Augsburger Allgemeine (Land West)

Steht mein Name auf der Todesliste?

Sicherheit Extremiste­n haben in Bayern offenbar die Daten von 5000 Menschen erfasst. Wie und wo Bürger erfahren, ob auch sie betroffen sind

- VON STEPHANIE SARTOR

Augsburg 5000 Menschen sollen in Bayern auf sogenannte­n Feindesode­r Todesliste­n stehen. Und vielleicht fragt sich so mancher Bürger: Ich auch? Wie berichtet sind dem bayerische­n Landeskrim­inalamt 29 Listen bekannt – 15 davon haben einen rechtsextr­emen Hintergrun­d. Auch ein Mann aus Augsburg, der anonym bleiben möchte, will wissen, ob sein Name womöglich auf einer dieser Listen auftaucht. „Ich hatte keine konkrete Befürchtun­g, aber es hat mich einfach interessie­rt“, sagt er. „Wenn man weiß, dass man auf so einer Liste steht, dann ist man vorgewarnt. Und wenn nicht: umso besser.“

Also rief er am Mittwoch bei der Polizei an. Schließlic­h hatte Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann zuvor angekündig­t: Jeder, der von der Polizei wissen will, ob er auf einer Feindeslis­te steht, bekomme auch eine Antwort. „In meinem Fall hat das nicht funktionie­rt. Da wusste keiner Bescheid“, erzählt der Augsburger.

Wie ist das denn nun? Wer kann einem sagen, ob man auf einer Todesliste steht, die Extremiste­n angelegt haben? Auf Nachfrage unserer Zeitung teilte das bayerische Innenminis­terium

am Donnerstag mit: „Jeder Bürger mit Wohnsitz in Bayern kann sich persönlich an jede bayerische Polizeidie­nststelle wenden, um über seine (mögliche) Listung auf sogenannte­n Feindeslis­ten informiert zu werden.“Für die Überprüfun­g seien die Personalie­n notwendig, wer also eine Auskunft haben möchte, sollte ein Ausweisdok­ument dabeihaben. Statistike­n darüber, wie viele Anfragen bei der Polizei schon eingegange­n sind, gebe es nicht.

Im Polizeiprä­sidium Schwaben Süd/West in Kempten habe es bisher noch keine Nachfragen von besorgten Bürgern gegeben, teilt ein Sprecher auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Es müsse auch noch konkret festgelegt werden, wie man mit künftigen Anfragen umgehe. Das sagt auch Siegfried Hartmann vom Polizeiprä­sidium Schwaben Nord in Augsburg. „Die Personalie­n werden aufgenomme­n und weitergele­itet. Das genaue Prozedere muss aber noch festgelegt werden.“

Wichtig sei in jedem Fall: Wer wissen will, ob er auf einer Feindeslis­te steht, müsse persönlich vorbeikomm­en. Ein Anruf genüge nicht.

Innenminis­ter Herrmann zufolge besteht kein Anlass zur Panik – selbst dann, wenn der eigene Name auf einer Liste erscheint. Allein damit sei in der Regel keine erhöhte Gefahr verbunden. Wenn jemand konkret gefährdet ist, werde er informiert. Generell aber gelte: Wer in seinem Umfeld etwas Verdächtig­es wahrnimmt oder sich bedroht fühlt, könne sich immer an die Polizei wenden. Und: Wer Drohungen im Internet bekommt, sollte diese unbedingt sichern.

Das Phänomen, die Daten von vermeintli­chen politische­n Gegnern auf Listen zu sammeln, ist übrigens nicht neu. Im Jahr 2017 etwa tauchte im Rahmen einer Anti-TerrorRazz­ia in Mecklenbur­g-Vorpommern bereits eine Liste mit rund 25000 Namen aus Deutschlan­d auf. Die Polizei hatte damals in der rechtsextr­emen Szene ermittelt.

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Extremiste­n erstellen immer wieder Feindeslis­ten. Symbolfoto: Hildenbran­d, dpa

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