Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Krux des schöneren Wohnens
Ein Samstag in einem schwedischen Möbelhaus. Draußen Herbst und Regen, drinnen Hackbällchen und Soße. Erst vor Wochen ist die junge Frau umgezogen. Ihr alter Schrank aber sah nicht so aus, als hätte er den Transport überstanden. Also fuhr die Frau zu Ikea, um sich einen neuen zuzulegen. Und natürlich, sie will ein Upgrade.
Der alte Schrank, grau und gewöhnlich, hatte zwei Scharniertüren, dazu eine Kleiderstange, die sich inzwischen stark krümmte und ein Regalfach – ein einziges. Mindestens zwei Fächer sollte also der neue haben. In etwa genauso viele Kleiderstangen, vielleicht Schiebetüren und zwei zusätzliche Haken, um die Jacken, Westen und Cardigans ihrer Gäste aufhängen zu können. Der Wunsch nach einem Schrank mit Anspruch also.
Indes folgt die junge Frau den Bodenpfeilen auf dem Weg durch das Möbelhaus, bis sie – endli ch – die Schrankabteilung erreicht. Sie sieht: einen Pax. Kein Kleiderschrank, nein. Ein Kleiderschranksystem: zwei mal zwei Meter, in ansehnlichem Weiß. Mit einem Korpus, der aufrecht stehend montiert werden kann. Die Stange, herausnehmbar. Mit Fußkappen und Höhenverstellung, Metalldrahtkorb und Luftzirkulation.
Der gesamte Schrank – ein Upgrade, denkt sich die Frau.
Dass man selbst zusammenbauen muss, antwortet ihr Gewissen. Mit Schiebetüren, erwidert sie. Die man fixieren muss, sagt das Gewissen.
Die Krux des schöneren Wohnens.
Am Ende hat die Frau den Schrank nicht mit nach Hause genommen. Stattdessen steht dort das alte Exemplar, mitsamt krummer Stange.