Augsburger Allgemeine (Land West)
A 8 nach schwerem Unfall stundenlang blockiert
Erneut hat es auf dem gefährlichen Abschnitt rund um Augsburg gekracht und wieder kamen die Retter kaum durch. Doch ob das von der Polizei geforderte Tempolimit kommt, ist weiter offen
Adelsried/Neusäß Ein folgenschwerer Unfall auf der A8 sorgte am Freitag für stundenlangen Stau. Auf Höhe Edenbergen stießen laut Polizei am frühen Morgen gegen 5.25 Uhr fünf Fahrzeuge gegeneinander, darunter ein Lastwagen. Zwei Autos sind nach dem Unfall vollständig ausgebrannt. Ein 27-Jähriger wurde schwer, ein 62-Jähriger leicht verletzt. Bei der Bergung der Verletzten spielten sich zum Teil dramatische Szenen ab. Die Autobahn war bis etwa 14.15 Uhr gesperrt.
Zu „massiven Problemen“führte laut Polizei die fehlende Rettungsgasse. Zunächst sei sie überhaupt nicht, später nur sehr langsam gebildet worden. Die Anfahrt für die Rettungskräfte habe sich „extrem schwierig gestaltet“. Busse standen auf der linken Spur, Lastwagen auf der Mittelspur.
Laut Robert Schmidt, Geschäftsführer der Autobahngesellschaft Pansuevia, könne man von Glück sprechen, dass die Verletzten gerettet werden konnten, bevor die beiden Autos in Flammen standen. Immer wieder komme es auf der Strecke zu Problemen wegen einer fehlenden Rettungsgasse. Schmid appelliert an die Autofahrer, besonders in der verkehrsreichen Weihnachtszeit bei Unfällen sofort eine Rettungsgasse zu bilden. Erst vor gut einer Woche – am 27. November – hatte sich ein Verkehrsunfall ereignet, bei dem die Rettungskräfte nicht durch den Stau kamen. Eine Person wurde bei dem Auffahrunfall leicht verletzt. Über eine halbe Stunde hätten sie für eine Strecke von rund fünf Kilometern gebraucht, sagt Schmidt.
Aus Sicht der Feuerwehren könnte ein teilweises Lkw-Überholverbot auf der Strecke helfen, weil dann die Rettungsgassen schneller und öfter frei wären. Das sagten die Kommandanten der Feuerwehren Gersthofen und Adelsried bei einem Gespräch über die Situation auf der Autobahn vor wenigen Tagen.
Nach einer Unfallstatistik der Pansuevia, die den 58 Kilometer langen Abschnitt zwischen Augsburg und Ulm betreut, wird die Zahl der Unfälle auf der Autobahn in die
Jahr um rund 14 Prozent steigen. Am häufigsten kracht es freitags und samstags zwischen 9 und 18 Uhr. Die Polizei macht sich inzwischen für ein Tempolimit von 120 stark, das tagsüber im Augsburger Bereich zwischen den Anschlussstellen Neusäß und Friedberg gelten soll. Begründung: die hohe Unfallgefahr. Diese Regelung soll gelten, bis die angekündigten Schilderbrücken kommen, mit denen elektronisch zeitweise Tempolimits oder Überholverbote verhängt werden können.
Das Schreiben ging nach Angaben des Innenministeriums an die zuständige Unfallkommission. Diese tagt Mitte Dezember. Aufgabe der Unfallkommissionen, die sich aus Vertretern der Straßenverkehrsbehörden, Straßenbaubehörden sowie der Polizei zusammensetzen, ist es, „unfallauffällige Straßenbereiche detailliert zu analysieren und gezielt Abhilfemaßnahmen zu ergreifen,“so das Innenministerium auf Anfrage unserer Zeitung. Grundsätzlich würden Tempolimits sehr zurückhaltend verhängt. „Geschwindigkeitsbeschränkungen können nur dann angeordnet werden, wenn die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs eingeschränkt ist.“Genau das müsse die Kommission jetzt prüfen.
Ob ein Tempolimit den folgenschweren Unfall vom Freitagmorsem gen verhindert hätte, ist offen. Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei wechselte ein Lastkraftwagen vom rechten auf den mittleren Fahrstreifen. Dabei übersah er einen Renault, welcher zu diesem Zeitpunkt den mittleren Fahrstreifen befuhr. Der Renault kam ins Schleudern und kam quer auf dem linken und mittleren Fahrstreifen zum Stillstand.
Ein folgender Dacia-Fahrer konnte dem querstehenden Renault nicht mehr ausweichen, touchierte diesen und schleuderte selbst in einen weiteren Lastkraftwagen. Der unverletzte Renault-Fahrer verließ geistesgegenwärtig sein Fahrzeug und brachte sich auf der Betongleitwand in Sicherheit. Kurz darauf kollidierte ein herannahender Opel mit dem querstehenden, nun unbesetzten, Renault. Die beiden Autos verkeilten sich, schleuderten über die Fahrbahn und begannen zu Qualmen. Durch das beherzte Eingreifen von Ersthelfern, konnte der Fahrer des Opels schnell aus seinem Fahrzeug gezogen werden, bevor beide Autos in Flammen aufgingen.
An den drei Autos entstand jeweils ein Totalschaden, die beiden Lastwagen wurden ebenfalls stark beschädigt. Der Sachschaden an den Fahrzeugen wird auf circa 70 000 Euro geschätzt. Zudem ist ein Fahrbahnschaden von rund 150 000 Euro entstanden, teilt die Polizei mit. Aufgrund von Bergungs- und Reinigungsarbeiten musste die Autobahn am Freitag stundenlang gesperrt werden.
Ersthelfer retten Fahrer aus dem qualmenden Auto