Augsburger Allgemeine (Land West)
Bahnpendler müssen sich auf Probleme gefasst machen
Ab Ende November fällt wegen des Bahnhofsumbaus in Ulm ein Teil der Fernzüge zwischen Augsburg und München weg. Der Fahrgastverband Pro Bahn und die SPD sind alarmiert. Was die Bahn dazu sagt
Die Baustelle am Ulmer Hauptbahnhof wird sich Ende November/ Anfang Dezember auch auf Bahnpendler zwischen Augsburg und München auswirken: Wie bereits vor einem Jahr, als Pendler über ein wochenlanges Chaos und überfüllte Nahverkehrszüge klagten, fällt zwischen dem 24. November und dem 15. Dezember ein Teil der Fernverkehrszüge zwischen Stuttgart und München weg. Damit fehlt ein Teil der Zugkapazitäten zwischen Augsburg und München. Ein nicht geringer Teil der München-Pendler aus der Region nutzt wegen der geringeren Fahrzeit ICE und IC statt des günstigeren Fugger-Expresses. Diese Fahrgäste werden auf Fernverkehrszüge, die aus Richtung Nürnberg kommen, sowie den Fugger-Express ausweichen, dessen Züge zu bestimmten Fahrtzeiten ohnehin schon voll sind.
Beim Fahrgastverband Pro Bahn ist man alarmiert. Während im Morgenverkehr nach München noch relativ viele Fernverkehrszüge fahren sollen, wird es am Nachmittag in der Gegenrichtung finster, so Pro Bahn. „Rund 4000 Sitzplätze von München nach Augsburg in ICE und IC werden ersatzlos wegfallen“, sagt Errol Yazgac, Sprecher von Pro Bahn in Schwaben. Allerdings muss man bei dieser Zahl berücksichtigen, dass nicht alle Plätze bei allen Nachmittagszügen auch besetzt sind. Dennoch fürchtet man bei Pro
Bahn massive Engpässe, auch im Hinblick auf eigene Sitzplatz-Zählungen. Pro Bahn kommt zum Ergebnis, dass im Fugger-Express am Nachmittag von München nach Augsburg insgesamt weniger als 900 freie Sitzplätze vorhanden sind. „Die verbliebenen Fernverkehrszüge sind schon jetzt gut gefüllt, die Regionalzüge des Fugger-Expresses sind sehr voll. Wer Resturlaub nehmen kann oder von zu Hause aus arbeiten kann, sollte dies vielleicht tun“, so Yazgac.
Er gibt auch zu bedenken, dass es beim Fugger-Express zu keinen Fahrzeugausfällen kommen dürfe, wenn die Situation nicht kippen soll. Wie berichtet fuhren etliche Nahverkehrszüge den Sommer über in verkürzter Form, weil Triebwagen in der Werkstatt waren. Seit Ende August hat sich die Lage aber wieder deutlich gebessert. Zudem fährt seit
Oktober angesichts der steigenden Pendlerzahlen ein zusätzlicher Nahverkehrszug ab 6.31 Uhr in Augsburg los.
Darauf verweist auch die Deutsche Bahn. Zudem gebe es am Morgen von Augsburg nach München zwischen 6.30 und 8.42 Uhr sechs Fernverkehrs-Verbindungen. Der stündliche Takt werde beibehalten. Die bei Pendlern beliebten IC zwischen München und Ulm würden weiter angeboten. „Außerdem versuchen wir, so viele ICE 4 wie möglich einzusetzen – diese haben deutlich mehr Sitzplätze“, so ein Sprecher der Bahn. Bei der DB verweist man darauf, dass die Bauarbeiten nötig sind, um die künftige Schnellfahrstrecke zwischen Stuttgart und Ulm ins bestehende Netz einzubinden. Davon profitierten mittelfristig Fahrgäste aus Augsburg, die Richtung Stuttgart oder Frankfurt wollen. „Bauen ist nicht ein Problem, sondern Teil der Lösung“, so der Bahnsprecher.
Laut Pro Bahn fahren am Morgen zwischen Augsburg und München Fernverkehrszüge ab Augsburg um 5.50, 6.20, 7.08, 7.34, 8.00, 8.07 und 8.42 Uhr. In Gegenrichtung am Nachmittag fahren Fernzüge um 15.14, 15.47, 16.09, 17.05, 17.20, 17.41 und 18.53 Uhr.
Die SPD-Landtagsfraktion stellte im Landtag zuletzt einen Dringlichkeitsantrag. Der Freistaat als Zuständiger für den Nahverkehr müsse sich dafür einsetzen, dass während der Bauzeit Nahverkehrszüge mit voller Kapazität fahren und die Fahrgäste informiert werden. Im Plenum wurde der Antrag in verkürzter Form angenommen. „In der Kälte irgendwo auf zugigen Bahnsteigen stehen und nicht wissen, ob man in den nächsten Zug, der verspätet eintrudeln wird, überhaupt einsteigen kann – das wird für großen Ärger sorgen, wenn wir nicht schnell gegensteuern“, so der Augsburger Abgeordnete Harald Güller.