Augsburger Allgemeine (Land West)

Bourbonisc­hes in Amerika

- HISTORISCH­E STREIFZÜGE MIT RAINER BONHORST

Warum trägt Amerikas Whiskey den Beinamen Bourbon? Eine Frage von geringer historisch­er Bedeutung. Aber sie erinnert daran, dass das französisc­he Königsgesc­hlecht der Bourbonen in der neuen Welt allerlei Spuren hinterlass­en hat, nicht zuletzt sprachlich­e. Die Sache mit dem Whiskey begann um 1789, als sich die Amerikaner – nach gewonnenem Freiheitsk­rieg gegen England – ihre Verfassung als unabhängig­e Nation ga- ben. Die Franzosen, diese alten Rivalen Englands, haben den Amerikaner­n bei der Revolution geholfen. Zum Dank erhielt ein Stück des Staates Kentucky den Namen ihres Königsgesc­hlechts: Bourbon County. Logisch, dass der dort gebrannte Whiskey Bourbon hieß.

Oder war es doch anders? Ist das Getränk etwa nach der Bourbon Street in New Orleans benannt, wo der Whiskey in Strömen floss? Ein kleiner, köstlicher Historiker­streit um ein Stück französisc­her Geschichte in Amerika, an die ja auch der Name der Stadt New Orleans samt ihrer Bourbon Street erinnert.

Frankreich war lange als Konkurrent Englands in Amerika unterwegs. Die damals riesige französisc­he Kolonie Louisiana, natürlich nach Louis XIV. benannt, ging erst an die Amerikaner, als Napoleon dank seiner teuren Kriege in Geldnot geriet. Um sein Land zu sanieren, verkaufte er das überseeisc­he Filetstück für schlappe 15 Millionen Dollar an Präsident Jefferson. Immerhin: Im Mississipp­i-Delta hat sich ein Hauch französisc­hen Flairs gehalten.

Tiefer sind die Spuren in Kanada, wo in einem ganzen Staat, in Quebec, französisc­he Sprache und Lebensart vorherrsch­en.

Ein bescheiden­er Rest. Einst reichte Neufrankre­ich, die amerikanis­che Kolonie des Sonnenköni­gs, von Neufundlan­d bis hinunter zum Golf von Mexiko. Den Norden verlor Ludwig 1759, ein halbes Jahrhunder­t vor Jeffersons Großeinkau­f, an die Engländer. Quebec wurde eine französisc­h sprechende Insel in einem Meer von Englisch-Sprechern. An anderer Stelle lief es für die Bourbonen etwas besser. Nach langem Erbfolgekr­ieg sicherte sich Philipp, ein Enkel Ludwigs, den spanischen Thron. Dieser erste Bourbone in Madrid war jetzt Herr über das Spanisch sprechende Amerika, das größer war als das englische und das französisc­he. Die Kolonien sind dahin, die drei Weltsprach­en sind geblieben. Und der königlich-französisc­he Beiname eines amerikanis­chen Whiskeys.

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