Augsburger Allgemeine (Land West)
Tanzend durch einwunderbare Nacht
Presseball Ein Star hat bei der Mediengala sein erstes Rendezvous ugsburg, zwei andere kennen die Stadt in- und auswendig. Weshalb Mode auch für Männer ein Thema sein kann, wie sich Köche auf Ball vorbereiten und warum manche Frau Chris Kolonko beneidet
Verkäufer im Modegeschäft hat den nachtblauen Smoking gepriesen. Es sei das schönste Modell im Angebot. Stimmt auch: Er sieht edel aus, sitzt perfekt. Geeignet, sagte der Verkäufer noch, für einen „internationalen Auftritt“. Gekauft! Dann die erste Begegnung auf dem Ball. Der Chef ist auch da. Er sieht schick aus. Sehr schick. Man kommt ins Gespräch. Sein Anzug, sagt der Chef, sei geeignet auch für einen „internationalen Auftritt“. Die beiden Herren stutzen kurz, betrachten sich genauer und müssen dann herzlich lachen. Sie haben sich nicht nur für den gleichen Arbeitgeber entschieden ...
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Es ist ein Gänsehautmoment gleich zu Beginn des Abends. Alexandra Holland, Herausgeberin der Augsburger Allgemeinen und Gastgeberin des Abends, hat schon vorab eine Überraschung angekündigt. Sie nennt die Geschichte der Augsburger Schwestern Mimi und Josy ein „Märchen“. Dann betreten die beiden Mädchen die Bühne – und der große Saal wird still, als die beiden singen und sich abwechselnd am Flügel begleiten. Mit ihren klaren Stimmen singen sie sich in die Herzen der Ballgäste. Unter anderem mit der Ballade „Creep“, mit der sie in der TV-Sendung „The Voice Kids“Stars wie The Boss Hoss und Lena begeisterten, bundesweit bekannt wurden – und am Ende gewannen. OB-Kandidatin Eva Weber von der CSU sagt danach: „Augsburg hat Popstar-Potenzial“.
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Viele Frauen planen ihren Presseball-Besuch Wochen im voraus: Kleid, Haare und Kosmetik müssen schließlich passen. Für Simon Lang, Küchendirektor des Hotels Drei Mohren, ist eine akribische Planung ebenso wichtig. „Ich habe bereits im September mit unseren Lieferanten gesprochen.“Lang ist Teil der Starkoch-Trilogie, die für die Ballbesucher im Großen Saal kochen, und übernimmt neben Thomas Abele (Hauptspeise) und Christian Henze (Nachspeise) in diesem Jahr den Part der Vorspeise. „Dafür haben wir Mandarinen filetiert. Jedes einzelne Stückchen wird dafür in die Hand genommen und von Haut und weißen Fäden befreit“, erzählt er. Da ist nicht nur Planung, sondern auch Geduld gefragt.
*** Entertainer Chris Kolonko ist der Mann, der beim Ball vor allem von Frauen beneidet wird: Mehrmals an diesem Abend zieht er sich um, tauscht das schwarze Paillettenkleid gegen einen rot-schillernden Hosenanzug und dann gegen einen Traum in Weinrot. „Da würde ich gerne mal einen Blick in den Kleiderschrank werfen“, sagt eine BallDer besucherin, als sie Chris auf Bühne sieht. Zum ersten Mal ist beim Presseball Moderator: ch mant, witzig, einfühlsam und sp tan. So wurde man lange nicht du den Abend begleitet.
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Im Casino Royal hat Besucherin Raffin eine ungewöhnliche Glüc strähne bei Black Jack. Es geht rum, gegen die Bank zu gewinn und im Idealfall 21 Punkte zu err chen. Ina Raffin gelingt das Kun stück gleich dreimal innerhalb v zehn Minuten. „Heute Abend mir das Glück hold“, sagt sie str lend. Ihr Ball-Handtäschchen ist gefüllt mit Gewinn-Gutscheinen Casino-Tombola. Ihr Einsatz von Euro hat sich in jeder Hinsicht lohnt, auch für einen guten Zwe Schließlich geht der Erlös der To bola an die Stiftung Kartei der N
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Drei Frauen allein unterwegs, u dann auch noch in modisch ab stimmten Ballkleidern – so fei Anna Jakob, Eva Gutmayr und K ranka Francke auf dem Presseb Augsburg am liebsten. Das T kommt aus dem Landkreis Au burg, alle drei sind Schneiderme terinnen und gute Freundinn „Die Männer haben wir daheim lassen“, erzählen sie. Einen stilv len Auftritt in großer Robe beko men sie auch alleine hin. Spaß hab die Damen zusammen sowieso.
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Etwas in Eile, aber bestens gelau taucht kurz vor Mitternacht wohl späteste Besucherin im K gress am Park auf: Vanessa Sche
tcher. Vorher hat sie noch bei eiGeburtstagsparty mitgefeiert, t ist sie rasch in ein elegantes lkleid geschlüpft, um gemeinsam ihrer Freundin und Augsburger beitskollegin Tatjana Dörfler den rgast beim Presseball mitzuerle. „Ich bin schon sehr gespannt“, t sie. *** as ist mein erstes Rendezvous mit gsburg“, sagt Marcus Füreder, ser bekannt unter seinem Künstnamen Parov Stelar, wenige nden vor seinem Auftritt. „Wir rden sehen, wie es ausgeht, aber bin guter Dinge.“Um Mitterht ist schon beim ersten Stück r: Und wie gut das ausgehen d! Die Ballbesucher lassen sich ort von der Parov Stelar Band, tehend aus DJ und Produzent reder, zwei Sängern sowie Kollean Trompete, Saxofon, Schlagg und Bass mitreißen – von ihganz eigenen Elektro-Swingnd, melodisch und gefällig, nosisch und den Zeitgeist treffend. Hände gehen nach oben, es wird anzt und mit dem Smartphone ilmt – die besonderen Momente Abends wollen ja festgehalten rden. *** xweltmeisterin Tina Rupprecht eitet sich gerade auf ihren nächsWM-Kampf im Dezember vor. ch am Samstagabend ist Gala t Sport angesagt – auf dem Presall. Mit ihrer Schwester Katrin lt sie sich am Foto-Hotspot in die lange – vor einem großen, bechteten Herz. Schon der Überraschungs-Auftakt mit Mimi und Josy hat der 27-Jährigen gefallen. Dann ein Foto mit der Schwester vor besagtem, diesmal gelbem Herz und der Abend geht weiter. Auch Jutta und Robert Gall machen einen Stopp am Foto-Herz. „Das machen wir eigentlich jedes Jahr“, sagt er – mindestens schon zehnmal. So ergibt sich nicht nur eine Fotosammlung, es bleiben auch schöne Erinnerungen an die Ballabende: „Das Ambiente ist toll und man trifft viele alte Freunde, ohne sich verabreden zu müssen“, sagt Robert Gall.
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Gin kann man in vielen Varianten trinken. In der Gin-Bar, tief unten in den „Eingeweiden“der Kongresshalle, läuft der Klassiker aber noch immer am besten. Gin Tonic, verfeinert und dekoriert mit einem Zweig Rosmarin und Wacholderbeeren. Hier wird getanzt – oder man zieht sich zurück in eine der Sitzecken und plaudert. Zu späterer Stunde schaut auch Oberbürgermeister Kurt Gribl mit seiner Frau Sigrid vorbei. Es ist sein letzter Presseball als Stadtoberhaupt. Der Ball sagt er, sei immer eine schöne Gelegenheit, mit den Menschen auch mal abseits von Sachthemen „einfach so ins Gespräch zu kommen“. SPD-Mann Dirk Wurm, der bei der Wahl 2020 gerne Gribls Nachfolger im Rathaus werden will, tanzt derweil ein Stockwerk weiter oben ausgelassen mit seiner Frau Tatjana in der RT.1-Disco.
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Weit nach Mitternacht draußen in der Taxischlange. Sie ist lang, zehn, 15 Meter vielleicht. Frauen frieren, Männer plündern das Abschiedsgeschenk der Firma Ihle, ein Paket mit deftigem und süßem Gebäck. Erst kommt ewig kein Taxi, Unruhe macht sich breit. Doch dann siegt der Pragmatismus: „Wer muss sonst noch nach Pfersee?“, ruft einer von vorne – und flugs hat er eine Fahrgemeinschaft mit einem Paar gebildet. Selbst der Heimweg vom Ball kann noch Bekanntschaften stiften.
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Die Fahrt mit dem Bus-Shuttle geht zum Parkplatz an der Sporthalle. Die Ballbesucher sind mit Balltaschen und Brotzeittüten bepackt. Ein Gast trägt einen großen Geschenkekorb auf dem Schoß, ein anderer einen Kalender unter dem Arm. Beschwingt geht dann jeder seiner Wege und fühlt sich dabei noch wie ein Gewinner.
*** Daheim, irgendwann zwischen ein Uhr nachts und sechs Uhr morgens. Endlich, endlich die Schuhe aus. Wie schön, wenn der Schmerz nachlässt. Aber für einen schönen Abend nimmt frau vieles in Kauf ...