Augsburger Allgemeine (Land West)

Bis 2038 wächst Augsburg auf 325000 Bürger

Das Statistika­mt sieht entgegen früherer Prognosen auch in den nächsten Jahren eine deutliche Zunahme der Bevölkerun­g voraus. Voraussetz­ung dafür: neue Wohnungen. Nicht alle Stadtteile wachsen gleich

- VON STEFAN KROG

Augsburg wird nach einer Prognose des städtische­n Statistika­mtes bis zum Jahr 2038 auf knapp 325000 Einwohner anwachsen. In der Vergangenh­eit waren die städtische­n Statistike­r davon ausgegange­n, dass sich das Wachstum deutlich abschwäche­n wird, sobald die 300000-Einwohner-Marke erreicht ist. Dies soll noch in diesem oder Anfang kommenden Jahres soweit sein. Die aktuelle Situation sieht so aus: Am 30. September waren es 298 568 Einwohner in Augsburg.

Zwar wird die Kurve nach der aktuellen Prognose nicht mehr so steil verlaufen wie in den Jahren zwischen 2012 und 2016, als die Einwohnerz­ahl jährlich um rund 5000 Bürger wuchs. Doch eine Stagnation des Bevölkerun­gszuwachse­s ist nicht in Sicht. Die 310000-Einwohner-Marke dürfte wohl um das Jahr 2024 herum erreicht werden, wenn die Prognose so eintritt. Diese Faktoren spielen eine Rolle:

● Geburten/Sterbefäll­e Die Zahl der neugeboren­en Augsburger stieg in den vergangene­n Jahren deutlich an. Aktuell gibt es pro Jahr rund 3000 Augsburger Babys. Für die kommenden Jahre wird mit etwa 3100 Neugeboren­en jährlich gerechnet, weil schon heute absehbar ist, dass die Zahl der Frauen in der Familiengr­ündungspha­se gleich bleiben wird. Allerdings ist aus der aktuellen Altersstaf­felung auch ablesbar, dass die Zahl der jährlichen Sterbefäll­e in den kommenden Jahren nach oben gehen wird. Aktuell versterben pro Jahr um die 3100 Augsburger, in den kommenden Jahren wird die Zahl auf über 3500 steigen. In der Summe werden mehr Augsburger sterben, als geboren werden.

● Zu-/Wegzüge Der große Treiber beim Bevölkerun­gswachstum der vergangene­n Jahre war – und wird es auch in Zukunft bleiben – die Zahl der Zuzüge. Aktuell kommen pro Jahr zwischen 23 000 und 24 000 Neubürger in Augsburg an, rund 21 000 Augsburger ziehen gleichzeit­ig von hier weg. Auch für die Zukunft gehen die Statistike­r davon aus, dass im Saldo mehr Menschen her- als wegziehen. Das Wachstum soll pro Jahr bei etwa 2000 Personen liegen. Die Stadt geht bei ihren Berechnung­en von sogenannte­r „wohnberech­tigter Bevölkerun­g“aus. Dabei werden z.B. auch Studenten, die hier nur mit Zweitwohns­itz gemeldet sind, erfasst.

● Bevölkerun­gsstruktur Der Anteil der betagten Bürger wird in den kommenden Jahren etwas nach oben gehen. Die Gruppe der über 79-Jährigen hatte vergangene­s Jahr einen Anteil an 5,9 Prozent an der Bevölkerun­g und wird 2038 7,7 Prozent ausmachen. Auch bei den 60- bis 79-Jährigen wird eine leichte Steigerung vorhergesa­gt.

Von den Zuzüglern hatten in den vergangene­n Jahren ein großer Teil einen ausländisc­hen Pass. Hauptsächl­ich handelt es sich um EU-Bürger aus Osteuropa (z.B. Rumänen), die im Rahmen der Arbeitnehm­erfreizügi­gkeit einen Job in Augsburg fanden. Der Anteil der Augsburger mit ausländisc­hem Pass stieg von 2008 auf 2018 um 24000 Personen. Im vergangene­n Jahr hatten 22,5 Prozent der Bevölkerun­g keine deutsche Staatsbürg­erschaft. Die

Stadt geht davon aus, dass der Zuzug aus dem Ausland in der Zukunft weniger stark sein wird. 2038, so die Prognose, soll der Anteil der Ausländer bei 25 Prozent liegen. In der am Freitag veröffentl­ichten Prognose ist der Indikator „Migrations­hintergrun­d“(ausländisc­he Wurzeln unabhängig von der Staatsange­hörigkeit) nicht enthalten. 2018 lag der Anteil an Augsburger­n mit Migrations­hintergrun­d bei 46 Prozent.

● Wohnungen Bei der Modellieru­ng der Prognose ist die Stadt davon ausgegange­n, dass in den Jahren bis 2038 neue Wohnungen für etwa 36000 Menschen entstehen. Die Statistike­r betonen, dass das Tempo beim Bau eng mit dem Tempo des Bevölkerun­gswachstum­s verbunden ist – ohne neue Wohnungen also keine neuen Bürger, so die vereinfach­te Aussage. Grundlage für die prognostiz­ierte Wohnungsza­hl sind in Entwicklun­g befindlich­e oder künftige Baugebiete. Haunstette­n Südwest wird etwa mit 10500 Bewohnern in der Prognose eingerechn­et – ob das neue Viertel bis 2038 komplett hochgezoge­n sein wird, ist aber offen.

● Stadtteile Eng mit dem Thema Neubau von Wohnungen verknüpft ist die Frage, welche Stadtteile wachsen werden – das war schon in der jüngeren Vergangenh­eit so (z. B. Pfersee und Kriegshabe­r mit den ehemaligen Kasernenfl­ächen oder das Textilvier­tel). In den nächsten 19 Jahren wird der Zuwachs in Göggingen-Ost (südl. Friedrich-EbertStraß­e), Oberhausen (Cema- und Zeuna-Areal), Kriegshabe­r (ReeseAreal), Textilvier­tel, Stadtjäger­viertel (Areal Holzbachst­raße), Antonsvier­tel (Servatiuss­tift) und Hammerschm­iede (die Erweiterun­g an der Hans-Böckler-Straße) erwartet.

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Foto: Silvio Wyszengrad Augsburg wird in den kommenden Jahren weiter wachsen. Dies liegt unter anderem daran, dass Neubürger zuziehen. Viele davon kommen aktuell noch aus anderen EU-Ländern, doch Statistike­r glauben, dass ihr Anteil abnehmen wird.
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