Augsburger Allgemeine (Land West)
Malerische Streifzüge durch die Heimat
Ausstellung Der gebürtige Sachse Jan Walter Junghanss hat die Landschaft der Region Augsburg verinnerlicht. Die Schwäbische Galerie im Museum Oberschönenfeld zeigt Ölbilder, die in den vergangenen fünf Jahren entstanden sind
Oberschönenfeld Jan Walter Junghanss ist im sächsischen Döbeln geboren und in Sachsen aufgewachsen. Er hat aber die Landschaft der Region Augsburg inzwischen in sich aufgenommen, seit er in Stadtbergen lebt. Wie sehr, das zeigt eindrücklich die neue Sonderausstellung „Heimat.Land“mit Ölbildern des Künstlers in der Schwäbischen Galerie des Museums Oberschönenfeld.
Landschaft ist eines der zentralen Themen von Jan Walter Junghanss. „Bevor er in Schwaben seine neue Heimat fand, entwickelte er eine Bildsprache, die für ihn teilweise heute noch eine Rolle spielt“, sagt Mechthild Müller-Hennig, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Museum, bei der Ausstellungseröffnung. Das seien unter anderem sein Interesse am Gegenlicht, die Konzentration auf wenige, im Grunde genommen unscheinbare Motive sowie die Wahl extremer Hoch- und Querformate und der freie, pastose Farbauftrag.
Die Ölbilder, welche in Oberschönenfeld zu sehen sind, stammen aus den vergangenen fünf Jahren und sind dem ländlichen Leben in unserer Region gewidmet. Sie zeigen Bäume, Blumen, Wege, historische Bauernhöfe und Gebäude oder auch landwirtschaftliche Maschinen. Es finden sich aber ausnahmslos keine Menschen darin.
„Bis zum letzten Pinselstrich entstehen diese dicht komponierten Bilder im Freien, beziehungsweise im Stall. Auf mehreren Gemälden porträtiert Junghanss verschiedene Kühe. Oftmals musste er dabei viele Stunden warten, bis das tierische „Modell“den Gesichtsausdruck wieder hatte, bei dem der Künstler zu malen begonnen hatte. Viel Geduld und Hartnäckigkeit ist dabei gefragt. Ein besonders gelungenes Beispiel dafür ist das kleinformatige Porträt der Kuh „Bianca“: Von leicht erhöhtem Standpunkt aus, blickt sie den Betrachter des Bildes skeptisch, aber durchaus selbstbewusst an.
Diese Akribie bei der Motivwahl zeigt sich aber auch in den Bildern und ihre Malweise selbst: Trotz dicker, pastoser Farbe erwecken sie den Eindruck einer nahezu fotorealistischen Wiedergabe der Motive Darstellung. „Bei den landwirtschaftlichen Maschinen können Experten anhand der Darstellung durchaus feststellen, um welches
Fabrikat und welchen Typ es sich handelt“, sagte Mechthild MüllerHennig. Sie sind Beispiele einer Landwirtschaft, die es zwar bei uns in Schwaben heute noch gibt, die aber immer mehr verschwindet.
Zunächst verwendet Junghanss für seine Bilder Motivsucher in verschiedenen Größen und Proportionen, um jeweils den perfekten Ausschnitt zu finden. Beim Malen reizt er dann die Grenzen des ihm zur Verfügung stehenden Leinwand aus und konzentriert sich auf das, was ihm am wichtigsten ist. „Junghanss bringt den Bauern eine große Wertschätzung, ja Bewunderung entgegen“, so Mechthild Müller Hennig. Junghanss idealisiere allerdings nicht. „Dafür ist die Bildsprache viel zu spröde, zu direkt und stark fokussiert auf das Wesentliche.“
Jan Walter Junghanss absolvierte unter anderem 1984/1985 ein Abendstudium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden (Förderklasse). 1985 bis 1987 machte er überdies eine Lehre als Bautischler und war währenddessen auch Gasthörer für Künstleranatomie an der Hochschule. 2001 bis 2004 studierte er Illustration an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg und war von 2004 bis 2014 freischaffend in Berlin tätig. Im Jahr 2017 wurde er mit dem Kunstpreis des Landkreises Augsburg ausgezeichnet.
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Öffnungszeiten Bis 6. Januar, Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, Heiliger Abend und Silvester bis 14 Uhr.