Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Krux des schöneren Wohnens

- VON ELISA-MADELEINE GLÖCKNER elisa@augsburger-allgemeine.de

Ein Samstag in einem schwedisch­en Möbelhaus. Draußen Herbst und Regen, drinnen Hackbällch­en und Soße. Erst vor Wochen ist die junge Frau umgezogen. Ihr alter Schrank aber sah nicht so aus, als hätte er den Transport überstande­n. Also fuhr die Frau zu Ikea, um sich einen neuen zuzulegen. Und natürlich, sie will ein Upgrade.

Der alte Schrank, grau und gewöhnlich, hatte zwei Scharniert­üren, dazu eine Kleidersta­nge, die sich inzwischen stark krümmte und ein Regalfach – ein einziges. Mindestens zwei Fächer sollte also der neue haben. In etwa genauso viele Kleidersta­ngen, vielleicht Schiebetür­en und zwei zusätzlich­e Haken, um die Jacken, Westen und Cardigans ihrer Gäste aufhängen zu können. Der Wunsch nach einem Schrank mit Anspruch also.

Indes folgt die junge Frau den Bodenpfeil­en auf dem Weg durch das Möbelhaus, bis sie – endli ch – die Schrankabt­eilung erreicht. Sie sieht: einen Pax. Kein Kleidersch­rank, nein. Ein Kleidersch­ranksystem: zwei mal zwei Meter, in ansehnlich­em Weiß. Mit einem Korpus, der aufrecht stehend montiert werden kann. Die Stange, herausnehm­bar. Mit Fußkappen und Höhenverst­ellung, Metalldrah­tkorb und Luftzirkul­ation.

Der gesamte Schrank – ein Upgrade, denkt sich die Frau.

Dass man selbst zusammenba­uen muss, antwortet ihr Gewissen. Mit Schiebetür­en, erwidert sie. Die man fixieren muss, sagt das Gewissen.

Die Krux des schöneren Wohnens.

Am Ende hat die Frau den Schrank nicht mit nach Hause genommen. Stattdesse­n steht dort das alte Exemplar, mitsamt krummer Stange.

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Foto: Ina Fassbender, dpa Hier gibt es Hackbällch­en und Kleidersch­ränke: Ikea.

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