Augsburger Allgemeine (Land West)
Hahn: „Bitterster Tag in meiner Karriere“
Fußball Der Angreifer des FC Augsburg erzählt von seinem unglücklichen Köln-Spiel. Er hat lange gebraucht, um den verschossenen Elfmeter und die Gelb-Rote Karte zu verdauen. Nun beginnt der Kampf um einen Platz in der Startelf von vorne
Auf diese Erfahrung hätte André Hahn gerne verzichtet. Er spricht vom „bittersten Tag in meiner Karriere, was den Spielverlauf angeht“. Drei Tage hatte der Offensivspieler des FC Augsburg noch am Spiel in Köln zu knabbern. Drei Tage, an denen ihn die Ereignisse beim 1:1 verfolgt haben. Erst sein verschossener Elfmeter, dann die Hinausstellung, am Ende das späte Gegentor. Nur ein Punkt, obwohl drei möglich waren. Es gibt angenehmere Momente im Leben eines Fußballspielers.
Eine Woche zuvor hatte Hahn einen solchen. Gegen Hertha BSC wird er in der ersten Halbzeit für Marco Richter eingewechselt. Es ist die Chance, auf die er lange gewartet hat. Und der 29-Jährige ergreift sie. Er ist wesentlicher Faktor beim 4:0-Erfolg. Alles scheint wieder in die richtige Richtung zu gehen. Aber nur eine Woche lang. Bis Köln. „Das ist eine reine Achterbahnfahrt“, sagt Hahn. Vom gefeierten Helden zum Deppen des Tages. „Das ist Fußball, damit müssen wir klarkommen.“Aber auch ihm, dem Routinier, fällt es schwer, damit klarzukommen. Er weiß, er hatte seine große Chance. Alleine wegen der Sperre ist er erst einmal wieder aus der Startelf raus, der Kampf um die Rückkehr beginnt von vorne. „Ich habe mich in den letzten Wochen gut gefühlt und viel mit dem Trainer gesprochen. Er hat mir ein sehr gutes Feedback gegeben“, sagt Hahn. Und die Chance in Köln.
Das Übel begann mit dem verschossenen Elfmeter. Hahn und Florian Niederlechner waren als Schützen vorgesehen. Niederlechner wollte nicht, da er gefoult worden war. Also blieb Hahn. Es war nicht sein erster Elfmeter für den FCA. Er fühlte sich gut – scheiterte aber an Torwart Timo Horn. Kurz vor der Pause kassierte er obendrein Gelb-Rot, seine erste in der Karriere. „Da muss ich mich natürlich schlauer anstellen, das nehme ich voll auf meine Kappe“, sagt Hahn. Seine Kollegen bauten ihn schon in der Pause in Köln auf. „Da sieht man, dass wir eine richtig geile Truppe haben.“
Hahn ist ein Typ, der solche Momente mit sich ausmacht. Gespräche mit Familie und Freunden, natürlich. Aber letztlich muss er es selbst verarbeiten. Seit Dienstag ist die Enttäuschung abgehakt. „Jetzt muss ich wieder Gas geben, mich beweisen und auf meine Chance warten“, sagt er. Wie schon zu Saisonanfang. An den ersten Spieltagen war er dabei, seine Leistungen aber waren nicht gut. Er sagt: „Für mich läuft die Saison bislang nicht optimal. Ich habe meine Chancen gekriegt, sie aber nicht genutzt. Ich gebe niemand anderem die Schuld.“Er war lange frustriert, hat aber nie in der Öffentlichkeit gemeckert. Anders als sein Kollege Michael Gregoritsch, der für seine Äußerungen mehrere Tage suspendiert worden war. „Michael ist ein ganz feiner Typ, der uns in der Mannschaft extrem viel hilft“, sagt Hahn. Allgemein sei die Mannschaft auf einem sehr guten Weg. „Wir haben uns gefunden, der Trainer hat das sehr gut gemacht“, lobt Hahn. Die Abläufe passen immer besser. Und die Punkte gegen Teams aus dem Tabellenkeller haben für eine breite Brust gesorgt. Hahn: „Wir haben die Chance mit zwei Siegen in den Heimspielen gegen Mainz und Düsseldorf die 20-Punkte-Marke zu knacken.“Das könnte für ruhige Weihnachten sorgen.
Der Konkurrenzkampf in der Mannschaft freut den Angreifer. „Das zeigt, wie sich der Verein entwickelt hat. Wir haben jetzt 18 oder 20 Spieler, die auf einem Niveau spielen können.“Da nimmt er es in Kauf, selbst zu den leidtragenden Bankdrückern zu gehören.
Die Spielweise von Trainer Schmidt, die hohes Pressing und schnelle Angriffe vorsieht, gefällt Hahn. „Das kommt mir entgegen.“Auch die Defensive hat sich stabilisiert. Auch dank Torwart Tomas Koubek, der allerdings längst nicht frei von Patzern ist. Noch findet die Kommunikation mit dem Tschechen in Englisch statt, er lernt aber fleißig deutsch. „Er bringt sich in der Kabine immer mehr ein und spricht viel. Das ist sehr gut“, erzählt Hahn.
Mit einem Auge schaut er noch nach Mönchengladbach, wo er von 2014 bis 2017 gespielt hat. Ihn überrascht Rang eins nicht. „Max Eberl leistet seit Jahren grandiose Arbeit. Schon zu meiner Zeit hatten wir eine überragende Truppe“, sagt Hahn. Tatsächlich traue er den Gladbachern den Meistertitel zu. Sagt aber lachend: „Bei uns werden sie aber in der Rückrunde eine Niederlage einstecken müssen.“