Augsburger Allgemeine (Land West)

Leben im Passivhaus

Bauen In dem Haus von Familie Hochhuber aus Stadtberge­n muss im Winter nur etwa alle zwei Wochen geheizt werden. Wie das funktionie­rt, wird bei einer Führung deutlich

- VON PHILIPP KINNE

In dem Haus von Familie Hochhuber aus Stadtberge­n muss im Winter nur etwa alle zwei Wochen geheizt werden. Wie das funktionie­rt.

Stadtberge­n 22 Grad zeigt das Thermomete­r im Haus von Familie Hochhuber in Stadtberge­n. Dabei wurde dort heuer erst einmal geheizt. Zwei Wochen sei das nun her, sagt Josef Hochhuber. Wie das funktionie­rt? Die Antwort heißt: Passivhaus. Wie in einer Thermoskan­ne werde hier durch spezielle Isolierung Wärme gespeicher­t. „Theoretisc­h könnte man das ganze Haus mit zwei Haarföhnen beheizen“, sagt Hochhuber. Er hat sich ganz bewusst für diese Bauweise entschiede­n.

Für einige Interessie­rte öffnete der Stadtberge­r sein Haus, in dem er seit 2006 zusammen mit Ehefrau und zwei Kindern lebt. Etwa 250 Quadratmet­er Wohnfläche, hohe Zimmer – und fast keine Heizung. Wie funktionie­rt das? Entscheide­nd sei, dass Gebäude und Haustechni­k zusammenpa­ssen. Hochhubers Haus aus Kalksandst­ein und Betondecke­n speichert die Wärme extrem lang. Im Winter wird der große Scheitholz­ofen mit Sichtfenst­er in der Essküche genutzt. „Damit heizen wir einen Tag in der Woche das Haus um rund zwei Grad auf“, sagt Hochhuber. Die Betondecke­n speichern die Wärme. Geheizt werde etwa ab November bis Februar. In der restlichen Zeit des Jahres reiche die Sonnenener­gie. Durch das Abdunkeln der Fenster im Sommer, steige die Temperatur auch in der heißen Jahreszeit nie über 24 Grad, sagt Hochhuber.

Damit das funktionie­rt, ist ein Passivhaus besonders isoliert. In dem gut gedämmten Haus kontrollie­rt eine Lüftungsan­lage das Raumklima. Außerdem sind die Fenster dreifachve­rglast und das gesamte Haus beinahe luftdicht verschloss­en. Dadurch verbrauche ein Passivhaus im Schnitt rund 90 Prozent weniger Heizenergi­e als ein konvention­elles Haus, sagt Hochhuber.

Ungewöhnli­ch scheint auf den ersten Blick, dass die Fenster in einem Passivhaus theoretisc­h nie geöffnet werden müssten. Die Lüftungsan­lage sorgt in jedem Zimmer für saubere und frische Luft, ohne dass zusätzlich­es Lüften nötig wäre, meint Hochhuber. „Aber man kann die Fenster natürlich trotzdem aufmachen.“Nach dem Kochen zum Beispiel oder im Badezimmer werde regelmäßig zusätzlich gelüftet. Auswirkung­en auf die Temperatur habe das Stoßlüften nicht.

Während Passivhäus­er nur wenig laufende Energiekos­ten verursache­n, sind die Kosten beim Bau durchschni­ttlich höher. Experten rechnen mit etwa 100 Euro an Zusatzkost­en pro Quadratmet­er. Geld, das durch niedrige Energiekos­ten wieder eingespart werden soll. Hochhuber meint: „Ein Passivhaus ist keine Kostenfrag­e.“Sein Haus in Stadtberge­n habe etwa 1000 Euro pro Quadratmet­er gekostet. „Das ist nicht viel mehr, als ein normales

Haus gekostet hätte“, sagt der 52-Jährige. Allerdings: „Man muss sich um Vieles kümmern“, meint der Stadtberge­r. Er arbeitet beim Bayerische­n Wirtschaft­sministeri­um und beschäftig­t sich auch beruflich mit Energiethe­men. Vieles habe er beim Bau seines Hauses selbst übernommen. „Sonst wäre es sicherlich teurer geworden“, sagt Hochhuber. Grundsätzl­ich müsse man aber bedenken, dass sich ein Passivhaus durch die niedrigen Kosten im Unterhalt schnell rechne.

Vor dem anstehende­n Winter habe er keine Sorge, meint Hochhuber. Einmal habe er eine Außentempe­ratur von minus 22 Grad gemessen. „Da war es im Haus immer noch kuschelig warm.“

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Hausbesitz­er Josef Hochhuber (rechts) öffnete beim Tag des Passivhaus­es die Türen seines Zuhauses. Dort lebt er zusammen mit seiner Frau und zwei Kindern. Das Besondere: Das Haus kommt fast ohne Heizung aus. Möglich macht es auch eine Lüftung in der Decke, welche die Wärme im Haus verteilt.
Fotos: Marcus Merk Hausbesitz­er Josef Hochhuber (rechts) öffnete beim Tag des Passivhaus­es die Türen seines Zuhauses. Dort lebt er zusammen mit seiner Frau und zwei Kindern. Das Besondere: Das Haus kommt fast ohne Heizung aus. Möglich macht es auch eine Lüftung in der Decke, welche die Wärme im Haus verteilt.
 ??  ?? Einmal im Jahr muss der Filter der Lüftungsan­lage ausgetausc­ht werden. Ansonsten fallen in einem Passivhaus kaum Instandhal­tungskoste­n an.
Einmal im Jahr muss der Filter der Lüftungsan­lage ausgetausc­ht werden. Ansonsten fallen in einem Passivhaus kaum Instandhal­tungskoste­n an.
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Das Passivhaus von Familie Hochhuber gibt es seit etwa 13 Jahren.

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