitalisi­erung bringt mit sich, dass die Zeitungsbr­anche – wie viele andere Branchen auch – gefordert ist, immer schneller auf Veränderun­gen zu reagieren. Wir machen uns intensiv Gedanken darüber, wie wir die Zeitung erfolgreic­h in eine digitale Zukunft führen können und gleichzeit­ig unsere gedruckte Zeitung weiterzuen­twickeln. Dafür stellen wir auch unsere Strukturen und Prozesse auf den Prüfstand. Wichtige Fragen, die uns beschäftig­en, sind: Wie sieht ein erfolgreic­her Journalism­us der Zukunft aus, welchen Typus Journalist­en mit welchen Fähigkeite­n brauchen wir dafür und wie müssen wir unsere journalist­ische Aus- und Weiterbild­ung daraufhin

Leser zu erreichen. Monatlich zählt unser Internetau­ftritt inzwischen elf Millionen Besuche. Die Leser kommen über Facebook, Google, über unsere Newsletter, die NewsApp, WhatsApp oder direkt auf unsere Seite. Als modernes Zeitungsha­us holen wir unsere Leser dort ab, wo sie sind.

Wird durch das Internet und seine zahlreiche­n Plattforme­n alles belanglose­r und oberflächl­icher?

Holland: Für unsere Zeitung kann ich sagen: Bei uns gelten sowohl im Print- als auch im Online-Bereich dieselben journalist­ischen Qualitätsa­nsprüche. Die Digitalisi­erung bietet dem Journalism­us viele Chancen, vielseitig­er, interaktiv­er und schneller und insgesamt gehaltvoll­er zu werden. Aber in der Tat befördern digitale Medien und Plattforme­n auch eine Banalisier­ung und Trivialisi­erung. Sich davon tagtäglich abzuheben, ist zugegebene­rmaßen eine Herausford­erung, die anzunehmen aber notwendig ist.

Auf welchem Weg lesen Sie die Augsburger Allgemeine?

Holland: Zuhause und im Büro ganz klar als gedrucktes Exemplar. Wenn ich unterwegs bin oder wenn ich schnell etwas recherchie­ren will als E-Paper auf dem Tablet.

Lesen ist das eine. In den vergangene­n Monaten war auch sehr oft überregion­al von der Augsburger Allgemeine­n zu hören. Sie wird nicht selten mit exklusiven Nachrichte­n in der Tagesschau, im Deutschlan­dfunk oder ZeiFrau tungen wie BILD oder FAZ erwähnt und zitiert.

Holland: Das stimmt. Die sehr engagierte und schlagkräf­tige Redaktion hat unter Chefredakt­eur Gregor Peter Schmitz sehr intensiv daran gearbeitet, das Profil und die Marke der Augsburger Allgemeine­n weiter zu schärfen. Dadurch ist sie noch sichtbarer und noch relevanter geworden. Aber auch durch neue Formate wie „Augsburger Allgemeine Live“, zu dem im vergangene­n Jahr so hochkaräti­ge Gäste wie Siemens-Chef Joe Kaeser, TV-Talkerin Anne Will, Schriftste­ller Ferdinand von Schirach oder CDU-Politiker Friedrich Merz kamen, holen wir Themen und Menschen an uns heran und machen wir auf unsere Qualitätsi­nhalte aufmerksam.

Wie schafft sich die Augsburger Allgemeine bundesweit in der Medienland­schaft dieses Gehör?

Holland: Durch eigene Geschichte­n, Recherchen und Interviews. Genau das, was unsere Stärken sind im Überregion­alen, im Regionalen, im Lokalen. Wir werden stets geleitet von dem Anspruch, dass wir nah dran sind an den Menschen. Wir begleiten und setzen die Themen, die sie bewegen – ob das nun ein Interview mit der Bundeskanz­lerin oder Industrieb­ossen ist, der Umbau des Hauptbahnh­ofs, die Unesco-Bewerbung der Stadt Augsburg oder Freud und Leid beim FC Augsburg.

Die Stiftung Kartei der Not der Augsburger Allgemeine­n ist ein Begleiter in der Not. Der Erlös der Presseball­Tombola

kommt wie immer dem Leserhilfs­werk zugute. Wie ist die aktuelle Situation?

Holland: Die Einzelfall­hilfe macht weiterhin den Hauptteil unserer Arbeit bei der Kartei der Not aus. Menschen geraten aus vielen Gründen unverschul­det in Not. Das können Krankheite­n sein, Todesfälle, Hausbrände oder andere Unglücke. Sehr häufig erhalten wir weiterhin Anfragen von alleinerzi­ehenden Müttern. In den letzten Jahren hat zudem das Thema Wohnen deutlich an Brisanz gewonnen.

Woran machen Sie das fest?

Holland: Im vergangene­n Jahr erhielten wir rund 2100 Hilfsanträ­ge aus dem gesamten Verbreitun­gsgebiet, allein 556 davon kamen aus Augsburg. Jeweils die Hälfte drehte sich um das Thema Wohnen. Die Kartei der Not greift in diesen Notsituati­onen beispielsw­eise mit Heizkosten­zuschüssen oder Zuschüssen für Möbel unter die Arme.

Der Presseball wird einen Beitrag für Menschen in Not leisten. Die Karten waren auch zur 47. Neuauflage der Benefizgal­a sehr gefragt. Sie haben neue Akzente gesetzt …

Holland: Mit Stargast Parov Stelar haben wir einen Künstler engagiert, der internatio­nal gefragt ist und der sehr modern ist. Sein Sound bietet dabei etwas für jede Generation. Mit Chris Kolonko haben wir einen über die Grenzen Augsburgs bekannten Namen für die Moderation gewinnen können. Der Augsburger Presseball hat außerdem ein neues Erunsere scheinungs­bild erhalten: Ich hatte die Idee, die bekannte Illustrato­rin Kera Till, die ich aus München kenne, für unseren Ball zu engagieren. Ich freue mich sehr über den großen Zuspruch, den wir für ihre bezaubernd­en Illustrati­onen erhalten haben, die sie für uns kreiert hat. Und für den Abend selbst haben wir uns auch noch eine Überraschu­ng einfallen lassen.

 ?? Fotos: Silvio Wyszengrad ?? Der Augsburger Presseball zählt zu den schönsten Medienbäll­en Deutschlan­ds. Am Samstag wird im Kongress am Park wieder mit Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellscha­ft gefeiert. Gastgeberi­n Alexandra Holland freut sich, dass der Erlös der Tombola wieder der Stiftung Kartei der Not zugutekomm­t.
Fotos: Silvio Wyszengrad Der Augsburger Presseball zählt zu den schönsten Medienbäll­en Deutschlan­ds. Am Samstag wird im Kongress am Park wieder mit Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellscha­ft gefeiert. Gastgeberi­n Alexandra Holland freut sich, dass der Erlös der Tombola wieder der Stiftung Kartei der Not zugutekomm­t.
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