Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein Armutszeugnis diverser Stadtregierungen
Zum Artikel „Vorstoß für römische Ausstellung“vom 4. Dezember:
Nach Meinung der Finanzreferentin und CSU-OB-Kandidatin soll das ehemalige Augusta Vindelicorum erst „mittelfristig“ein neues Römisches Museum erhalten. Aber mittelfristig bedeutet hier in der Stadt: Verschoben bis zum Sankt Nimmerleinstag! Der Umgang mit seiner Vergangenheit als eine der bedeutendsten Städte des Imperium Romanum auf deutschem Boden ist schon seit Jahren ein Armutszeugnis für die diversen Stadtregierenden. Und nun soll es für 1 Million Euro ein „kleines virtuelles Römisches Museum“geben. Statt in Null-Zins-Zeiten Kredite aufzunehmen und auch endlich in das historische Erbe zu investieren, die Vergangenheit mit ihren Relikten zu präsentieren und für Besucher aus nah und fern zu veranschaulichen, solls ein „virtuelles Museum“schon richten, und noch dazu ein „kleines“(?). Gibt es eigentlich niemanden in den städtischen Gremien, der Städte kennt, die mit ihrem römischen Erbe beispielhaft umgehen? Wie Kaiseraugst in der Schweiz, Eauze in der Gascogne, das RZGM in Mainz (neu 2020), das R-G Museum in Köln, vorbildlich auch das Museum Kalkriese (Reste der Varusschlacht, obwohl es kaum noch „Steine“zum Anschauen gibt!) oder das Römer-Museum in Xanten. Überall da wird nicht nur über die römische Vergangenheit als „elementarer Bestandteil der stadtkulturellen Identität“gelabert, sondern es wurde und wird tatsächlich gehandelt. Es gibt Platz für Kulturveranstaltungen und Sonderausstellungen als Besuchermagnete.
Jürgen Fritzsch,
Neusäß