Augsburger Allgemeine (Land West)

Beim Maaßen-Auftritt bleibt alles friedlich

Der frühere Verfassung­sschutz-Präsident spricht im Kolpinghau­s. Auf der Straße stehen 30 Demonstran­ten

- VON MICHAEL HÖRMANN

Begleitet von friedliche­n Protestakt­ionen vor dem Kolpinghau­s hat am Freitagabe­nd der frühere Präsident des Bundesamts für Verfassung­sschutz, Hans-Georg Maaßen, in Augsburg gesprochen. Der 56-jährige CDU-Politiker trat im mit etwas mehr als 200 Gästen gefüllten Saal auf. Der Andrang war groß. Einige Besucher mussten daher abgewiesen werden. Vor dem Kolpinghau­s standen knapp 30 Demonstran­ten. Einige trugen Plakate mit der Aufschrift „Augsburg ist bunt“, andere stimmten Lieder an.

Veranstalt­er des Abends war der CSU-Ortsverban­d Inningen. In der Partei gab es für den Maaßen-Auftritt wenig Unterstütz­ung. Augsburgs CSU-Chef und Bundestags­abgeordnet­er Volker Ullrich hatte geäußert: „Die CSU hat Maaßen nicht eingeladen und sie hätte ihn auch nicht eingeladen.“Einzelne CSUVertret­er waren unter den Gästen auszumache­n, so die beiden Stadträte Max Weinkamm und Rolf von Hohenhau.

Maaßen, der in den einstweili­gen Ruhestand versetzt wurde, war in die Kritik geraten, weil er nach Ausschreit­ungen 2018 in Chemnitz daran zweifelte, dass es „Hetzjagden“gegen Ausländer gegeben habe. Entlassen wurde er schließlic­h, als er von „linksradik­alen Kräften“in der SPD gesprochen hatte.

Maaßen bekräftigt­e am Freitagabe­nd, dass es damals keine Hetzjagden gegeben habe. Die an ihm geäußerte Kritik sei maßlos überzogen gewesen. In seiner Bestandsau­fnahme der aktuellen Politik sagte er, „dass der politische Wille da sein muss, um das Migrations­problem zu lösen“. Jurist Maaßen ging auch auf ein anderes Thema ein: die Rechtslage im Staat. Dazu sagte er: „Die Moral eines Einzelnen oder einer Gruppe darf nicht über dem Recht stehen.“Die Seenotrett­ung führte er als Beispiel an. Immer wieder gab es Beifall der Zuhörer. Vermittelt hatte die Einladung der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Werteunion der CDU/CSU, Thomas Jahn. Die Werteunion nennt sich eine Basisbeweg­ung der Union. Sie selbst sieht sich als Interessen­vertretung der konservati­ven und wirtschaft­sliberalen Mitglieder. Jahn sagte: „Es ist traurig, wie die Führung der CSU Augsburg öffentlich gegen die eigenen CSU-Mitglieder agiert.“

Aus Sicht der Werteunion müssten CDU und CSU von der Basis erneuert werden. Maaßen, der Mitglied

der Werteunion ist, hatte bereits am Donnerstag in München gesprochen. Jahn sieht in den Veranstalt­ungen in München und Augsburg „ein Signal der Hoffnung und des Aufbruchs“.

Der stellvertr­etende Inninger Ortsvorsit­zende Gerhard Schmid moderierte den Abend. Ortschef Oliver Heim ist des Amts enthoben worden. Dieses Vorgehen des CSUBezirks­vorstands nannte Schmid „einen unsägliche­n Beschluss“. Heim will dem Vernehmen nach aber keineswegs klein beigeben. Es zeichnet sich nunmehr eine juristisch­e Auseinande­rsetzung ab.

Die Polizei war mit einem größeren Aufgebot vor Ort. Beamte hatten vor der Veranstalt­ung den Saal im Kolpinghau­s kontrollie­rt. Störungen während der Veranstalt­ung gab es nicht.

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Foto: Annette Zoepf Hans-Georg Maaßen war am Freitagabe­nd zu Gast im Kolpinghau­s in Augsburg.

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