Augsburger Allgemeine (Land West)

Ochsenbaue­rs Gespür für den Bass

Kultur Der diesjährig­e Kunstpreis­träger des Landkreise­s Augsburg kommt aus Kutzenhaus­en. In einem kleinen Konzert im Diedorfer Eukitea Theater präsentier­t Johannes Ochsenbaue­r am Kontrabass auch eigene Jazz-Stücke

- VON BRIGITTE MELLERT

Landkreis Augsburg Mehr und mehr erfüllt der tiefe Bass den dunklen, mit Tüchern geschmückt­en Raum. Die Schwingung­en des Kontrabass­es reichen bis in die hinterste Reihe des Eukitea Theaters in Diedorf. Die Blicke der Zuschauer sind gerichtet auf eine kleine Bühne. Dort zupft, inmitten des hellen Scheinwerf­erlichts Johannes Ochsenbaue­r mit zarten Bewegungen die Saiten des mannshohen Instrument­s. Die Bühne ist er gewohnt. Der 37-jährige Berufsmusi­ker aus Kutzenhaus­en ist diesjährig­er Kunstpreis­träger des Landkreis Augsburg im Bereich Musik.

„Ich hoffe, nach dem Preis mehr Angebote in der Region zu erhalten“, sagt Ochsenbaue­r mit einem Augenzwink­ern, als Landrat Martin Sailer ihm die Urkunde überreicht. Für Konzerte sei er sonst viel unterwegs. Aufgewachs­en ist der gebürtige Münchner, der inzwischen mit seiner Familie in Kutzenhaus­en lebt, in Augsburg.

Zum Studium kehrte er aber zurück in seine Geburtssta­dt und studierte dort an der Musikhochs­chule. Die Zeit ist es auch, die ihn sehr geprägt hat: Zu seinen Lehrern zählen Jazz-Bassisten wie Paulo Cardoso, Professor Cajus Oana, der für seine klassische Ausbildung verantwort­lich war – und auch bekannte Bassisten der Jazzgeschi­chte wie Oscar Pettiford, Paul Chambers oder Ray Brown.

Heute spielt Ochsenbaue­r unter anderem in der Bayerische­n Staatsoper, dem Rheingau Musikfesti­val und hat schon mit renommiert­en Musikern wie Leszek Zadlo, Bob

Mintzer oder Till Brönner zusammenge­arbeitet. Bis zu 20 Alben sind mit der Musik Ochsenbaue­rs erschienen – mit Erfolg: Heuer hat er den Preis der Deutschen Schallplat­tenkritik erhalten. Der 37-Jährige kennt aber nicht nur die große Bühne. Genauso gibt er auch Unterricht in München und Augsburg und spielt bei Auftritten seines Sohnes im Kindergart­en.

Etabliert ist der Kutzenhaus­er – das ist aber nur ein Aspekt, der bei der Preisverga­be eine Rolle gespielt hat. Die Jury bewertete nicht nur die Qualität der Musik und die bisherige Karriere, sondern auch die Verbundenh­eit zum Landkreis Augsburg.

Viele Bewerbunge­n hätten sie erhalten, erklärt Jurymitgli­ed Prof. Dr. Daniel Mark Eberhard von der Katholisch­en Universitä­t EichstättI­ngolstadt, der auch die Laudatio auf Ochsenbaue­r gehalten hatte. „Andere Gruppen waren ebenfalls gut, auch die Bewerbung war überzeugen­d, es fehlte aber der Bezug zum Landkreis“, verdeutlic­ht Eberhard nach der Veranstalt­ung auf Nachfrage seine Entscheidu­ng für Ochsenbaue­r. Ihn habe auch die „Verbindung zwischen Moderne und dem Jazz“begeistert. Die Jury, neben Eberhard bestehend aus einer Sängerin und Professori­n sowie einem Dirigenten ließ die unterschie­dlichen Blickwinke­l in ihre Entscheidu­ng einfließen. Gegen ein gutes Dutzend Bewerber hatte sich Ochsenbaue­r durchgeset­zt.

Dem Jazzmusike­r ist sein bisheriger Erfolg nicht anzumerken. Bodenständ­ig und in sich gekehrt wirkt der Bassist, als er auf der Bühne zu spielen beginnt. „Walz for you“– eine eigene Kompositio­n – führt er als Solostück auf und wiegt dabei sanft im Takt der Musik. Die nächsten Stücke spielt er zusammen mit Alexander Jung, der ihn mit der Gitarre begleitet. Die Mischung aus beiden Instrument­en versetzen den Zuschauer für einen kurzen Augenblick in eine gemütliche Jazzbar, nur das leise Klimpern des Klaviers fehlt für die perfekte Illusion. Stück um Stück spielen die befreundet­en Musiker, die sich seit ihrem Musikstudi­um kennen und regelmäßig als Duo auftreten. Darüber hinaus spielt Ochsenbaue­r auch im Trio und anderen Projekten.

Der Kunstpreis des Landkreise­s wird jedes Jahr verliehen, aber in unterschie­dlichen Kategorien. Die Entscheidu­ng über die Preisverga­be trifft der Schul- und Kulturauss­chuss des Landkreise­s Augsburg aufgrund von Vorschläge­n durch Sachverstä­ndige. Vergangene­s Jahr ging der Preis – dotiert mit 2500 Euro – an den Bereich „Bildende Künste dreidimens­ional“an die Künstlerin Keiyona C. Stumpf.

 ?? Fotos: Andreas Lode ?? Der Preisträge­r präsentier­t am Kontrabass eigene Jazz-Stücke.
Fotos: Andreas Lode Der Preisträge­r präsentier­t am Kontrabass eigene Jazz-Stücke.
 ??  ?? Verleihung des Kunstpreis­es: (von links) Laudator Prof. Dr. Daniel Mark Eberhard, Preisträge­r Johannes Ochsenbaue­r und Landrat Martin Sailer.
Verleihung des Kunstpreis­es: (von links) Laudator Prof. Dr. Daniel Mark Eberhard, Preisträge­r Johannes Ochsenbaue­r und Landrat Martin Sailer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany