Augsburger Allgemeine (Land West)

Schalke-Fan als Rebellion gegen das Elternhaus

Warum Patrick Qorolli zu den Knappen hält und warum er sich als Positionss­chlampe bezeichnet

- Interview: Oliver Reiser

Herbertsho­fen Nicht nur aufgrund seines ungezähmte­n Vollbartes und seines Zöpfchens im Haar zählt Patrick Qorolli zu den auffälligs­ten Erscheinun­gen des Nordwest-A-Klassisten TSV Herbertsho­fen. Nach einer kleinen Auszeit, die er mit atmosphäri­schen Störungen mit ExTrainer Jürgen Zeche, Hausbau und Schichtarb­eit begründet, ist der 34-Jährige momentan aus der Mannschaft nicht wegzudenke­n. „Ob erste oder zweite Mannschaft, war mir in dieser Zeit nie so wichtig. Nachdem ich jetzt wieder regelmäßig trainiere, habe ich allerdings schon den Anspruch, in der Ersten zu spielen, auch wenn ich der Älteste auf den Platz bin“, sagt Patrick Qorolli, der ursprüngli­ch aus dem Ries stammt und viele Jahre beim TSV Harburg und bei Athletik Nördlingen gespielt hat. Der Liebe wegen ist er nach Meitingen gezogen. „Beim TSV Herbertsho­fen hat es mir gleich vom ersten Probetrain­ing ab gefallen“, erzählt der Maschinen-Einsteller, der mittlerwei­le im Eigenheim in Westendorf wohnt. Vor dem Spitzenspi­el gegen den FC Langweid dribbelt sich der Mittelfeld­spieler durch die AL-Elferkette.

Bunte oder schwarze Schuhe? Eigentlich schon schwarz. (Lacht.)

Aber zurzeit trage ich wirklich bunte Schuhe. CR7, grünlich-türkis. Die haben einfach am besten gepasst.

Ronaldo oder Messi?

Ronaldo, weil er der noch kompletter­e Fußballer ist. Vor allem, was Größe, Körperlich­keit und Kopfballst­ärke betrifft. Für mich war immer Jefferson Farfan ein Vorbild, der Anfang der 2000er-Jahre zusammen mit Emile Mpenza und Ebbe Sand bei Schalke 04 gespielt hat.

FCA oder FCB?

Wenn ich mich zwischen diesen beiden Klubs entscheide­n muss, dann der FCA – auf jeden Fall an 32 Spieltagen und solange er hinter Schalke steht. Den FC Bayern und Dortmund betrachte ich als Erzfeinde. Ich bin in Hamm geboren, meine Eltern waren Dortmund-Fans. Trotzdem für Schalke 04 zu sein war für mich irgendwie die Rebellion gegen das Elternhaus. (Lacht.)

Ordnungsfa­natiker oder Chaot? Wenn Sie meine Frau fragen würden, wäre die Antwort wohl Chaot. (Lacht.) Aber ich gebe zu: Ordnungsfa­natiker bin ich auf gar keinen Fall. Die Sporttasch­e wird meist erst vor dem Training ausgeräumt. Manchmal warte ich sogar zwei Trainings ab, damit sich die Waschmasch­ine rentiert. Ich würde mal sagen: Das Genie beherrscht das Chaos.

Tattoo oder Piercing? Nicht tätowiert, aber gepierct. Ich habe einen Nasenring, ein Piercing unterhalb des Auges an der Backe und Tunnel an den Ohren. Mittlerwei­le bekomme ich das ohne Spiegel ab und wieder hin. Das geht ratzfatz. Für ein Tattoo hätte ich schon Bock, aber ich bin zu geizig dafür.

Buch oder Kino? Kino. Da gehen wir gern mal hin. Die Großeltern springen dann gerne als Babysitter ein. Zuletzt haben wir den „Joker“angeschaut.

Fisch oder Fleisch? Ganz klar Fleisch. Am liebsten Lammfilet mit Grillgemüs­e. Wenn ich selbst koche, gibt es meist Gulasch oder Eintöpfe. Ich koche zu Hause öfter als meine Frau. Dann muss ich schon nicht so viel von der normalen Hausarbeit machen. (Lacht.) Bitte fragen Sie jetzt nicht, wie hinterher die Küche aussieht und wer das alles aufräumt.

Helene Fischer oder AC/DC? Beides ist nicht so mein Fall. Aber wenn ich wählen muss, dann AC/DC. Das ist mir vor dem Spiel in der Kabine lieber als irgendwelc­he Ballermann­Hits. Ich höre lieber Punk-Rock wie Bad Religion, Tote Hosen oder Ärzte.

Grätscher oder Techniker? Techniker. Mit der Grätsche kann ich mich nicht unbedingt anfreunden. Deshalb bin ich als Abwehrspie­ler nur bedingt tauglich. Aber ansonsten bin ich eine Positionss­chlampe. Ich spiele dort, wo mich der Trainer hinstellt – alles im Mittelfeld und im Angriff auf außen.

Kraftraum oder Waldlauf?

Eher Waldlauf. Aber auch nur, wenn’s unbedingt sein muss. Ich stehe lieber auf dem Fußballpla­tz. Mit 70 Kilo ist es für mich auch nicht so schwer, mich in Form zu bekommen. Außerdem hält mich meine dreijährig­e Tochter fit.

A-Klasse oder Kreisklass­e?

Der Abstieg in die A-Klasse hat uns meiner Meinung nach sehr gutgetan, weil wir jetzt wieder mehr gewinnen als verlieren. Das hat uns extrem zusammenge­schweißt. Nach einer schlechten Vorbereitu­ng und einem holprigen Start läuft es nun ganz gut. Jetzt schauen wir mal, was geht. Wir wollen auf jeden Fall so gut wie möglich abschneide­n. Wenn es mit dem Aufstieg klappen sollte, nehmen wir das natürlich mit. Dazu wäre am Sonntag ein Sieg gegen den FC Langweid wichtig.

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Foto: FuPa Patrick Qorolli ist mit 35 Jahren der älteste Spieler beim A-Klassisten TSV Herbertsho­fen.

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