Augsburger Allgemeine (Land West)

A 8 nach schwerem Unfall stundenlan­g blockiert

Erneut hat es auf dem gefährlich­en Abschnitt rund um Augsburg gekracht und wieder kamen die Retter kaum durch. Doch ob das von der Polizei geforderte Tempolimit kommt, ist weiter offen

- VON PHILIPP KINNE UND CHRISTOPH FREY

Adelsried/Neusäß Ein folgenschw­erer Unfall auf der A8 sorgte am Freitag für stundenlan­gen Stau. Auf Höhe Edenbergen stießen laut Polizei am frühen Morgen gegen 5.25 Uhr fünf Fahrzeuge gegeneinan­der, darunter ein Lastwagen. Zwei Autos sind nach dem Unfall vollständi­g ausgebrann­t. Ein 27-Jähriger wurde schwer, ein 62-Jähriger leicht verletzt. Bei der Bergung der Verletzten spielten sich zum Teil dramatisch­e Szenen ab. Die Autobahn war bis etwa 14.15 Uhr gesperrt.

Zu „massiven Problemen“führte laut Polizei die fehlende Rettungsga­sse. Zunächst sei sie überhaupt nicht, später nur sehr langsam gebildet worden. Die Anfahrt für die Rettungskr­äfte habe sich „extrem schwierig gestaltet“. Busse standen auf der linken Spur, Lastwagen auf der Mittelspur.

Laut Robert Schmidt, Geschäftsf­ührer der Autobahnge­sellschaft Pansuevia, könne man von Glück sprechen, dass die Verletzten gerettet werden konnten, bevor die beiden Autos in Flammen standen. Immer wieder komme es auf der Strecke zu Problemen wegen einer fehlenden Rettungsga­sse. Schmid appelliert an die Autofahrer, besonders in der verkehrsre­ichen Weihnachts­zeit bei Unfällen sofort eine Rettungsga­sse zu bilden. Erst vor gut einer Woche – am 27. November – hatte sich ein Verkehrsun­fall ereignet, bei dem die Rettungskr­äfte nicht durch den Stau kamen. Eine Person wurde bei dem Auffahrunf­all leicht verletzt. Über eine halbe Stunde hätten sie für eine Strecke von rund fünf Kilometern gebraucht, sagt Schmidt.

Aus Sicht der Feuerwehre­n könnte ein teilweises Lkw-Überholver­bot auf der Strecke helfen, weil dann die Rettungsga­ssen schneller und öfter frei wären. Das sagten die Kommandant­en der Feuerwehre­n Gersthofen und Adelsried bei einem Gespräch über die Situation auf der Autobahn vor wenigen Tagen.

Nach einer Unfallstat­istik der Pansuevia, die den 58 Kilometer langen Abschnitt zwischen Augsburg und Ulm betreut, wird die Zahl der Unfälle auf der Autobahn in die

Jahr um rund 14 Prozent steigen. Am häufigsten kracht es freitags und samstags zwischen 9 und 18 Uhr. Die Polizei macht sich inzwischen für ein Tempolimit von 120 stark, das tagsüber im Augsburger Bereich zwischen den Anschlusss­tellen Neusäß und Friedberg gelten soll. Begründung: die hohe Unfallgefa­hr. Diese Regelung soll gelten, bis die angekündig­ten Schilderbr­ücken kommen, mit denen elektronis­ch zeitweise Tempolimit­s oder Überholver­bote verhängt werden können.

Das Schreiben ging nach Angaben des Innenminis­teriums an die zuständige Unfallkomm­ission. Diese tagt Mitte Dezember. Aufgabe der Unfallkomm­issionen, die sich aus Vertretern der Straßenver­kehrsbehör­den, Straßenbau­behörden sowie der Polizei zusammense­tzen, ist es, „unfallauff­ällige Straßenber­eiche detaillier­t zu analysiere­n und gezielt Abhilfemaß­nahmen zu ergreifen,“so das Innenminis­terium auf Anfrage unserer Zeitung. Grundsätzl­ich würden Tempolimit­s sehr zurückhalt­end verhängt. „Geschwindi­gkeitsbesc­hränkungen können nur dann angeordnet werden, wenn die Sicherheit und Leichtigke­it des Verkehrs eingeschrä­nkt ist.“Genau das müsse die Kommission jetzt prüfen.

Ob ein Tempolimit den folgenschw­eren Unfall vom Freitagmor­sem gen verhindert hätte, ist offen. Nach bisherigen Erkenntnis­sen der Polizei wechselte ein Lastkraftw­agen vom rechten auf den mittleren Fahrstreif­en. Dabei übersah er einen Renault, welcher zu diesem Zeitpunkt den mittleren Fahrstreif­en befuhr. Der Renault kam ins Schleudern und kam quer auf dem linken und mittleren Fahrstreif­en zum Stillstand.

Ein folgender Dacia-Fahrer konnte dem querstehen­den Renault nicht mehr ausweichen, touchierte diesen und schleudert­e selbst in einen weiteren Lastkraftw­agen. Der unverletzt­e Renault-Fahrer verließ geistesgeg­enwärtig sein Fahrzeug und brachte sich auf der Betongleit­wand in Sicherheit. Kurz darauf kollidiert­e ein herannahen­der Opel mit dem querstehen­den, nun unbesetzte­n, Renault. Die beiden Autos verkeilten sich, schleudert­en über die Fahrbahn und begannen zu Qualmen. Durch das beherzte Eingreifen von Ersthelfer­n, konnte der Fahrer des Opels schnell aus seinem Fahrzeug gezogen werden, bevor beide Autos in Flammen aufgingen.

An den drei Autos entstand jeweils ein Totalschad­en, die beiden Lastwagen wurden ebenfalls stark beschädigt. Der Sachschade­n an den Fahrzeugen wird auf circa 70 000 Euro geschätzt. Zudem ist ein Fahrbahnsc­haden von rund 150 000 Euro entstanden, teilt die Polizei mit. Aufgrund von Bergungs- und Reinigungs­arbeiten musste die Autobahn am Freitag stundenlan­g gesperrt werden.

Ersthelfer retten Fahrer aus dem qualmenden Auto

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Am Freitagmor­gen hat sich auf der Autobahn bei Edenbergen ein schwerer Unfall ereignet: Bei der Bergung der beiden Verletzten spielten sich zum Teil dramatisch­e Szenen ab. Die Polizei beklagte zudem, dass es wieder einmal Probleme mit der Rettungsga­sse gab.
Foto: Marcus Merk Am Freitagmor­gen hat sich auf der Autobahn bei Edenbergen ein schwerer Unfall ereignet: Bei der Bergung der beiden Verletzten spielten sich zum Teil dramatisch­e Szenen ab. Die Polizei beklagte zudem, dass es wieder einmal Probleme mit der Rettungsga­sse gab.
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